Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
dass Libby Cal zu etwas gezwungen hat. Mit irgendeinem hinterlistigen weiblichen Trick.«
»Wendet sie die denn regelmäßig an?«
Sunny verschluckte sich prompt an ihrem Tee und hustete. »Für dich mag das ja schwer zu verstehen sein, Hornblower, aber Cal und Libby lieben sich. Du hast doch schon von der Liebe gehört? Oder ist dir das zu hoch?«
»Das Konzept als solches ist mir bekannt«, erwiderte Jacob sanft. Wirklich faszinierend, zu beobachten, wie ihr Ärger wuchs, schon bei der kleinsten Provokation. Ihre Augen wurden dunkler, ihre Wangen röteten sich, und das Kinn ruckte nach oben. Jacob fand seine Gastgeberin höchst attraktiv, wenn sie gelassen und entspannt war, aber sie war einfach umwerfend, wenn sie sich aufregte. Er wäre kein Mann gewesen, wenn er sich nicht gefragt hätte, wie sie wohl aussehen mochte, wenn er sie auf andere Weise erregte. »Nun, ich persönlich habe noch keine Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht, aber ich bin offen für alles Neue.«
»Wie großmütig von dir«, murmelte sie. Sunny stand auf, steckte die Hände in die Rücktaschen ihrer Jeans und ging zum Fenster hinüber. Der Mann war unmöglich. Es würde wahrlich an ein Wunder grenzen, wenn sie sich so beherrschen konnte, dass sie ihn nicht umbrachte, bevor Cal und Libby zurückkamen.
»Was ist mit dir?«
»Was soll mit mir sein?«, fragte sie verständnislos.
»Hast du schon Erfahrungen in der Liebe gemacht?«
Sunny bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Halt dich aus meinem Privatleben heraus.«
»Natürlich, tut mir leid.« Es tat ihm nicht leid, nicht das kleinste bisschen. »Ich dachte nur … Du hörst dich so erfahren an, wenn du über dieses Thema redest. Und doch bist du nicht verheiratet.«
Ob nun gezielt oder ins Blaue – der Schuss saß. Nein, sie war noch nie richtig verliebt gewesen, auch wenn sie es mehrere Male versucht hatte. Und Selbstzweifel nährten ihren Ärger jetzt nur.
»Nur weil jemand noch keine persönlichen Erfahrungen mit der Liebe gemacht hat, bedeutet das nicht, dass er oder sie den Wert der Liebe nicht anerkennen kann.« Sie wirbelte zu ihm herum, hasste es, so in die Enge getrieben worden zu sein, und war fest entschlossen, die Zügel wieder in die Hand zu bekommen. »Es ist eine bewusste Entscheidung, dass ich nicht verheiratet bin.«
»Ich verstehe.«
Der Ton, in dem er das sagte, ließ sie mit den Zähnen mahlen. »Außerdem sprechen wir hier nicht über mich, sondern von Libby und Cal.«
»Ich dachte, wir reden über die Liebe als Konzept.«
»Mit einem herzlosen Klotz über die Liebe zu reden, ist reine Zeitverschwendung. Und ich verschwende meine Zeit nie unnütz.« Sie stützte eine Hand in die Hüfte. »Aber da Libby und Cal uns beiden am Herzen liegen, klären wir die Sache am besten ein für alle Mal.«
»Na schön.« Jacob tippte mit dem Schraubenzieher auf den Tisch. Er brauchte keine Datenbank, um zu wissen, was ein Klotz war. Noch ein Strich auf seiner Strichliste. Sie würde dafür bezahlen, wenn das alles hier vorbei war. »Klären wir es.«
»Du gehst also automatisch davon aus, dass meine Schwester, da sie eine Frau ist, deinen Bruder, der schließlich nur ein Mann ist, in die Ehe gelockt hat? Ein antiquierteres Konzept kann es ja wohl gar nicht geben, oder?«
Er wollte gerade den Mantel vom Toaster schrauben und hielt inne. »Es ist ein antiquiertes Konzept?«
»Geradezu unglaublich altmodisch, chauvinistisch und extrem dumm.«
»Dumm?«, wiederholte er.
»Idiotisch. Einfach völlig idiotisch.« Mit gespreizten Beinen und vorgerecktem Kinn forderte sie ihn heraus. »Nur ein echter Idiot würde heute noch an dieser Neandertaler-Einstellung festhalten. Vielleicht hast du die letzten Dekaden verschlafen, Kumpel, aber die Dinge haben sich geändert.« Sie hatte sich jetzt so richtig in Fahrt geredet, sie war wie eine Dampfwalze, die sich nicht aufhalten ließ. »Heutzutage können Frauen Entscheidungen treffen, haben Optionen, Alternativen. Selbst ein paar Exemplare eurer Gattung haben eingesehen, dass auch Männer von der Gleichberechtigung der Frau profitieren. Ausgenommen natürlich Männer wie du, die in ihrer eigenen Selbstherrlichkeit stecken geblieben sind.«
Er erhob sich, langsam und drohend, und wenn sie nicht schon so wütend gewesen wäre, hätte spätestens diese Geste sie wütend gemacht. »Ich bin in nichts stecken geblieben.«
»Oh doch, Hornblower, du steckst bis zum Hals in diesem Sumpf. Seit du hier aufgetaucht bist, versuchst
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