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Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Jenseits der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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unternahm.

    Eine dumme, oft unerfreuliche und eingebildete Person, die anderen Menschen Verdruss bereitet.
    Jacob sah mit gerunzelter Stirn zu der dünnen Rauchfahne hinüber, die sich über den Baumkronen kräuselte. Die Definition von »Pinsel« war ihm gleichgültig. Es machte ihm nichts aus, »unerfreulich« oder »eingebildet« genannt zu werden. »Dumm« allerdings schon. Er würde es nicht hinnehmen, dass eine magere Frau, für die eine Verbrennungsmaschine der Gipfel der technischen Errungenschaft bedeutete, ihn als dumm bezeichnete.
    Er hatte ziemlich viel erledigen können über Nacht. Sein Schiff war bestens getarnt und seine Aufzeichnungen auf den letzten Stand gebracht. Einschließlich eines Berichts über die unangenehme Begegnung mit Sunbeam Stone. Erst bei Sonnenaufgang hatte er sich wieder an seine Tasche erinnert.
    Hätte sie ihn nicht dazu gebracht, die Beherrschung zu verlieren, hätte er die Tasche nie zurückgelassen. Nicht, dass sich irgendetwas Wertvolles darin befand. Aber es ging ums Prinzip. Er war normalerweise nicht zerstreut, und er vergaß Kleinigkeiten nur, wenn sein Verstand sich mit größeren Dingen beschäftigte.
    Es regte ihn maßlos auf, dass er ständig an diese Frau denken musste. Immer wieder war ihr Bild vor ihm aufgetaucht, während er die Nacht durchgearbeitet hatte. Ein ständiges Ärgernis, wie ein Jucken auf dem Rücken, genau an der Stelle zwischen den Schulterblättern, an die man nicht herankam. Ihre Haltung, wie sie gegen ihn gekämpft hatte … Kinn hochgereckt, jeder Muskel in ihrem Körper angespannt. Wie sich dieser Körper unter seinem angefühlt hatte … herausfordernd, zum Sprung bereit. Wie ihr Haar geleuchtet hatte. Genau wie ihr Name. Sonnenstrahl …
    Wütend über sich selbst, schüttelte er den Kopf, so als könne das helfen, die lästigen Gedanken zu vertreiben. Er hatte keine Zeit für Frauen. Nicht etwa, dass er Frauen nicht mochte, aber alles zu seiner Zeit. Und jetzt war nun einmal nicht die Zeit für Vergnügungen. Außerdem: Wenn ihm nach dieser Art von Vergnügungen war, dann würde er bestimmt nicht Sunbeam Stone dafür auswählen.
    Je mehr Jacob darüber nachdachte, wo und in welcher Position er sich befand, desto überzeugter wurde er, dass Cal zur Vernunft gebracht und nach Hause geholt werden musste.
    Eine Art Weltraumfieber. Das war es. Cal hatte einen Schock erlitten, und die Frau – wie so manche Frau in dieser Epoche – hatte das schamlos ausgenutzt. Wenn Jacob seinem Bruder die Logik des Ganzen klarmachte, würden sie gemeinsam zum Schiff zurückkehren und nach Hause fliegen.
    In der Zwischenzeit würde er die Gelegenheit wahrnehmen und vor Ort diesen kleinen Flecken hier genauestens erforschen.
    Am Waldrand hielt Jacob inne. Heute war es merklich kälter als gestern, und er bereute es, keine warme Kleidung mitgebracht zu haben. Graue Wolken voller Schnee hatten sich über die Sonne geschoben. In dem düsteren Licht sah er zu, wie Sunny Holzscheite von dem Stoß hinter der Hütte auf ihren Armen stapelte. Sie sang lauthals und mit rauchiger Stimme von einem Mann, der sich davongemacht hatte. Sie hörte ihn nicht, als er näher kam.
    »Entschuldigung.«
    Mit einem kleinen Aufschrei sprang sie zurück und ließ prompt die Scheite aus ihrem Arm fallen. Einer davon landete auf ihrem Fuß. Sunny fluchte und hüpfte auf einem Bein herum. »Verflixt! Macht es dir Spaß, mich zu erschrecken?«
    Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. »Ein bisschen. Tut es weh?«
    »Nein, es ist ein wunderbares Gefühl. Ich könnte ohne Schmerz gar nicht leben.« Sie biss die Zähne zusammen und rieb sich die Zehen, bevor sie den Fuß vorsichtig auf die Erde zurückstellte. »Wo kommst du her?«
    »Philadelphia.« Ihre zusammengekniffenen Augen ließen ihn hinzufügen: »Oh, du meinst, woher ich jetzt komme?« Er deutete mit dem Daumen hinter sich. »Aus der Richtung.« Dann blickte er auf die zerstreuten Holzscheite. »Brauchst du Hilfe?«
    »Nein.« Sie hob die Scheite auf, ohne Jacob aus den Augen zu lassen. »Soll ich dir sagen, warum ich hierher gekommen bin, Hornblower? Um Ruhe und Frieden zu haben. Um die Einsamkeit zu genießen.« Sie blies sich den Pony aus der Stirn. »Weißt du, was ich damit meine?«
    »Ja.«
    »Schön.« Sie drehte sich um, humpelte zur Hütte zurück, knallte die Tür hinter sich zu und ließ die Holzscheite in die Kiste vor dem Kamin fallen. Dann ging sie in die Küche. Und fluchte laut. »Was denn noch?«
    »Ich habe

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