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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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war. Ein sicherer Ort für eine Raupe, die dabei war sich zu verpuppen. Catrin, die Schmetterlingspuppe.
    Vielleicht war es ja schön, zum Schmetterling zu werden? Doch es mochte weitaus besser sein, sich zu verstecken als sich auf einmal mit dem Schicksal konfrontiert zu sehen, dass sie nichts weiter als ein hässlicher Nachtfalter war, braun und haarig mit nichts im Kopf als dem Ziel, sich in die zuckenden, tödlichen Flammen zu stürzen und zu verbrennen.
    Sie hob den Blick vom Gebetbuch. Keines der Worte, die dort gedruckt standen, hatte ihren Verstand oder ihr Herz erreicht. Ihr Verstand war durcheinander, und ihr Herz war besetzt. Weißes Seidenhaar flatterte im Nachtwind.

Kapitel 12
    Die Vorlesungen waren an der Aroria-Loge zunächst auf ein Minimum zusammengekürzt worden. Man forschte. Bücher wurden mit sturer Entschlossenheit von Einband zu Einband durchgearbeitet. Meister des Arkanen arbeiteten gemeinsam um eine Art Schutzbann um das Gebäude zu errichten.
    Das aber würde nur etwas nützen, wenn die Bedrohung von außerhalb kam. Einige Logenbrüder schienen das zu bezweifeln, und obgleich Ian vom Großmeister und dessen überragendem Spurenexperten geprüft worden war, wurde auch er immer wieder Ziel wilder Verdächtigungen.
    Es war weiß Gott nicht so, dass ihm das nichts ausmachte, doch er versuchte, es mit Fassung zu tragen. Er las Jahrbücher. Das war eine langwierige Arbeit, denn sie stammten aus den verschiedensten Jahrhunderten, waren handschriftlich in allen möglichen Sprachen verfasst und kaum zu entziffern. Arkane Logen besaßen ein weites Netzwerk. Ian sprach inzwischen neben seiner Muttersprache Englisch auch ausgezeichnet Deutsch. Klassische Sprachen hatte er an der Schule gelernt, in der Hoffnung, er würde sie nie mehr brauchen. Nun brauchte er sie wieder.
    Er machte sich Notizen, während er las, und sammelte Seitenzahlen, die Details zu Energielinien beinhalteten oder zu magieinduzierter Bewusstlosigkeit. Er legte auch Listen über alle Artikel an, die in Sprachen geschrieben waren, welche er nicht verstand. Ein anderer würde diese später prüfen müssen.
    Jetzt saßen sie wieder alle in der Versammlung, um die Situation zu diskutieren. Ihrem Rang nach hatten sie sich platziert. Die Prima saß ganz hinten. Diese Schüler hatten durchaus das Recht, ihre Meinung kundzutun, doch im Grunde erwartete man von ihnen, dass sie sich bescheiden im Hintergrund hielten. Man hatte sie allerdings ermutigt, Fragen zu stellen, falls sie der Diskussion nicht folgen konnten. Es war wichtig, dass sie verstanden, worum es ging. Unwissenheit war keine Schande, solange man sie zugab.
    Fünf Primaner, zwei Sekundaner, drei Tertianer, keine Quartaner – in dem Jahr hatte es keine brauchbaren Kandidaten gegeben –, zwei Quintaner, ein Sextaner, drei Septaner. Sie alle saßen hinter den Reihen der Adepten, die das Arcanum Minor bereits abgelegt hatten. Sie waren alle unterschiedlich alt. Nicht jeder wurde für berufen erachtet, sobald er die Schule hinter sich hatte, und ein „Jahrgang“ konnte länger sein als ein Zeitjahr. In seiner Klasse blieb man, bis die Dozenten einen für fortgeschritten genug für die nächste hielten. Ausgelernt hatte man nie. Das Arkane zu studieren war eine universelle, lebenslange Aufgabe. Sie setzte Talent voraus, aber auch den sturköpfigen Willen, mehr und mehr zu lernen. Erfolg bemaß sich nicht nur an der magischen Kraft, die man erlangte, sondern auch zu einem Großteil an der Beharrlichkeit, mit der man bei der Sache blieb.
    „Vielleicht sollten wir alle unsere Brüder nach München berufen, um dieses Phänomen gemeinsam zu bekämpfen“, schlug jemand vor.
    „Das würde dem Phänomen Gelegenheit geben, uns alle gleichzeitig auszuschalten. Wer immer hinter dieser Sache steckt, Feyon, Mensch oder Naturgewalt, müsste keinesfalls mehr durch die halbe Welt reisen, um uns alle zu kriegen.“ Meister Valerios klang giftig.
    „Vielleicht sollten wir Hilfe von außen in Anspruch nehmen“, schlug Bartel vor.
    „Wessen Hilfe schlagen Sie vor, Bartel?“
    „Eine weitere Loge. Bella-Gerant in Berlin zum Beispiel.“
    „Das ist noch nie versucht worden. Aroria hat ihren Stolz und auch ihre Verpflichtungen. Doch wir haben eben auch unsere Ethik und unsere Regeln. Wir können nicht automatisch davon ausgehen, dass letzteres auch für andere in gleicher Weise gilt“, gab Meister Valerios zu bedenken.
    „Wir wissen zudem nicht, ob nicht eine andere Loge dahintersteckt. Es gab

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