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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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berührte – wo kam der plötzlich her? Erschrocken zuckte ich zusammen – das war mir schon seit Tagen nicht mehr passiert.
    „Was ist mir dir?“ Pal schob sich in mein Sichtfeld. „Du bist weiß wie ein Laken.“
    Oh, manchmal sagte er so nette Dinge. Ich schüttelte nur den Kopf, wollte nicht näher auf meinen Zustand eingehen. Diese Bilder sollten einfach nur aus meinem Kopf verschwinden. Es gab halt doch Erinnerungen, die man missen wollte.
    „Talita? Sprich mit mir.“ Er rutschte noch ein wenig näher. Dieses Mal zuckte ich nicht vor seiner Berührung zurück, ließ es kommentarlos zu, dass er mir mit dem Daumen über die Wange rieb, ja fand in dieser Geste sogar ein wenig Trost. Ich war nicht allein, zumindest nicht im Moment. „Bitte.“
    Wie sollte ich das nur erklären? „Es ist nichts, ich brauchte nur mal kurz frische Luft.“
    Seine Augen forschten in meinem. „Sicher?“
    „Ja, es geht sicher gleich wieder.“ Obwohl es mir davor graute, zurück in dieses Zimmer zu gehen, und vielleicht noch mehr von diesen Bildern zu Gesicht zu bekommen. Nein, das brauchte ich wirklich nicht, aber ich würde mich auch nicht wie ein feiges, kleines Mädchen zurückziehen.
    Neben mir ertönten Schritte. Ich wusste ohne hinzusehen, dass es Veith war, erkannte seinen Geruch sofort, und wünschte mir, dass er einfach wieder verschwinden würde. Auf ihn hatte ich nun mal gar keinen Bock. Außerdem, was wollte er hier? Seit drei Tagen ignorierte er mich wo es nur ging, und jetzt lief er mir hinterher? Das ergab keinen Sinn. Gut, bei dem Kerl ergab sowieso nur wenig Sinn. Veith war einfach ein Wiederspruch in sich.
    „Ich denke es ist besser, wenn wir die restlichen Akten ohne dich sichten“, ließ er dann verlauten.
    Ich biss mir auf die Lippen. Hatte er das jetzt wirklich tun müssen? Ich wusste ja dass er mich nicht dabei haben wollte, aber musste er mich jetzt auch noch mit der Nase draufstucken? Es war doch wirklich nicht zu viel verlangt, mich einfach nur in Ruhe zu lassen. Langsam stieg der Ärger über diese ungerechte Behandlung in mir hoch.
    Pal knurrte.
    „Vielleicht solltest du dich zurückziehen“, fügte Veith noch leise hinzu.
    Wütend fuhr ich zu ihm herum. „Warum? Weil ich nur als Mittel zum Zweck diene? Weil ihr jetzt alles von mir habt, was ihr braucht? Weißt du was, es ist mir scheiß egal, was du glaubst! Ich lass mich von dir nicht vergraulen, nur weil du ein Problem mit mir hast! Eigentlich hatte ich ja geglaubt, dass wir den ganzen Mist hinter uns hätten, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Und nur damit du es weißt, auch wenn es dich eigentlich gar nichts angeht, das in der Küche mit Pal war ein Missverständnis, und dass du seit dem so bockig mit mir bist, geht mir tierisch auf die Nerven. Dazu hast du gar kein Recht, also hör endlich auf damit!“
    Veith runzelte in vertrauter Geste die Stirn. „Wie kommst du darauf, dass ich deswegen
bockig
bin?“
    Ich kniff die Lippen zusammen. Darauf zu antworten, war mir einfach zu dämlich. Wenn er der Meinung war, dass er so tun musste, als wäre nichts, bitte, aber ich würde da sicher nicht mitspielen.
    Veith seufzte. „Ich versteh dich nicht. In dem einen Moment fällst du fast wie eine aggressive Wölfin über mich her, und im nächsten verwandelst du dich in ein kleines, schüchternes Kätzchen.“
    War das jetzt eine Beleidigung, oder ein Kompliment? Wahrscheinlich eher erstes, so wie immer. „Lass mich einfach in Frieden.“
    Langsam hockte er sich neben mich, beachtete Pals Anwesenheit dabei gar nicht, und sah mich an, als wolle er mich ergründen. „Warum bist du so?“ Er neigte den Kopf leicht.
    Was war das denn für ´ne Frage? „Warum bist du so?“
    Er seufzte tief, als wäre er mich einfach nur noch leid – was wahrscheinlich auch so war. „Ich hab das nicht gesagt, um dich zu vergraulen, ich …“ – er warf einen Blick zu Pal rüber. „Würdest du uns kurz alleine lassen?“
    Pal zeigte ihm die Zähne. „Vergiss es.“
    Alleine? Was sollte das denn jetzt werden? Wollte er mich jetzt fressen, weil ich so widerspenstig war? Okay, meine Phantasie ging mal wieder mit mir durch, trotzdem kamen mir wieder die Bilder von den toten Lykanern in den Sinn, und ich musste schlucken.
    Veith starrte seinen Cousin auf eine Art nieder, die ich niemals am eigenen Leib erfahren wollte – das war richtig gruselig –, aber es schien zu funktionieren. Pal schrumpfte merklich unter diesem Blick, und senkte schlussendlich sein

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