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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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doch William vermutete, daß der Jaff das gar nicht mitbekam. »Sie denken, Sie kennen diese Leute«, fuhr er fort, »aber sie haben alle Ängste, die sie nie eingestehen; dunkle Orte, die sie mit einem Lächeln verbergen.
    Die hier...« Er hob einen Arm, an dem sich etwas wie ein Affe ohne Pelz festklammerte, »... leben an diesen Orten. Ich rufe sie nur heraus.«
    »Martine auch?« sagte William, dem sich eine vage
    Möglichkeit des Entkommens offenbarte.
    »Aber sicher«, sagte Tommy-Ray. »Sie hatte eines der besten.«
    »Ich nenne sie Terata«, sagte der Jaff. »Das bedeutet eine monströse Geburt; ein Wunderkind. Wie gefällt Ihnen das?«
    »Ich... ich würde gerne sehen, was Martine hervorgebracht hat«, antwortete William.
    »Eine hübsche Dame«, sagte der Jaff, »mit einem häßlichen 279
    Fick im Kopf. Zeig es ihm, Tommy-Ray. Und dann bring ihn wieder herauf.«
    »Klar.«
    Tommy-Ray drehte den Türknauf, zögerte dann aber, bevor er die Tür aufmachte, als hätte er die Gedanken gelesen, die William durch den Kopf gingen.
    »Wollen Sie es wirklich sehen?« fragte der Jugendliche.
    »Ich will es sehen«, sagte Witt. »Martine und ich...« Er verstummte. Der Jaff sprach darauf an.
    »Sie und diese Frau, William? Zusammen?«
    »Ein- oder zweimal«, log William. Er hatte Martine nie auch nur berührt und wollte es auch nicht, aber er vermutete, daß es seiner Neugier ein Motiv verlieh.
    Der Jaff schien überzeugt.
    »Um so mehr Grund zu sehen, was sie vor Ihnen verheimlicht hat«, sagte er. »Nimm ihn mit, Tommy-Ray! Nimm ihn mit!«
    Der junge McGuire tat, wie ihm geheißen worden war, und führte William nach unten. Er pfiff unmelodisch vor sich hin, und sein leichter Gang und das beiläufige Benehmen verrieten nichts von der höllischen Gesellschaft, in der er sich befand.
    Mehr als einmal war William versucht, den Jungen nach dem Warum zu fragen, damit er besser verstehen konnte, was mit dem Grove vor sich ging. Wie konnte es sein, daß das Böse so unbeschwert war? Wie konnten Seelen, die eindeutig so verderbt waren wie Tommy-Ray, hüpfen und singen und sich wie gewöhnliche Menschen verhalten?
    »Unheimlich, nicht?« sagte Tommy-Ray, während er Wil-
    liam den Schlüssel der Gartentür abnahm. Er hat meine Gedanken gelesen, dachte Witt, aber Tommy-Rays nächste Bemerkung bewies, daß es nicht so war.
    »Leerstehende Häuser. Unheimlich. Für Sie nicht, schätze ich. Sie sind daran gewöhnt, richtig?«
    »Man gewöhnt sich an alles.«
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    »Der Jaff mag die Sonne nicht, daher habe ich dieses Haus für ihn gesucht. Als ein Versteck.«
    Tommy-Ray blinzelte zum hellen Himmel, als sie nach drau-
    ßen gingen. »Ich glaube, ich werde wie er«, bemerkte er. »Wissen Sie, ich mochte den Strand. Topanga; Malibu. Jetzt macht es mich krank, überhaupt an diese... Helligkeit zu denken.«
    Er ging voraus zum Pool, hielt den Kopf gesenkt, schwatzte aber unaufhörlich weiter.
    »Sie und Martine hatten also was laufen, ja? Sie ist nicht gerade Miß World, wenn Sie wissen, was ich meine. Und sie hatte eindeutig ein paar abwegige Sachen in sich. Sie sollten sehen, wie es herauskommt... Junge, Junge. Was für ein Anblick. Sie schwitzen es aus. Richtig durch die kleinen Löcher...«
    »Poren.«
    »Hm?«
    »Die kleinen Löcher. Poren.«
    »Ja. Hübsch.«
    Sie kamen zum Pool. Während er darauf zuging, sagte Tommy-Ray: »Der Jaff hat eine Methode, sie zu rufen, wissen Sie.
    Mit seinem Verstand. Ich nenne Sie einfach beim Namen; dem Namen der Leute, zu denen sie gehören.« Er sah William an und erwischte ihn, wie er den Zaun um das Grundstück herum nach Lücken absuchte. »Langweile ich Sie?« sagte Tommy-Ray.
    »Nein... Nein... ich habe nur... nein, du langweilst mich nicht.«
    Der Junge sah wieder zum Pool. »Martine?« rief er. Die Wasseroberfläche wurde aufgewühlt. »Da kommt sie«, sagte Tommy-Ray. »Sie werden echt beeindruckt sein.«
    »Wahrscheinlich«, sagte William und ging einen Schritt auf den Rand zu. Als das Ding im Wasser an die Oberfläche kam, streckte er den Arm aus und stieß Tommy-Ray in den Rücken.
    Der Junge schrie und verlor das Gleichgewicht. William sah 281
    flüchtig das Terata im Pool - wie ein Kriegsschiff mit Beinen.
    Dann fiel Tommy-Ray darauf, und Mensch und Bestie
    schlugen um sich. William blieb nicht, um festzustellen, wer wen biß. Er lief zur schwächsten Stelle im Zaun, kletterte darüber und floh.

    »Du hast ihn entkommen lassen«, sagte der Jaff, als Tommy-Ray nach einer Weile ins

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