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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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schenkst du ihm nicht eins von deinen Bildern, damit es ihm wieder besser geht?«
    Der Junge stapfte in sein Zimmer und gab Ellen damit Gelegenheit, ihre Botschaft an den Mann zu bringen.
    »Würden Sie ihm sagen, daß sich die Lage in Coney
    geändert hat?« sagte Ellen.
    »In Coney geändert«, wiederholte Tesla. »Und was bedeutet das genau?«
    »Es wird eine Gedenkparty für Buddy in seinem Haus geben.
    Mr. Grillo wird es verstehen. Rochelle, seine Frau, hat den Chauffeur hergeschickt. Mich gebeten, ihr zu helfen.«
    »Und was hat Grillo damit zu tun?«
    »Ich will wissen, ob er eine Einladung braucht.«
    »Darauf kann ich getrost mit Ja antworten. Wann soll es denn sein?«
    »Morgen abend.«
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    »Knapper Termin.«
    »Die Leute werden wegen Buddy kommen«, sagte Ellen. »Er war sehr beliebt.«
    »Der Glückliche«, bemerkte Tesla. »Wenn Grillo etwas von Ihnen will, kann er Sie demnach im Haus von Vance
    erreichen?«
    »Nein. Er darf dort nicht anrufen. Sagen Sie ihm, er soll nebenan eine Nachricht hinterlassen. Bei Mr. Fulmer. Er sieht nach meinem Philip.«
    »Fulmer. Gut. Verstanden.«
    Sonst gab es nicht viel zu sagen. Tesla nahm Philips Bild entgegen, das sie Grillo bringen sollte, zusammen mit den besten Wünschen von Mutter und Sohn, dann machte sie sich wieder auf den Heimweg und dachte sich unterwegs
    Geschichten aus.
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    IX

    »William?«
    Endlich war Spilmont am Telefon. Die Kinder lachten nicht mehr im Hintergrund. Es war Abend geworden, und wenn die Sonne nicht mehr schien, war das Wasser des Rasensprengers zu kalt.
    »Ich habe nicht viel Zeit«, sagte er. »Ich habe heute nachmittag sowieso schon zuviel vergeudet.«
    »Was?« sagte William. Er hatte den Nachmittag im Fieber der Erwartung verbracht. »Erzähl.«
    »Ich fuhr, kaum daß du weg warst, zum Wild Cherry Glade hinauf.«
    »Und?«
    »Und nichts, Junge. Große dicke Null. Das Haus war verlassen, und ich habe wie ein Arschloch ausgesehen, als ich hineinging, als wäre Gott weiß was drinnen. Schätze, das hast du geplant gehabt, richtig?«
    »Nein, Oscar. Da irrst du dich.«
    »Nur einmal, Junge. Einmal kann ich einen Scherz
    vertragen, O.K.? Soll mir niemand nachsagen, daß ich keinen Sinn für Humor habe.«
    »Es war kein Witz.«
    »Weißt du, eine Zeitlang hast du mich echt an der Nase herumgeführt. Du solltest Bücher schreiben und nicht
    Grundstücke verkaufen.«
    »Das ganze Haus war leer? Keine Spur von etwas? Hast du im Pool nachgesehen?«
    »Hör auf damit!« sagte Spilmont. »Ja, alles leer. Pool; Haus; Garage. Alles leer.«
    »Dann sind sie abgehauen. Sie sind entwischt, bevor du gekommen bist. Ich verstehe nur nicht, wie. Tommy-Ray hat gesagt, der Jaff mag kein Sonnenlicht...«
    »Genug!«
    sagte Spilmont. »Ich habe auch ohne
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    deinesgleichen zuviel Spinner am Ort. Komm zu dir, ja? Und versuch das nicht mit einem der anderen Jungs, Witt. Sie sind gewarnt, klar? Wie ich sagte: Einmal ist genug!«
    Spilmont beendete das Gespräch, ohne sich zu
    verabschieden, und William hörte sich eine halbe Minute lang das Freizeichen an, bevor er den Hörer aus der Hand gleiten ließ.

    »Wer hätte das gedacht?« sagte der Jaff und streichelte sein neuestes Geschöpf. »Angst findet man dort, wo man sie am wenigsten erwartet.«
    »Ich will es halten«, sagte Tommy-Ray.
    »Es gehört dir«, sagte der Jaff und ließ den Jungen das Terata von seinem Arm nehmen. »Was dir gehört, gehört auch mir.«
    »Hat nicht viel Ähnlichkeit mit Spilmont.«
    »Aber gewiß doch«, sagte der Jaff. »Ein getreulicheres Porträt des Mannes hat es nie gegeben. Das ist seine Wurzel.
    Sein Kern. Die Angst eines Mannes macht ihn zu dem, was er ist.«
    »Ist das so?«
    »Was heute abend hier hinausgegangen ist und sich Spilmont genannt hat, ist nur die Hülle. Das Überbleibsel.«
    Er schlenderte zum Fenster, während er sprach, und zog die Vorhänge beiseite. Die Terata, die über ihn gewuselt waren, als William kam, folgten ihm auf den Fersen. Er scheuchte sie weg. Sie wichen respektvoll zurück, krochen aber, kaum hatte er sich umgedreht, wieder in seinen Schatten.
    »Die Sonne ist fast untergegangen«, sagte er. »Wir sollten aufbrechen. Fletcher ist bereits im Grove.«
    »Ja?«
    »O ja. Er kam am Nachmittag an.«
    »Woher weißt du das?«
    »Es ist unmöglich, jemanden so sehr zu hassen, wie ich Flet-293
    cher, ohne seinen Aufenthaltsort zu kennen.«
    »Also töten wir ihn?«
    »Wenn wir genügend Attentäter haben«, sagte der Jaff. »Ich will keine

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