Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
die Finger in das Knie krallte.
»Wusstest du übrigens, dass J. T. sich mit Experimenten zu Zeitreisen beschäftigt?«
»Zeitreisen?« Faszination kämpfte mit väterlichem Beschützerinstinkt. Der Beschützerinstinkt gewann. »Wie lange habt ihr da oben in den Bergen zusammen gehaust?«
Jacob ließ Sam auf seinem Zeigefinger kauen. »Zwei Wochen.«
»Aha.« William kniff die Augen zusammen und legte Sunny eine schwere Hand auf die Schulter. »Dann hat euch wohl der Schneesturm davon abgehalten, euch um eine passendere Unterbringungsmöglichkeit zu kümmern?«
Sunny schlug die Augen zur Decke auf. Caroline seufzte. Jacob strich über Sams feines Haar.
»Ich war sehr zufrieden mit der Unterbringung.«
»Das kann ich mir vorstellen.« William wollte sich vorbeugen und stieß ein Zischen aus, als Sunny erneut schmerzhaft sein Knie packte.
»Habe ich dir eigentlich schon erzählt, J. T., dass mein Vater mit meiner Mutter durchgebrannt ist?« Oh, sie genoss diesen Ausdruck und zog ihn absichtlich in die Länge. »Mom war damals gerade mal sechzehn.«
»Siebzehn«, korrigierte William knurrend.
»Nicht ganz.« Das kam jetzt von Caroline, während sie ihre Tasse zum Mund führte.
William warf seiner Frau einen vernichtenden Blick zu. »Du standest zwei Monate vor deinem siebzehnten Geburtstag. Und außerdem war das etwas ganz anderes.«
»Natürlich«, stimmte Sunny ironisch lächelnd zu.
»Damals war das eben so«, murmelte William eingeschnappt, »in den Sechzigerjahren.«
Sunny setzte einen Kuss auf sein schmerzendes Knie. »Das erklärt natürlich alles.«
»Man muss es miterlebt haben, um es zu verstehen. Außerdem … wäre Caros Vater nicht so unvernünftig und unnachgiebig gewesen und hätte sich nicht ständig eingemischt, wären wir auch nicht gezwungen gewesen durchzubrennen.«
»Das verstehe ich vollkommen.« Sunny klimperte mit den Wimpern. »Es gibt nichts Schlimmeres als einen Vater, der seine Nase ständig in Dinge steckt, die ihn nichts angehen.«
Mit zwei Fingern klemmte William Sunny die Nase ein und drehte hart. »Pass auf, was du sagst.«
Sie grinste nur. »Sag mal, redet Grandpa eigentlich mittlerweile mit dir?«
»Selten.«
»Nur, wenn sie sich wegen Sam gemeinsam zum Narren machen«, warf Caroline ein. »Er hat uns schon fast vergeben, dass er dich und Libby als Babys nicht verwöhnen konnte. Soll ich dir Sam abnehmen, J. T.?«
»Nein, uns geht es gut.« Das Baby erforschte interessiert Jacobs Finger. »Er sieht dir ähnlich«, sagte Jacob in Sunnys Richtung.
Sie hätte das Gefühl nicht beschreiben können, welches das Bild von Jacob mit dem Baby auf dem Schoß in ihr auslöste. »Ja, das finde ich auch.«
William trommelte mit den Fingern auf der Sessellehne. Diese Hornblower-Jungen schienen über einen Charme zu verfügen, der geradezu unwiderstehlich auf seine Töchter wirkte. Auch wenn er sich zu der Meinung durchgerungen hatte, dass Cal fast gut genug für seine Libby war, so behielt er sich ein Urteil über diesen Hornblower hier jedoch noch vor.
»So, du bist also Wissenschaftler.« William hatte im Allgemeinen großen Respekt vor solchen Menschen, aber das bedeutete nicht, dass er die Vorstellung akzeptierte, seine Tochter mit diesem hier kuscheln zu sehen. In seiner Hütte. Und ohne Elektrizität.
»Ja.«
Gesprächig war der Junge auch nicht gerade. Also würde William tiefer graben müssen. »Astrophysik, sagtest du?«
»Richtig.«
»Wo hast du studiert?«
»Willst du ihn nicht auch noch nach seinem Notendurchschnitt fragen?«, murmelte Sunny genervt.
»Sei still.« William tätschelte ihr den Kopf. »Der Weltraum hat mich schon immer fasziniert.« Dieses Mal war sein Lächeln etwas freundlicher. »Deshalb interessiert es mich.«
Nun, wenn das so war – diese Neugier konnte er befriedigen. »Meinen Jura-Abschluss habe ich in Princeton gemacht«, setzte Jacob an.
»Jura?«, mischte Sunny sich ein. »Davon hast du mir nie etwas gesagt.«
»Du hast ja nicht gefragt.« Er sah ihr kurz in die Augen, dann wandte er sich wieder ihrem Vater zu. »Das mit der Physik hat eigentlich als Hobby angefangen.«
»Ein recht ungewöhnliches Hobby«, bemerkte William.
»Mag sein.« Jacob lächelte. »So wie ein Kräutergarten.«
Jetzt konnte William sich das Grinsen nicht verkneifen. »Und das mit den Zeitreisen …«
»Entspann dich, Will«, schaltete Caroline sich ein. »Du kannst den armen Kerl später noch verhören. Jetzt braucht dein Sohn erst einmal eine neue
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