Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
sie würde ihn mit einem Trick in die Falle locken wollen. Ich möchte, dass du meine Eltern kennenlernst. Und danach gehen wir die Ringe aussuchen und bestellen das Aufgebot. Sunny knirschte mit den Zähnen. Es war einfach beleidigend.
Konnte schon sein, dass sie sich in ihn verliebt hatte – eine Situation, die sich, wie sie sehr hoffte, umkehren ließ –, aber sie hatte nichts getan, um ihn unter Druck zu setzen. Oder ihn glauben zu machen, sie könne es gar nicht erwarten, bis er vor ihr auf die Knie ging und um ihre Hand anhielt. Wenn er sich jetzt einbildete, sie würde ihn wie den großen Gewinn und perfekten Schwiegersohn vor ihren Eltern präsentieren, dann hatte er sich gehörig getäuscht. Pinsel!
Jacob blieb eine Weile sitzen, dann beschloss er, ebenfalls auszusteigen, sich die Beine zu vertreten und sich gleichzeitig ein wenig umzusehen.
So, das war also eine Tankstelle. Er studierte die Zapfsäulen. Sunny hatte den Hahn in die Seite des Wagens gesteckt. Sie schien nicht sonderlich glücklich darüber zu sein, hier draußen in der Kälte stehen und diesen Schlauch halten zu müssen. Hinter ihr auf der Zapfsäule drehten sich klickend Zahlen. Der Geruch von Benzin hing penetrant in der Luft.
Weitere Autos standen an anderen Säulen. Manche Fahrer warteten, bis einer der Männer in den Overalls zu ihnen herüberkam und das tat, was Sunny selbst erledigte, andere Fahrer taten es ihr gleich, füllten selbst ihre Tanks auf und zitterten vor Kälte.
Jacob beobachtete, wie eine Frau drei kleinere Kinder zu einem Gebäude etwas abseits zu führen versuchte. Die Kinder quengelten und sträubten sich, und die Frau hatte alle Hände voll zu tun, die drei zu der schmalen Tür zu schieben. Er grinste in sich hinein. Manche Dinge hatten sich über die Jahrhunderte also doch nicht so sehr verändert.
Auf dem Highway rasten die Autos vorbei, ein Zwölftonner ratterte donnernd über den Asphalt und zog eine stinkende Wolke hinter sich her. Jacob rümpfte angeekelt die Nase.
Gebäude gab es auch genügend. Hohe und niedrige, alle auf einem Klumpen zusammengehäuft, so als hätten sie Angst davor, zu viel Platz zwischen sich zu lassen. Er fand diesen Stil extrem uninspiriert. Dann, ein paar Blocks weiter entfernt, entdeckte er ein großes goldenes »M« mit abgerundeten Bögen und fühlte den Stich des Heimwehs. Nun, zumindest sind sie hier nicht völlig unzivilisiert, dachte er. Und als er sich zu Sunny umdrehte, grinste er schon wieder.
Sie reagierte nicht, nahm nur den Füllstutzen aus dem Tank, hängte ihn zurück auf die Zapfsäule und drehte den Tankverschluss zu. Ob sie ihn nun anschwieg oder nicht, er würde sich nicht für etwas entschuldigen, was allein ihre Schuld war. Aber er folgte ihr in das Gebäude und war sofort abgelenkt von den unzähligen Regalen voll mit Süßigkeiten und Getränken und dem Geruch von Rohöl.
Als Sunny Geldscheine aus ihrer Tasche holte, musste Jacob sich ehrlich zusammennehmen, um sie ihr nicht aus der Hand zu reißen, einfach nur, um sich diese Scheine genau anzusehen. Der Mann mit der Kappe tippte mit verschmierten Fingern Zahlen in eine Maschine ein, die auf der Seite des Tresens, auf der sie standen, rot in einem Display leuchteten. Sunny reichte ihm das Papiergeld, er gab ihr kleine Metallstücke zurück. Münzen hießen diese, wie Jacob sich erinnerte. Er war regelrecht frustriert, als Sunny die Münzen in ihre Tasche gleiten ließ, bevor er sie sich ansehen konnte. Er würde sich überlegen müssen, wie er sie dazu bringen konnte, ihm einige Muster zu überlassen.
Die Frau mit den drei Kindern, die er vorhin draußen gesehen hatte, kam in den Raum, und sofort wurde es laut. Die drei fielen über die Regale mit den Süßigkeiten her.
»Jeder nur ein Teil«, mahnte die Frau streng und kramte in ihrer Handtasche. »Ich meine es ernst.«
Die Kinder, eingemummelt in dicke Jacken und Schals, begannen sich zu streiten, was schließlich in einem allgemeinen Schubsen endete. Die Kleinste von den dreien landete mit einem Plumps auf ihrem Po und setzte prompt zu lautstarkem Wehklagen an. Automatisch beugte Jacob sich herunter, stellte sie wieder auf die Füße und hielt ihr den zerdrückten Schokoriegel hin.
Ihre Unterlippe zitterte, und ihre vorwurfsvollen Augen füllten sich mit Tränen. »Er muss mich immer schubsen«, jammerte sie.
»Schon bald bist du genauso groß wie er, und dann musst du dir nichts mehr von ihm gefallen lassen«, munterte er die Kleine
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