Jenny heftig in Noeten
gesellschaftspolitisches Experiment sah, und er war der verrückte Professor, der es durchführte.
Nach kurzem Zögern sagte ich: »Keine Ahnung. Männer sind eben komisch.«
»Nein, das ist es nicht.« Trina zog die Stirn in Falten. »Jedenfalls nicht nur. Du bist eben einfach ein guter Mensch.«
»Trina!« Ich schüttelte lachend den Kopf. »Das bin ich überhaupt nicht. Wo warst du, als ich meinen Wutanfall bei Mr Hall hatte? Hast du nicht mitgekriegt, was ich mir in letzter Zeit geleistet hab?«
»Eben«, sagte Trina. »Du hast lauter gute Sachen gemacht. Schau dir mal dagegen mich an. Ich wollte mit meinem Freund Schluss machen, nur um mit einem Filmstar zum Ball zu gehen. Wie fies ist das? Du hast nicht nur Lukes Identität geheim gehalten – hey, jedes andere Mädchen wäre rumgerannt und hätte ›Luke Striker! Luke Striker!‹ gebrüllt –, sondern hast auch versucht, ihn zu schützen, als wir ihn erkannt haben. Und was du für Cara getan hast… nicht dass ich sie sonderlich mag, oder so… aber du hast dir die Zeit genommen, ihr zu verklickern, dass sie ihre Art radikal ändern muss und nicht ständig krampfhaft versuchen soll, etwas zu sein, was sie nicht ist. Und jetzt gibt es viel weniger Leute, die sie zu Tode nervt, als früher.«
»Hm.« Ich war mir nicht sicher ob das ein Kompliment sein sollte. »Kann sein…«
»Und dann das mit Betty Ann!« Trina schüttelte den Kopf. »Versuch es nicht abzustreiten. Die ganze Schule redet darüber. Du bist einfach zu Kurt nach Hause und hast sie dir geholt, oder?«
»Na ja…« Ich fragte mich, wie ich das Gespräch auf Scott bringen konnte.Wollte ich überhaupt über ihn reden? Meine Gefühle für ihn waren so neu… und außerdem wusste ich genau, was Trina sagen würde. »Ganz so war es nicht…«
»Also bitte, wie hätte ich mit diesen Typen noch nach Bishop Luers fahren können?«, sagte Trina achselzuckend. »Seit du nicht mehr dabei bist, ist alles nur noch schlimmer geworden. Mr Hall hat sogar versucht, uns dazu zu bringen, dich anzurufen und zum Weitermachen zu überreden.Aber nicht weil – nimm es mir nicht übel, Jen –, nicht weil du so eine gute Sängerin bist, sondern weil ihm klar war, dass er ohne dich nicht berühmt werden kann, weil er für die Presse uninteressant ist… wenn Luke Strikers Freundin nicht mehr in seinem Chor mitsingt. Ja, ja, ich weiß schon, dass ihr nur gute Freunde seid, aber das ändert nichts daran. Die ganze Sache hat zum Himmel gestunken. Deswegen bin ich heute Morgen nicht mitgefahren. Annie hat mal wieder voll Recht gehabt.«
Ich schreckte zusammen, als ich mein geheimes Pseudonym hörte. »Womit?«
»Du weißt schon. Das Leben ist kurz, und wenn man keine neuen Sachen ausprobiert, kann man nicht herausfinden, worin man wirklich gut ist. Und um neue Sachen anzufangen, muss man sich von den Sachen verabschieden, von denen man weiß, dass sie nicht das Richtige sind.«
»Hm«, machte ich, als sei mir das völlig neu. »Da könnte was dran sein.«
»Wie › da könnte was dran sein‹ ?« Trina griff wieder nach ihrem Bleistift. »Natürlich ist da was dran. Das hat Annie gesagt. Liest du ihre Briefe überhaupt? Solltest du vielleicht, da könntest du noch was lernen.«
Ich war so was von glücklich, meine beste Freundin wiederzuhaben! Insofern hatten Mrs Mulvaney und ich etwas gemeinsam.
Mal abgesehen davon, dass meine beste Freundin auch reden kann.
Erst als es zur Mittagspause klingelte und Trina und ich unsere Bücher zusammenpackten, um in die Cafeteria runterzugehen, hielt uns die Bibliothekarin an.
»Tut mir Leid, Jenny«, sagte sie und lächelte entschuldigend. Sie kennt mich gut, weil ich so oft Bücher ausleihe. Immerhin hab ich jedes einzelne Buch aus der Sci-Fi-Abteilung gelesen. »Ich muss euch leider fragen… habt ihr eine Genehmigung, die vierte Stunde hier zu verbringen? Sonst muss ich euch nämlich im Di
rektorat melden.«
O Gott – erwischt. Okay, das war’s.
»Ja, melden Sie uns ruhig!«, sagte Trina mit Nachdruck. Im Ernst. Sie schien begeistert darüber zu sein, beim Blaumachen erwischt worden zu sein. »Ich heiße Catrina Larssen mit zwei s. Und Jen kennen Sie ja.Wir sind bei den Toubadours ausgestiegen. Sie wissen schon, das ist unser Musicalchor. Wahrscheinlich wird die Schulleitung uns zwingen, wieder hinzugehen, aber dann muss meine Mutter leider bei der Schulbehörde anrufen, weil Mr Hall nämlich versucht hat, dieses arme Mädchen seelisch fertig zu machen.« Trina
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