Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
hatte, die Situation zu analysieren, redete er sich ein, es sei ein Reflex gewesen, so wie ein Mann schluckt, wenn er trinkt. Es war weder absichtlich noch überlegt. Und es war mit Sicherheit nicht klug.
Er zog sie an sich, fuhr mit einer Hand in ihr Haar und presste seinen Mund auf ihre Lippen. Sie sperrte sich, Überraschung und Ärger verliehen ihr Kraft. Aber er verstärkte seinen Griff nur noch. Es war Verzweiflung, die ihn dazu brachte, ein Gefühl, das er bisher nie bei einer Frau empfunden hatte. Er musste sie küssen – oder sterben.
Sie wollte an ihrem Ärger festhalten, während ein Dutzend unterschiedlicher Gefühle in ihr tobten – Entzücken, Verlangen, Euphorie, Wahnsinn. Sie versuchte, Jacob zu verfluchen, doch über ihre Lippen kam nur ein lustvoller Seufzer. Und dann schob sie die Hände in sein Haar, und ihr Herz hämmerte wie wild. Mit einem schnellen Ruck zog er sie auf seinen Schoß.
Sein Atem ging stoßweise, so wie ihrer. Sein Mund suchte gierig, seine Hände forschten fiebrig. Ihr blieb keine Wahl, sie erwiderte seine Berührungen, genauso wild, genauso unersättlich. Ein Holzscheit im Kamin zersprang, ließ Funken aufstieben.
War es das, wonach sie all die Jahre gesucht hatte? Die Erregung, die Herausforderung, die Macht? Kopfüber stürzte sie sich in die Empfindungen und ließ sich von der Wucht mitreißen.
Je mehr er nahm, desto mehr wollte er. Er bog ihren Kopf zurück, sein Mund fand ihren Hals, der Geschmack ihrer Haut verhexte ihn. Er kostete mit Zähnen und Zunge, und noch immer war es nicht genug.
J. T. schob seine Hände unter ihren Pullover und ertastete ihre Rundungen. Seine Fingerspitzen sandten Bilder von Rosenblättern an sein Hirn, Bilder von warmem Satin. Als er mit seiner Hand ihre Brust umschloss, erschauerten sie beide. Erneut presste er die Lippen auf ihren Mund.
Es war, als würden sie beide in einem Traum versinken. Kein sanfter, nebliger, sondern ein kraftvoller und farbenfroher. Als seine Lippen über ihr Gesicht wanderten, schloss sie die Augen. Und ihr Herz, so stark und unverletzbar, war verloren.
Die Liebe erfüllte Sunny wie eine plötzliche Erkenntnis, machte sie atemlos und schwach. Ihre Hände, sonst immer so kräftig, glitten hilflos an seinen Armen herab.
Hilflos.
Das war es, was sie zur Vernunft brachte. Sie zog sich von ihm zurück. Das konnte unmöglich Liebe sein. Es war absurd und gefährlich, sich so etwas einzubilden.
»Jacob, hör auf.«
»Aufhören?« Er biss sie ins Kinn, nicht gerade sanft.
»Ja, hör auf damit.«
»Warum?« Er fühlte die Veränderung, die in ihr vorging, diesen frustrierenden Rückzug. Bewusst fuhr er mit den Fingern leicht über ihren Rücken, spürte das Zucken in ihr. »Ich will dich, Sunny. Und du willst mich.«
»Ja.« Was machte er da nur mit ihr? Sie hob protestierend die Hand, ließ sie schwach gegen seine Brust sinken. »Nein. Lass das.«
»Was?«
»Was immer du da tust.«
Sie zitterte nahezu unkontrolliert. Sie war jetzt völlig verletzlich. Jacob verfluchte sich. Warum mussten ihn ausgerechnet in dem Moment, als sie wehrlos war, moralische Skrupel befallen? »Na gut.« Er hob sie von seinem Schoß und setzte sie neben sich auf dem Boden ab.
Sie zog die Knie an und schlang die Arme darum. Ihr war plötzlich eiskalt. »Das hätte nicht passieren dürfen. Und schon gar nicht so schnell.«
»Es ist aber passiert«, widersprach er. »Und es wäre albern, etwas anderes zu behaupten.«
Sie sah auf, als er sich erhob. Der Kamin strahlte immer noch Hitze aus. Die Kerzen, die sie angelassen hatten, waren fast heruntergebrannt. Draußen vor den Fenstern erschien der erste Hauch des Morgengrauens jenseits des Sturms, auch wenn der Wind noch an den Scheiben rüttelte.
Sunny hatte das alles vergessen. Als sie in Jacobs Armen gelegen hatte, war sie sich nur des Sturms in ihrem Innern bewusst gewesen. Es hatte kein anderes Feuer außer ihrer Leidenschaft gegeben. Und das einzige Versprechen, das sie sich gemacht hatte, nämlich dass sie wegen eines Mannes nie die Kontrolle verlieren würde, war gebrochen worden.
»Für dich ist das alles unheimlich einfach, nicht wahr?« Sie war erschrocken über die Bitterkeit in ihrer Stimme.
Er musterte sie lange. Nein, es war nicht leicht für ihn, obwohl es das sein sollte. Dass es nicht einfach war, verwirrte ihn maßlos. »Warum sollte es kompliziert sein?« Die Frage galt ihr genauso wie ihm.
»Ich lasse mich nicht mit Fremden ein.« Sunny sprang auf, nur von
Weitere Kostenlose Bücher