Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
Windel.«
»Ich weiß, ich bin an der Reihe.« William richtete sich auf und ging auf Jacob zu, um ihm Sam aus den Armen zu nehmen. Kaum dass er den Kleinen hielt, wurde ihm ganz warm ums Herz. »Komm her, mein Sohn. Trink ruhig noch einen Tee«, sagte er zu Jacob. »Wir unterhalten uns später über deine Experimente.«
»Ich komme mit.« Sunny stand vom Boden auf. »Dann kannst du mir auch alle Spielzeuge zeigen, die du gekauft hast.«
»Warte, bis du die Eisenbahn gesehen hast«, sagte Will auf dem Weg aus dem Zimmer.
»Will gibt vor, die Spielzeuge für Sam zu kaufen.« Caroline erhob sich lächelnd, um Jacobs Tasse nachzufüllen. »Ich hoffe, du bist nicht allzu verärgert.«
»Worüber?«
»Über die Spanische Inquisition.« Sie setzte sich zurück auf die Armlehne, und Jacob fühlte sich an Sunny erinnert. »Eigentlich war es recht harmlos, verglichen mit dem, was Cal durchmachen musste.«
»Scheinbar hat Cal den Test bestanden.«
»Wir alle haben ihn sehr gern. Will hätte ihn liebend gern bei sich in der Firma untergebracht, aber Cal muss einfach fliegen. Aber das weißt du ja sicher.«
»Er wollte nie etwas anderes tun.«
»Das merkt man. Mit Libby ist es das Gleiche. Sie wusste immer, was sie wollte. Für Sunny ist es da schwieriger. Manchmal frage ich mich, ob ihr ihre Energie und ihre Intelligenz nicht zu viele Möglichkeiten lassen.« Sie beäugte ihn forschend. »Du musst das doch auch kennen. Von einem Jurastudium in Princeton zur Astrophysik … das ist ein ziemlicher Sprung.«
Mit einem kleinen Intermezzo als Berufsboxer. Jacob zuckte mit einer Achsel. »Manche von uns brauchen eben länger, bevor sie sich endgültig entscheiden.«
»Und gerade diese Leute konzentrieren sich dann völlig auf das, was sie gerade tun. Bei Sunny ist es auf jeden Fall so.«
Sie geht sehr viel diskreter vor als ihr Mann, dachte Jacob, und deshalb ist sie auch schwieriger abzuschütteln. »Sunny ist die faszinierendste Frau, die ich je getroffen habe.«
Und er liebt sie, erkannte Caroline. Er ist zwar nicht glücklich darüber, aber er liebt sie. »Sunny ist wie ein prächtiger Gobelin, gewebt aus schillernden Farben. Manche Fäden sind unglaublich reißfest und dauerhaft. Andere wiederum sind geradezu unmöglich fein und reißen leicht.« Caroline hob die Hände. »Sie würde das natürlich rigoros abstreiten.«
Jacobs Blick wanderte zu dem Wandteppich mit den lebhaften Farben. »Stimmt, das ‚fein‘ würde ihr gar nicht gefallen.«
Caroline fühlte so etwas wie Trauer und gleichzeitig Erleichterung. Er kannte ihre jüngste Tochter, und er verstand sie. »Es mag altmodisch klingen, aber Will und ich wollen einfach nur, dass sie glücklich ist.«
»Nein, das finde ich gar nicht altmodisch.« Seine Mutter hatte fast die gleichen Worte zu Cal gesagt, als er von zu Hause ausgezogen war.
Mit einem Seufzer schaute Caroline zu dem Wandteppich. »Das ist eines meiner älteren Stücke. Ich habe es gewebt, als ich mit Sunny schwanger war. Die meisten meiner Arbeiten habe ich damals verkauft, aber aus einem unerfindlichen Grund habe ich die hier behalten.«
»Sie ist wunderschön.«
Impulsiv nahm sie den Gobelin von der Wand und strich mit den Fingern darüber. Sie konnte sich noch gut erinnern, wie sie an ihrem von Hand gefertigten Webstuhl gesessen und wie die Sonne mit den Farben gespielt hatte, die sie neu einwebte. Will war wie immer im Garten gewesen, Libby hatte draußen auf einer Decke im Schatten geschlafen, und ein ungeborenes Kind war in ihrem Leib herangewachsen. Die glückliche Erinnerung ließ sie leise lächeln.
»Ich schenke ihn dir.«
Hätte sie ihm einen echten Rembrandt oder einen O‘Keeffe angeboten, er hätte nicht erstaunter sein können. »Das kann ich unmöglich annehmen.«
»Warum nicht?«
»Das ist viel zu kostbar.«
Seine Ehrfurcht brachte Caroline zum Lachen. »Oh, mein Agent rechnet schon aus, was meine Stücke kosten. Meist lächerlich hohe Preise. Mir gefällt der Gedanke überhaupt nicht, dass meine Arbeiten irgendwann vielleicht in einem Museum ausgestellt werden.« Sie faltete den Stoff zusammen. »Es würde mir sehr viel mehr bedeuten zu wissen, dass sich jemand aus der Familie an meiner Arbeit erfreut.« Als er nichts sagte, sah sie ihn an. »Meine Tochter hat deinen Bruder geheiratet. Damit gehörst du zur Familie.«
Er wollte sich nicht als Familie fühlen. Er musste abweisend bleiben, durfte an Caroline und William Stone nur als historische Gestalten denken. Und
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