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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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vergeblichen Vormarsch in die längst gestürmte Stadt, vom langsamen, immer wieder von Kämpfen begleiteten Rückzug der britischen Truppen, die sich auf dem Weg in das Lager in Korti befanden. Gierig stürzten sie sich auf jeden Artikel, auf jede Meldung, in der Hoffnung und in der Angst zugleich, zu erfahren, wie es Stephen, Jeremy, Simon, Leonard und Royston im Sudan erging, wenn schon kein Brief,kein Telegramm für die Schwestern eintraf. Solange wir nichts hören, ist alles gut, nicht wahr? , versicherten sie sich gegenseitig jeden Tag aufs Neue. Wenn ihnen etwas geschehen wäre, hätten wir doch schon längst Nachricht bekommen, oder nicht?
    Grace trat unter den von Säulen gestützten Balkon vor der Bibliothek im oberen Stockwerk, nahm die zwei Stufen eines der beiden Hauptportale im Laufschritt und schob die schwere Tür unter dem fächergleichen Oberlicht auf. Mit langen Schritten und unter dem Klacken der Absätze ihrer Stiefeletten auf dem glatten Steinboden eilte sie durch die Halle mit ihrem großen Buntglasfenster und den Arkaden. Der Papagei in seiner großen Voliere vor einer der Säulen spreizte sein buntes Gefieder und krächzte heiser.
    »Grace!« Von dem Tisch, auf dem allerlei Broschüren und Faltblätter für Konzerte, Aufführungen und Ausstellungen auslagen, löste sich die Gestalt einer jungen Frau und huschte unter Schuhgetrippel und Röckerascheln auf Grace zu.
    »Morgen, Maud!«
    »Ihr habt Besuch, Grace – du und Ada!« Das flächige Gesicht von Maud Denbrough unter dem üppigen herbstlaubfarbenen Haar ruckte in Richtung der an einer Wand aufgereihten Stühle, vor denen Miss Smith stand, eine der Leiterinnen des Komitees, die in ihrer nüchternen, nonnenartigen Tracht stets strenger wirkte, als sie eigentlich war. Ein Gentleman war bei ihr, von dem Grace nur den Mantelrücken und einen sorgfältig getrimmten dunklen Haarschopf erkennen konnte. Miss Smiths Blick fiel auf Grace, und unter leisen Worten und mit einer einladenden Geste führte sie den Gentleman zu ihr hin.
    »Miss Norbury?« Forschend sah er sie aus dunkel umschatteten grauen Augen an. Er mochte um die vierzig sein, und sein eckiges Gesicht, blass und eine Spur aufgedunsen, war Grace zwar unbekannt, aber nicht gänzlich fremd, denn er sah jemandem ähnlich, den sie gut kannte. »Miss Grace Norbury, nehme ich an?«
    »Ja, das bin ich«, antwortete Grace tonlos. Ihr Mund war wie ausgedörrt, und ihr Magen wand und verknotete sich voller Angst. Jeremy.
    Den Zylinder und die Handschuhe in der Linken, streckte er ihr die Rechte entgegen, die leicht zitterte. »Wir sind uns bisher leider noch nicht begegnet, und ich bedaure sehr, dass es nun unter solchen Umständen geschehen muss. Charles Digby-Jones.«
    »Wir können gern in mein Büro gehen«, hörte Grace den behutsamen Vorschlag von Miss Smith neben sich. »Dort spricht es sich gewiss ruhiger.«
    Ein Gefühl der Enge stieg in Grace’ Kehle auf. Die Zeitungen, die sie unter den Arm geklemmt hatte, entglitten ihr und klatschten zu Boden. Heiser flüsterte sie: »Simon?«
    Der Weg die Treppen hinauf war endlos, und Grace war froh, Maud neben sich zu haben, die sich fest bei ihr untergehakt hatte und sie stützte. Vor der Tür zu ihrem Zimmer blieb Grace stehen und fuhr sich mit dem Handrücken über das tränenüberströmte Gesicht.
    »Wird es gehen?«, fragte Maud besorgt.
    Grace nickte schwach. »Es muss«, bestärkte sie sich selbst.
    »Ich bin in der Nähe, wenn ihr mich braucht«, flüsterte Maud ihr zu und strich ihr über die Schulter.
    »Danke, Maud.« Grace atmete tief durch und drehte den Türknauf, trat ein und schloss die Tür hinter sich.
    »... wo hab ich das denn nur?«, murmelte Ada, während sie hektisch einen Stapel Bücher auf ihrem Zeichentisch durchging, um ein ganz bestimmtes Buch zu finden. »Ich komm doch noch zu spät ...« Sie sah auf, sah ihre Schwester an, die mit verweinten Augen an der Tür lehnte, und das Lächeln, das gerade noch über ihre Züge gehüpft war, verlosch. Unter Ada geriet der Boden ins Wanken. Gibt ... gibt es schlechte Nachrichten? , fragten ihre geweiteten Augen.
    »Simons Bruder ist unten«, flüsterte Grace.
    Adas Kopf drehte sich kaum merklich hin und her, in der Andeutung eines Kopfschüttelns voller Ungläubigkeit, voller Abwehr und Entsetzen. »Nein, Gracie. Nein.«
    »Ada ...«, setzte ihre Schwester an, doch weiter kam sie nicht, sie hatte keine Worte, um auszudrücken, was sie empfand.
    Ada tat zwei schwankende Schritte

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