Jene Nacht im Fruehling
die besagt: Heirate nur den, der dich auch von deinem Zwillingsbruder unterscheiden kann.«
Als Mike wieder schwieg und offenbar Hemmungen hatte, fortzufahren, sah Maxie ihn an und versuchte zu erraten, was er damit hatte andeuten wollen. »Sie meinen, Ihre Familie ist nur nach New York gekommen, um herauszufinden, ob Samantha Sie von Ihrem Zwillingsbruder unterscheiden konnte? War das der Test, den Sie vorhin erwähnten?«
»Mit einem Wort - ja. Denn vor ungefähr fünf Jahren rief Kane, mein Zwillingsbruder, meine Mutter aus Paris an und teilte ihr mit, daß er sich leidenschaftlich in eine schöne junge Französin verliebt habe und sie heiraten wollte. Meine Mutter gratulierte ihm, und eine Stunde später kam sie dann zu mir und sagte, sie habe für mich einen Flug mit der Concorde nach Paris gebucht, weil ich diese junge Dame kennenlernen sollte. Sie sagte mir nicht, weshalb, aber das war auch nicht nötig; denn wir wußten beide, warum ich von der Familie nach Paris geschickt wurde.«
»Sie sollten feststellen, ob Ihre zukünftige Schwägerin sie von Ihrem Bruder zu unterscheiden vermochte?«
»Ja.«
»Und konnte sie das?« fragte Maxie.
»Nein. Kane wußte nicht, daß ich nach Paris kommen würde. Ich fuhr also zu der Adresse, die er uns angegeben hatte, und wie sich herausstellte, war es das Haus ihrer Eltern. Ich klopfte an die Haustür, aber als mir niemand öffnen wollte, ging ich um das Gebäude herum in den Garten, und dort fand ich sie - so schön, wie Kane sie uns beschrieben hatte. Aber kaum hatte sie mich gesehen, als sie auch schon von ihrem Stuhl aufsprang, zu mir rannte, die Arme um mich warf und mir einen unglaublichen Kuß gab. Als Kane ein paar Minuten später in den Garten kam, hatte sie mir schon das Hemd halb ausgezogen.«
»War Ihr Bruder Ihnen böse, als er Sie in einer so verfänglichen Situation mit seiner Verlobten antraf?«
»Nein, wir sind da nicht so empfindlich. Er wußte natürlich, was geschehen war. Aber er konnte mich kaum ansehen, weil er wußte, daß sie uns nicht auseinanderzuhalten vermochte - und das auch später nie konnte, weil sie mich jedesmal, wenn ich in ihre Nähe kam, fragte, ob ich Kane oder Michael sei.«
»Was passierte mit ihr? Sie reden von ihr in der Vergangenheitsform.«
»Sie kam bei einem Unfall ums Leben, und Kane war untröstlich. Er war verrückt nach ihr, aber.. .«
»Aber. ..?«
»Nun - ich glaube, in meiner Familie war man der Meinung, sie sei gestorben, weil sie nicht die Richtige für Kane gewesen wäre - nicht seine Seelenverwandte sozusagen, obwohl sie außer mir niemand persönlich gekannt hat.«
»Und wie ist nun dieser Test auf dem Picknick verlaufen?«
Mike lächelte. »Sam wußte auf Anhieb, daß mein Bruder nicht ich war. Aber mein Bruder wollte das einfach nicht glauben und stellte sie immer wieder auf die Probe.
Er trat ein paarmal von hinten an sie heran und legte ihr die Hand auf die Schulter - aber sie schien sofort zu spüren, daß er es war und fragte ihn in einem ziemlich schroffen Ton: >Was wollen Sie denn von mir, Kane?<« Mike grinste nun von einem Ohr zum anderen. »Ich glaube nicht, daß sie meinen Bruder sonderlich mag.«
»Und wie denkt er über sie?«
Mike überlegte einen Moment und erinnerte sich wieder daran, wie sein Bruder Sam beim Picknick angeschaut hatte, und am Tag darauf, als er seine Söhne nach dem Frühstück bei ihm abgeholt hatte.
»Wenn ich morgen tot umfiele, würde Kane sie vermutlich fragen, ob sie ihn heiraten wolle. Nein, ich denke, er würde vor ihr auf die Knie fallen und sie bitten, ihn zu heiraten.«
Mike schob die Hände in die Hosentaschen. »Kane hat mir gezeigt, was für ein Glückskind ich bin und wieviel ich Sam verdanke. Wenn sie nicht in mein Leben getreten wäre, hätte ich wahrscheinlich so jemanden wie meine letzte Freundin geheiratet. Ich wäre vermutlich mit ihr nicht ganz unglücklich, aber auch nicht glücklich gewesen und hätte nie meine Erfüllung im Leben gefunden.«
Maxie streckte den Arm aus und nahm Mikes Hand in die ihre. »Sie sind die Antwort auf mein Gebet, Mike. Wenn ich mir noch etwas wünschen dürfte vor meinem Tod, dann die Gewißheit, daß meine Enkelin nicht mehr allein dasteht in dieser Welt, sondern jemanden an ihrer Seite hat, der sich um sie kümmert - jemand, der sie liebt.«
»Da können Sie unbesorgt sein, Maxie. Ich liebe sie mehr, als ich das zu begreifen vermag. Ich kann mich heute gar nicht mehr daran erinnern, wie mein Leben gewesen
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