Jenny heftig in Noeten
Schluss und er solo war… dass er vielleicht… dass wir vielleicht…
O Gott. Ich musste es einfach vergessen. Weil es niemals so weit kommen würde. Also wozu darüber nachdenken? Denn selbst wenn ich mehr als einen Freund in ihm sah, war ich doch für ihn offensichtlich nur die nette, kleine Jenny Greenley, die »Fragt Annie«-Annie, jedermanns beste Freundin.
Was okay war. Was sogar gut war. Es bedeutete nämlich, dass ich mich ganz entspannt von ihm nach Hause fahren lassen konnte. Alles war bestens.
Weshalb hatte ich dann aber Angst, als ich zu ihm ins Auto stieg?
Weil ich wusste, was wir gleich tun würden.
»Äh, du, Scott?«, sagte ich, als das Schild »Sycamore Hills« in Sicht kam – die Straße, in der Kurt Schraeder wohnte –, jedenfalls laut Telefonbuch, in dem nur eine Familie Schraeder verzeichnet war: Kurt Schraeder Senior. »Könnten wir einen kleinen Umweg machen?«
»Klar«, sagte Scott. »Wohin?«
»Kannst du hier einbiegen?«, sagte ich. »Am Schild.«
Scott wendete und wir fuhren eine hübsche, gepflegte Straße (übrigens nicht weit von der Straße entfernt, in der die Schlosburgs wohnen) mit großen, ziemlich modernen Einfamilienhäusern entlang.
»Verrätst du mir auch, was wir hier wollen?«, fragte Scott laut, um Aimee Manns süßen Gesang zu übertönen, der aus den Boxen drang.
»Du nimmst gerade an einer Rettungsaktion teil«, sagte ich geheimnisvoll.
»Wer wird denn gerettet? Irgendein Zahnarzt?« Das sollte sich wohl auf die etwas bonzige Architektur der Häuser beziehen, mit der mein Vater, wie ich stolz bemerken darf, nichts zu tun hatte.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Betty Ann Mulvaney.«
»Wow!« Scott schaute beeindruckt. »Was hast du vor? Willst du bei Schraeders einbrechen und sie dir holen? Sollen wir nicht warten, bis es dunkel wird? Hey, ich glaub, Kwang hat sogar ein Nachtsichtgerät…«
»Sehr lustig, aber das brauchen wir gar nicht«, sagte ich. »Und auch nicht den Schutz der Dunkelheit.«
Rechts tauchte das Haus der Schraeders auf – 1532, Sycamore Hills. Eine beeindruckende Villa im pseudomittelalterlichen Stil. Kurts Jeep parkte, wie ich erleichtert feststellte, nicht vor dem Haus.
»Okay.« Scott fuhr in die Einfahrt und stellte den Motor ab. »Und jetzt?«
»Schau gut zu, dann kannst du noch was lernen.« Ich schnallte mich ab.
Scott folgte mir zur Eingangstür. Ich klingelte.
Um ehrlich zu sein: Der Spruch »Dann kannst du noch was lernen« war reine Show.Meine Coolness war nur gespielt.Vielleicht steckte in mir doch mehr von einer Schauspielerin, als ich immer dachte.
In Wirklichkeit war ich total nervös. Ich hatte Magenschmerzen. Mein Herz klopfte wie ein Presslufthammer. Meine Hände schwitzten – diesmal nicht wegen Scott, sondern weil ich keine Ahnung hatte, ob mein Plan funktionieren würde.
Aber eines wusste ich: Wenn ich es nicht wenigstens probierte, würde sich gar nichts ändern.
Wie erhofft öffnete uns Kurts kleine Schwester die Tür. Sie trug eine Kette mit Anhänger, auf dem »Vicky« stand. Ich stützte die Hände auf die Knie (so konnte ich mir gleichzeitig den Schweiß an der Jeans abwischen), damit unsere Augen auf gleicher Höhe waren, und sagte: »Hi. Kennst du mich?«
Vicky zog den Zopf, auf dem sie herumgekaut hatte, aus dem Mund und quietschte erstaunt: »Wow! Du bist Jenny Greenley. Die, die mit Luke Striker auf den Frühlingsball geht. Ich hab dich in den Nachrichten gesehen!«
»Ja, stimmt, die bin ich«, sagte ich bescheiden. »Sag mal, ist Kurt zu Hause?«
Vicky sah mich mit großen Augen an und schüttelte den Kopf. »Nö, der ist zum See gefahren. Mit Courtney.«
»Ach, das ist ja doof.« Ich versuchte, enttäuscht auszusehen.
Die Schauspielerei fiel mir immer leichter. »Hat er vielleicht was für mich dagelassen. Eine Puppe?«
Vickys Augen wurden noch größer. »Meinst du Betty Ann?«
»Ja«, sagte ich. Meine Magenschmerzen ließen etwas nach. »Genau. Wir wollten uns nämlich abwechselnd um sie kümmern und jetzt bin ich an der Reihe. Wahrscheinlich hat Kurt das vergessen. Könntest du mir einen Gefallen tun und in sein Zimmer gehen und sie holen?«
Vicky stopfte sich wieder das Ende ihres Zopfes in den Mund.
»Ich darf aber nicht in Kurts Zimmer«, sagte sie und saugte energisch an den Haaren. »Wenn ich noch mal reingehe, sagt er’s Mom, hat er gesagt.«
»Aber dieses Mal wird er nichts dagegen haben, Vicky«, sagte ich. »Du tust ihm sogar einen Riesengefallen. Weil, weißt du, wenn
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