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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Bill... Tommy-Ray McGuire? Das ist doch ein netter Junge.«
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    »Ich bringe dich hin«, sagte William. »Wenn wir bewaffnet hingehen.«
    »Nein, dazu bist du nicht in der Verfassung.«
    »Du darfst nicht allein gehen«, sagte William.
    »He, Nachbar, du hast einen Mann vor dir, der seine Kinder liebt. Glaubst du, ich würde sie zu Waisen machen?« lachte Spilmont. »Hör zu, geh nach Hause. Bleib dort. Ich ruf dich an, wenn ich etwas Neues weiß. Abgemacht?«
    »Abgemacht.«
    »Bist du sicher, daß du fahren kannst? Ich könnte jemanden holen...«
    »Ich bin hierhergekommen.«
    »Stimmt.«
    »Ich komme schon zurecht.«
    »Behalte es vorläufig für dich, Bill. O.K.? Ich will nicht, daß jemand schießwütig wird.«
    »Nein. Gewiß. Ich verstehe.«
    Spilmont sah zu, wie William den Rest des Eiswassers
    hinunterkippte, dann brachte er ihn zur Tür, schüttelte ihm die Hand und winkte ihm zum Abschied.
    William befolgte die Anweisungen.
    Er fuhr nach Hause, rief Valerie an, daß er nicht mehr ins Büro kommen würde, verschloß sämtliche Türen und Fenster, zog sich aus, übergab sich, duschte und wartete neben dem Telefon auf weitere Nachrichten von dem Unheil, das über Palomo Grove gekommen war.
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    VIII

    Grillo war plötzlich hundemüde geworden und gegen Viertel nach drei ins Bett gegangen, nachdem er der Telefonzentrale Anweisung gegeben hatte, bis auf weiteres keinen Anruf in seine Suite durchzustellen. Aus diesem Grund weckte ihn auch ein Klopfen an der Tür. Er richtete sich auf, und sein Kopf war so leicht, daß er beinahe davongeschwebt wäre.
    »Zimmerservice«, sagte eine Frau.
    »Ich habe nichts bestellt«, sagte er. Dann kam ihm die Erkenntnis: »Tesla?«
    Es war Tesla, die auf ihre gewohnt trotzige Weise gut aussah. Grillo war schon vor langer Zeit klargeworden, daß ein Genie erforderlich war, um durch die Kombination von
    bestimmten Kleidungs- und Schmuckstücken Tand in
    Bezauberndes und das Geschmackvolle in Kitsch zu
    verwandeln. Tesla gelang die Verwandlung in beide
    Richtungen, ohne daß sie es versuchte. Heute hatte sie ein weißes Herrenoberhemd an, das zu groß für ihren schlanken, zierlichen Körper war, dazu eine mexikanische Bola mit dem Bildnis der Madonna um den Hals, weite blaue Hosen,
    hochhackige Schuhe - mit denen sie ihm trotzdem nur bis zur Schulter reichte - und silberne Ohrringe in Form von
    Schlangen in rotem Haar, in das sie blonde Strähnen gefärbt hatte, weil sie sagte, daß Blondinen tatsächlich mehr Spaß hatten, aber ein ganzer Kopf davon wäre unmäßig.
    »Du hast geschlafen«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Tut mir leid.«
    »Ich muß pissen gehen.«
    »Dann geh. Geh.«
    »Fragst du nach meinen Anrufen?« rief er hinaus, während er sein Ebenbild im Spiegel betrachtete. Er sah erbärmlich aus, dachte er: wie der unterernährte Dichter, der zu sein er beim er-286
    sten Mal, als er hungrig gewesen war, aufgegeben hatte. Erst als er über der Kloschüssel schwankte - mit einer Hand an seinem Schwanz, der ihm noch nie so fern oder so klein erschienen war - und sich mit der anderen Hand am Türrahmen festhielt, damit er nicht umkippte, gestand er sich ein, wie krank er sich fühlte.
    »Du solltest mir nicht zu nahe kommen«, sagte er zu Tesla, als er wieder ins Zimmer gestolpert war. »Ich glaube, ich habe die Grippe.«
    »Dann geh wieder ins Bett. Von wem hast du denn die
    Grippe?«
    »Von einem Kind.«
    »Abernethy hat angerufen«, informierte Tesla ihn. »Und eine Frau namens Ellen.«
    »Ihr Kind.«
    »Wer sie?«
    »Sie nette Frau. Welche Nachricht?«
    »Muß dringend mit dir sprechen. Keine Nummer.«
    »Glaube nicht, daß sie ein Telefon hat«, sagte Grillo. »Ich sollte herausfinden, was sie will. Sie hat für Vance gearbeitet.«
    »Skandal?«
    »Ja.« Seine Zähne fingen an zu klappern. »Scheiße«, sagte er. »Mir ist, als würde ich verbrennen.«
    »Vielleicht sollte ich dich nach L. A. mitnehmen?«
    »Unmöglich. Ich habe hier eine tolle Story, Tesla.«
    »Es gibt überall tolle Stories. Abernethy kann einen anderen herschicken.«
    »Das hier ist seltsam«, sagte Grillo. »Hier geht etwas vor, das ich nicht verstehe.« Er setzte sich hin; sein Kopf pochte.
    »Weißt du, daß ich dabei war, als die Männer, die nach Vance'
    Leichnam suchten, ums Leben kamen?«
    »Nein. Was ist passiert?«
    »Was auch immer sie in den Nachrichten gesagt haben, es war kein unterirdischer Dammbruch. Jedenfalls nicht nur das.
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    Zunächst einmal habe ich, lange bevor das Wasser kam,

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