Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
Motel, an dem sie vorbeikommen würden. Sofort fuhr sie auf den hauseigenen Parkplatz. »Ich denke, wir können eine Pause gebrauchen.« Sie schnappte sich ihren Rucksack und ging zur Rezeption, um ein Zimmer anzumieten.
Dieses Mal benutzte sie eine Plastikkarte, etwas, das Jacob wesentlich weniger fremd war. Ohne große Probleme oder viel reden zu müssen, hielt sie wenig später einen Schlüssel in der Hand.
»Wie viel Zeit haben wir? Ich hoffe, wir müssen nicht gleich wieder weg.« Auf dem Weg zum Zimmer schlang Jacob einen Arm um ihre Schultern.
Sie warf ihm einen Seitenblick zu. »Es ist vielleicht ein Motel«, sie steuerte auf die Tür mit der Nummer neun zu, »aber es ist kein Stundenhotel. Also«, sie steckte den Schlüssel in den dafür vorgesehenen Schlitz und öffnete die Tür. »Uns bleibt der ganze restliche Tag und die ganze Nacht. Wenn wir wollen.«
»Und ob wir wollen.« Kaum dass sie eingetreten waren, hatte er sie schon an sich gerissen, wirbelte sie herum und schob mit ihrem Rücken die Tür zu. Da seine Hände beschäftigt waren, war es Sunny, die die Kette vorlegte.
»J. T., warte.«
»Warum?«
»Ich würde wirklich lieber erst die Vorhänge zuziehen.«
Jacob glitt suchend mit einer Hand über die Tapete, während er mit der anderen Sunny die Jacke auszog.
»Was treibst du da?«
»Ich suche nach dem Schalter.«
Sie gluckste an seinem Hals. »Für fünfunddreißig Dollar die Nacht musst du die Vorhänge per Hand zuziehen.« Sie machte sich von ihm frei und kümmerte sich darum. »Ich würde zu gern sehen, an welche Motels du gewöhnt bist.«
Mit den zugezogenen Vorhängen wurde das Licht im Zimmer jetzt sanft und warm, mit einem hellen Schlitz in der Mitte, dort, wo der Stoff zusammentraf. Sunny stand einfach nur da und lächelte ihn an. Und verzauberte ihn völlig.
»Da gibt es ein Hotel auf einer Insel vor Maine.« Jacob schüttelte sich den geliehenen Parka von den Schultern und setzte sich dann, um seine Stiefel auszuziehen. »Es wurde in ein Vorgebirge gebaut, sodass alle Zimmer direkt über der See hängen. Du hörst ständig das Rauschen der Wellen. Die Fenster sind … wie soll ich das erklären? Sie sind aus einem speziellen Material, sodass du zwar bis zum Horizont sehen kannst, aber niemand kann von der anderen Seite hineinsehen. Die Wannen sind in den Boden eingelassen und gefüllt mit wohlriechendem Wasser.« Er erhob sich und kam langsam auf sie zu. Er stellte sich vor, wie sie zusammen mit ihm dort wäre. »Du kannst dir die Musik aussuchen, indem du sie dir einfach wünschst. Wenn du Mondlicht haben möchtest oder Regen, brauchst du nur einen Schalter zu berühren. Die Betten sind groß und weich, sodass man geradezu aufeinanderzufließt. Solange du dort bist, steht die Zeit still, wenn du nur daran glaubst.«
Erregt stieß sie einen Seufzer aus. »Das erfindest du doch alles nur.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich würde dich hinbringen, wenn ich könnte.«
»Ich habe eine rege Fantasie.« Sie erschauerte, als er mit den Händen über ihre Schultern strich. »Tun wir einfach so, als wären wir dort. Aber so, wie ich es mir vorstelle, scheint dort nicht der Mond.«
Lächelnd drückte er sie auf das Bett und zog ihr die Stiefel aus. »Sondern?«
»Es blitzt und donnert …« Zitternd stieß sie den Atem aus, als sie seine Finger an ihren Waden fühlte. »So fühle ich mich jedes Mal, wenn du mich berührst.«
Ja, auch in ihm tobte ein Sturm. Jacob sah die Macht dieses Unwetters in ihren Augen widergespiegelt. Sunny kam ihm entgegen, und auch sie empfand die Urgewalt, als sie ihre Lippen auf seinen Mund presste, heiß und gierig. Sein Duft, männlich und ursprünglich, berauschte sie. Als sie seine Brust liebkoste, hörte sie den Donner im Pochen seines rasenden Pulses widerhallen. Sie glaubte, einen Blitz aufzucken zu sehen, als sie ihm in die Augen blickte.
Die Zeit stand nicht still. Die Uhr lief rückwärts, zurück in eine Zeit, als die Menschen noch Steine als Waffen benutzt hatten. Mit einem unterdrückten Fluch riss Jacob Sunny in seine Arme und nahm ihren Mund in Besitz, brandmarkte sie mit seinen Lippen als die Seine.
Und dann lag sie unter ihm auf dem Bett, ihr Körper erwartungsvoll angespannt wie eine Bogensehne. Ihr Atem ging stoßweise, schien sich aus ihren Lungen herauszwingen zu müssen, während seine Hände überall auf ihr waren. Sie konnte hören, dass er etwas sagte, aber sie verstand die Worte nicht, weil der Donner in ihrem eigenen Kopf zu
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