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Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Jenseits der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einem Wunsch beherrscht – eine Tasse Kaffee zu trinken und allein zu sein. Sie ließ ihn stehen und ging in die Küche, nahm eine Cola aus dem Kühlschrank. Dann würde sie sich ihr Coffein eben in kalter Form einflößen.
    Jacob wartete und dachte darüber nach, was der Computer an Informationen geliefert hatte. Die physische Anziehungskraft war auf jeden Fall da. Und so sehr er es auch verabscheute, Gefühle waren bei ihm ebenfalls existent. Es war unnütz, wütend zu werden. Sunny reagierte unter diesen Umständen offensichtlich völlig normal. Er war es, der aus der Reihe getanzt war. Ein ernüchternder Gedanke, dem er sich stellen musste.
    Trotzdem wollte er sie. Und inzwischen hatte er sich entschlossen, sie auch zu bekommen. Sein Erfolg würde logischerweise davon abhängen, ob er sie in der Art umwerben konnte, wie es ein typischer Mann des zwanzigsten Jahrhunderts tun würde.
    Jacob ließ langsam den Atem aus. Er wusste zwar nicht, was genau er sich darunter vorzustellen hatte, aber den ersten Schritt glaubte er verstanden zu haben. So viel würde sich in zweihundert Jahren sicherlich nicht geändert haben.
    Als er die Küche betrat, stand Sunny am Fenster und starrte in den unablässig fallenden Schnee. »Sunny …« Oh, wie sehr ging ihm das gegen den Strich! »Ich möchte mich entschuldigen.«
    »Ich will keine Entschuldigung von dir.«
    Jacob schlug die Augen zur Decke und betete um Geduld. »Was willst du dann?«
    »Nichts.« Sie konnte es kaum fassen, aber sie war den Tränen nahe. Sie weinte nie, empfand Weinen als peinliche Schwäche. Rasende Wut war ihr immer lieber gewesen als Tränen. Trotzig kämpfte sie gegen das Brennen in ihren Augen an. »Vergiss es einfach.«
    »Was? Das, was passiert ist, oder dass ich mich zu dir hingezogen fühle?«
    »Sowohl als auch.« Als sie sich zu ihm umdrehte, waren zwar keine Tränen zu sehen, aber ihre Augen glänzten verräterisch, und dabei fühlte er sich extrem unwohl. »Ist sowieso egal.«
    »Scheinbar nicht.« Es schien, als könne er nichts tun. Wenn sie ihn weiter so anschaute, würde er sie wieder berühren müssen.
    »Hör zu, J. T., betrachten wir es als einmaligen Lapsus.« Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Wir beide sind erwachsen. Wir müssen uns nur auch wie Erwachsene benehmen.«
    »Ich dachte, das hätten wir getan.« Er versuchte zu lächeln. »Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe.«
    »Es war ja nicht allein deine Schuld.« Es gelang ihr tatsächlich, ihn ebenfalls anzulächeln. »Die Umstände. Wir sind allein, der Strom fällt aus. Kerzen und Kaminfeuer.« Sie zuckte die Achseln und fühlte sich miserabel. »Jeder hätte sich davon beeinflussen lassen.«
    »Wenn du meinst …« Er machte einen Schritt vor, sie einen zurück. Dieses Werben, dachte Jacob, bedarf einer genauen Strategie. »Aber ich fühle mich auch ohne Kerzenlicht zu dir hingezogen.«
    Sie wollte etwas erwidern, wusste aber nicht, was sie sagen sollte, und fuhr sich nur erneut durchs Haar. »Du solltest schlafen. Ich bringe inzwischen mehr Feuerholz herein.«
    »Na gut. Sunbeam?«
    Sie drehte sich zu ihm um, amüsiert und gleichzeitig entnervt, weil er ihren vollen Namen benutzt hatte.
    »Ich habe es genossen, dich zu küssen. Sehr sogar.«
    Unverständliches vor sich hin murmelnd, schlüpfte sie in ihre Jacke und verschwand nach draußen.
    Der Tag zog sich endlos dahin. Sunny wünschte, Jacob würde länger schlafen. Aber im Grunde machte es keinen Unterschied. Er war da. Und solange er hier war, störte er. Obwohl sie sich in ihre Bücher vergrub, war sie sich seiner Anwesenheit manchmal so stark bewusst, dass sie am liebsten laut aufgestöhnt hätte.
    Jacob las. Nahezu gierig, wie Sunny dachte. Einen Roman nach dem anderen nahm er vom Bücherregal und verschlang ihn. Der Wohnraum war das einzige Zimmer, in dem man es aushalten konnte, wegen des Kaminfeuers, das sie abwechselnd in Gang hielten.
    Zum Lunch machten sie sich Sandwichs, Sunny raffte sich gerade noch dazu auf, auf dem Feuer Wasser für Tee zu kochen. Miteinander gesprochen wurde nur, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ.
    Am Abend waren sie beide so ruhelos und gereizt, dass sich die Frage aufdrängte, wie der Tag wohl verlaufen wäre, wenn sie sich unter einer Decke aneinander gekuschelt hätten, anstatt darauf zu achten, so viel Abstand wie möglich zu halten.
    J. T. ging zu einem Fenster, sie zum anderen. Sie stocherte in der Glut, er nahm ein weiteres Buch vom Regal. Sie ging eine

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