Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
und wunderte sich über die Enttäuschung, die er dabei empfand. »Ich nehme an, deine Regeln.«
»Stimmt.« Auch wenn sie sich lieber gesetzt hätte, zwang sie sich dazu, ihm in die Augen zu sehen. »Von mir aus können wir gerne darüber debattieren. Ich liebe einen guten Streit.«
»Du bist sehr verführerisch, wenn du streitest.«
Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Das hatte ihr noch niemand vorgeworfen. »Du wirst einfach lernen müssen, dich besser zu beherrschen.«
»Das ist nicht gerade meine Stärke.«
»Du kannst natürlich auch gern woanders hingehen. Durch mittlerweile einen Meter Schnee.«
Jacob sah zum Fenster hinaus. »Ich werde mir Mühe geben.«
»Also gut.« Sunny holte tief Luft. »Auch wenn wir uns nicht sonderlich mögen, sollten wir doch wenigstens versuchen, zivilisiert miteinander umzugehen, solange wir hier zusammen festsitzen.«
Er hätte gern mit einem Finger ihre Wangenkonturen nachgezeichnet, doch er widerstand der Versuchung. »Kann ich dich etwas fragen?«
»Wenn es sein muss, sicher.«
»Reagierst du immer so auf Männer, die du nicht magst?«
»Das geht dich nichts an.« Der Ärger flackerte wieder auf und trieb ihr das Blut in die Wangen.
»Ich hielt es für eine sehr zivilisierte Frage.« Lächelnd änderte er die Taktik. »Aber ich ziehe sie zurück, denn wenn wir uns schon wieder streiten, landen wir nur gemeinsam im Bett.«
»Also, das ist doch …«
»Willst du das etwa riskieren?« Er nickte zufrieden, als sie nichts erwiderte. »Das dachte ich mir. Wenn es dich beruhigt … ich auch nicht.« Damit setzte er sich wieder hin und nahm die Werkzeuge zur Hand. »Warum haken wir das Ganze nicht als Missverständnis ab?«
»Du warst doch derjenige, der …«
»Ja.« Er hob den Blick zu ihr, darauf bedacht, völlig neutral zu bleiben. »War ich.«
Mit stolzer Miene kam sie auf den Tisch zu, obwohl sie viel lieber davongerannt wäre und ihre Wunden geleckt hätte. »Eine Entschuldigung ist wohl zu viel verlangt, nehme ich an?«
»Ich muss mich nicht entschuldigen«, erwiderte er leichthin.
Sunny schnappte sich ein Teil vom Toaster und warf es gegen die Wand. »Du hast dich hier zu Tätlichkeiten hinreißen lassen, Hornblower.«
Nur mit Mühe hielt er sich zurück. Wenn er sie jetzt berührte, würden sie beide es bereuen. »Also gut. Es tut mir leid, dass ich dich geküsst habe, Sunny.« Seine Stimme klang angestrengt, als er sie jetzt anblickte. »Du ahnst nicht, wie sehr.«
Sunny wirbelte auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Raum. Die Entschuldigung hatte sie nicht besänftigt, im Gegenteil. Jetzt war sie erst recht verletzt. Sie nahm das schwerste Buch zur Hand, das sie finden konnte, und schleuderte es durch den Wohnraum. Trat gegen das Sofa, fluchte laut und rannte dann die Treppe hinauf.
Es half nicht. Nichts half. Die Wut rumorte weiter in ihr. Aber noch viel schlimmer war das Verlangen, diese ungestüme, wilde Sehnsucht. Das war nur seine Schuld, er hatte das getan. Sie knallte die Tür hinter sich zu. Und auch noch absichtlich. Da war sie ganz sicher.
Er hatte sie so wütend gemacht, dass sie bei seinem Kuss völlig irrational reagiert hatte. Aber das würde ihr nicht noch mal passieren, das schwor sie sich. Erniedrigung war genauso schlimm, wie ausgetrickst zu werden, und ihm war beides innerhalb weniger Stunden gelungen. Dafür würde er bezahlen.
Sunny warf sich auf ihr Bett und verbrachte den restlichen Nachmittag damit, sich zu überlegen, wie sie Jacob Hornblower das Leben zur Hölle machen konnte.
4. K APITEL
Jacob verfluchte sich. Er hätte Sunny nie anrühren dürfen. Dann entschied er sich, sie zu verfluchen. Das war wesentlich angenehmer. Schließlich hatte sie die ganze Sache angefangen. Und er hatte von vornherein gewusst, dass diese Frau ihm Probleme machen würde.
Es gab Leute auf der Welt – gleich welcher Welt –, die dazu geschaffen waren, das Leben anderer Menschen zu komplizieren. Sunbeam Stone gehörte zu dieser Kategorie. Ihr Aussehen, ihre Stimme, ihre Bewegungen … sie hatte alles, was eine Frau brauchte, um einen Mann vom Wesentlichen abzulenken. Ihn so aufzureiben, dass er den Verstand verlor.
Jedes Zusammentreffen mit ihr war eine Herausforderung. Dieses kühle Lächeln, und dann das hitzige Temperament. Eine Kombination, der er nicht widerstehen konnte. Und sie wusste das, davon war er überzeugt.
Als er sie geküsst hatte – der Himmel konnte bezeugen, dass er das gar nicht vorgehabt hatte –, war er
Weitere Kostenlose Bücher