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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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als er von einem eisernen Würgegriff auf die Straße und in den Wald gezerrt wurde. Verzweifelt versuchte er zu schreien, doch eine schlanke Hand legte sich auf seinen Mund und er vermochte es nicht, einen einzigen Ton durch ihre Finger hindurchzuquetschen. Der Heimatlose erkannte rasch, dass die Lage aussichtslos war und gab auf. Er wurde hinter einen Stein gezogen, bevor dieselben, eisernen Spinnenhände ihn so stramm fesselten, dass das Blut ihm stockte. Als Lannus unsanft umgedreht wurde, wusste er nicht, ob er vor Freude schreien oder vor Furcht kauern sollte.
     
     
     
     
     

XXV
     

     

     

     

    Garandor gefiel es nicht, wie Waldoran mit einem fremden, ihnen ohnehin in Kampfkraft unterlegenen Menschen umging. Der Elf hatte den Knoten eindeutig zu fest gezerrt, sodass die Hände ihres Gefangenen sich dem Blau der lediglich durch Sandalen geschützten Füße anpassten. Er wimmerte kläglich; der Regen rann ihm in Strömen über das verängstigte Gesicht und seine Kleider waren dunkelgrau durch die Nässe. Waldoran packte den Mann am Kragen und zwang ihn, in die klaren, elfischen Augen zu blicken.
    Sie verweilten eine Endlosigkeit in dieser Position, während Garandor nicht verstand, was der Elfenfürst erreichen wollte. Wie aus dem Nichts ließ Waldoran den Fremden los und zog ihm den rechten Ärmel hoch. Eine fingerlange Feder zierte seinen Arm knapp über dem Handgelenk. Garandor benötigte einige Momente, um sich der Bedeutung dieses Fundes zu entsinnen, doch plötzlich traf es ihn wie ein gefällter Baum – sie hatten den vierten Auserwählten gefunden. Garandor hatte vergessen, dass sie sich auf der Suche befanden, schließlich hatte Waldoran sie aufgrund einer bloßen Vermutung nicht durch Mentél geführt, da er sich beinahe sicher war, dass sie den vierten Auserwählten in Marmon antreffen würden. Es hatte sich angefühlt, als wären sie fröhlich ins Land der Feinde marschiert.
    „ Dieses Muster ziert dich seit deiner Geburt.“ stellte Waldoran harsch fest. „Sag mir deinen Namen.“
    „ Mein Name ist Lannus. Das ist möglich. Ich kann mich nicht daran erinnern, es bekommen zu haben.“ antwortete der Fremde ängstlich, doch ehrlich.
    „ Du wirst mit uns reisen.“ stellte Waldoran nun ruhig fest, woraufhin der Fremde ihm einen verzweifelten Blick zuwarf, welcher die Frage nach dem
Weshalb
deutlicher schrie als jedes Wort.
    „ Das wirst du früh genug erfahren. Wir müssen weiter.“ Er warf Dante und Garandor einen flüchtigen Blick zu, um ihnen zu signalisieren, dass sie ihre Sachen zusammenbinden und schultern sollten.
    Lannus, dessen Fesseln Waldoran entfernt hatte, stand unsicher auf und klopfte sich den Dreck von seinen edlen Kleidern.
    „ Nein.

konstatierte der Heimatlose perplex.
    Doch ein Blick des Elfen machte ihn gefügig.
    Sie hatten den vierten Auserwählten tatsächlich entdeckt, staunte Garandor. Und Lannus freute sich wie ein Kind, als der Zwerg ihm offenbarte, auf welch wichtiger Mission sie sich befanden und welch wichtige Rolle er in ihr einnahm.
    „ Wir sind die einzigen, die das gesamte östliche Reich vor Latenors Dunkelheit bewahren können.“ konstatierte er mit wachsenden Augen. Die Tatsache, dass Teranon in die Nacht davon geritten war, hatte er bereits vergessen.
    „ Es ist nicht so heldenhaft, wie du es dir vorstellst. Wir rasten kaum und verhungern nur nicht, weil Waldoran ein fabelhafter Jäger ist. Außerdem weiß ich nicht, ob ich meine Freunde jemals wieder sehen werde.“ Diese Worte schienen Lannus‘ Stimmung ein wenig zu trüben, doch nicht aus Garandors Gründen.
    „ Ich habe keine Freunde. Ich bin ein einfacher Dieb, der sich sein gesamtes Leben alleine durchschlagen musste.“ Er hielt kurz inne und blickte zu Boden. „Ich werde von den Mitgliedern eines mächtigen Zirkels gejagt, nachdem ich einen ihrer Streiter unbeabsichtigt ermordet habe. Mein Plan sah vor, zu einem Bekannten hinter den Bergen zu fliehen.“ Die Trauer seiner Stimme hielt sich allerdings in Grenzen, da die Aussichten auf sein neues Leben ihn beinahe überwältigten.
    Die Tatsache, dass Lannus gejagt wurde, interessierte weder Garandor noch Waldoran, welcher sich sicher war, dass niemand ihnen aufgrund einer Blutfehde in das Gebirge folgen würde.
    „ Das tut mir leid.“ war alles was der Zwerg hervorbrachte.
    „ Mach dir keine Gedanken über mich, Garandor.“ lautete die knappe Antwort.
    Um einiges stiller marschierten sie weiter. Das Land hatte den Zenit der

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