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Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Jenseits der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Topfdeckel sprangen. Natürlich hätte er die wissenschaftliche Erklärung liefern können, warum die harten Samen sich in diese weiche, weiße Masse verwandelten, aber still zuzuschauen machte einfach mehr Spaß.
    »So haben wir früher immer Popcorn gemacht«, sagte Sunny leise und starrte in die Flammen. »Selbst im Sommer, wenn wir uns halb tot geschwitzt haben. Mom und Dad haben das Feuer gemacht, und dann haben wir uns gestritten, wer den Topf halten durfte.«
    »Du warst glücklich hier.«
    »Ja. Wahrscheinlich wäre ich ewig glücklich hier gewesen, aber dann habe ich entdeckt, dass es da draußen noch etwas anderes gibt. Eine ganze Welt, von der ich nichts gewusst hatte. Was hältst du von der Welt, J. T.?«
    »Von welcher?«
    Sie lachte und schüttelte erneut den Topf. »Ich hätte es besser wissen sollen, als einem Astrophysiker eine solche Frage zu stellen. Mit deinen Gedanken bist du wahrscheinlich ständig irgendwo im Weltall.«
    »So ungefähr stimmt das.«
    Sunny saß im Schneidersitz vor dem Kamin, der Feuerschein fiel auf ihr Gesicht und ihr Haar. Dieses Gesicht, dachte Jacob, mit den feinen Zügen, ist jetzt völlig entspannt. Sie schien den Waffenstillstand ernst zu nehmen, erzählte unbeschwert, wie ein guter Freund, redete über alles, was ihr gerade in den Kopf kam.
    Jacob hörte einfach nur zu und trank sein Bier. Er wusste so gut wie nichts über die Musik und die Filme, von denen sie sprach. Oder über die Bücher. Manche Titel kamen ihm bekannt vor, aber er verwendete kaum Zeit darauf, Romane zu lesen. Natürlich war er bei seinen Forschungen auch über die Unterhaltungsindustrie des zwanzigsten Jahrhunderts gestolpert, aber er wusste lange nicht genug darüber.
    »Du magst wohl keine Filme?«, fragte Sunny ihn schließlich.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Du hast nicht einen der Filme gesehen, die in den letzten achtzehn Monaten in die Kinos gekommen sind.«
    Er fragte sich, was sie wohl sagen würde, wenn er ihr eröffnete, dass der letzte Film, den er sich angesehen hatte, im Jahre 2250 produziert worden war. »Meine Arbeit hat mich sehr lange im Labor festgehalten. Ich hatte keine Zeit für solche Vergnügungen.«
    Sie empfand beinahe so etwas wie Mitleid mit ihm. Sunny hatte nichts gegen harte Arbeit, aber sie erwartete auch den entsprechenden Ausgleich an Spaß. »Geben die dir denn nie Urlaub?«
    »Wer?«
    »Na, die Leute, für die du arbeitest.«
    Er lächelte unbestimmt. Seit fünf Jahren war er in der Position, seine eigenen Leute anzustellen. »Es liegt eher daran, dass ich von dem Projekt besessen war, an dem ich gearbeitet habe.«
    »Und was für ein Projekt war das?«
    Er zögerte einen Moment und entschied dann, dass die Wahrheit nicht schaden konnte. Um genau zu sein, wollte er ihre Reaktion sehen. »Zeitreisen.«
    Sie lachte, aber als sie seine Miene sah, räusperte sie sich. »Das war kein Witz, oder?«
    »Nein.« Er deutete auf den Topf, den sie immer noch ins Feuer hielt. »Du verbrennst es noch.«
    »Hoppla.« Sie zog den Topf aus den Flammen und setzte ihn ab. »Du meinst das ernst, nicht wahr? Zeitreisen, wie bei H. G. Wells?«
    »Nun ja …« Er streckte die Beine aus und ließ seine Fußsohlen vom Feuer wärmen. »Zeit und Raum sind relativ, um es einfach auszudrücken. Man muss nur die richtigen Gleichungen finden und sie umsetzen.«
    »Ja, natürlich, E=mc². Aber du kannst doch unmöglich wirklich daran glauben, dass man in der Zeit herumreisen kann.«
    Er lächelte geheimnisvoll. »Glaubst du nur an Dinge, die du sehen kannst, Sunny?«
    »Nein.« Sie runzelte die Stirn und nahm einen Topflappen, um den Deckel vom Topf zu heben. »Oder vielleicht doch.« Sie lachte und probierte das Popcorn. »Ich bin Realist. In unserer Familie brauchten wir dringend einen.«
    »Selbst ein Realist muss bestimmte Möglichkeiten akzeptieren.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Sie nahm noch eine Hand voll Popcorn. »Also schön, gehen wir mal davon aus, wir haben eine Zeitmaschine, mit der wir herumreisen können. Wohin würdest du reisen? Ich meine, in welche Zeit? Wenn du könntest.«
    In seinen Augen stand noch immer dieses seltsame Lächeln. »Es gibt eine endlose Zahl von Möglichkeiten. Was würdest du tun?«
    Die Bierflasche locker in der Hand schwenkend, überlegte sie. »Ich nehme an, Libby würde mindestens an ein Dutzend Plätze in der Vergangenheit reisen. Die Azteken, die Inkas, die Mayas. Dad würde sich wahrscheinlich Tombstone oder Dodge City ansehen wollen. Und meine

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