Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
erkennbar, nur zu ertasten. Die dichten Schleier aus Schwärze türmten sich in der Ferne zu einem Wall, der sich mit den Wolken vermählte; Wolken, die keinen Regen führten, sondern wie die Stilübungen eines vom eigenen Wahnsinn inspirierten Malers aussahen .
    Landru hatte das Gefühl, auf einem Eiland zu stehen, das von einem wogenden Ozean umgeben war, in dessen unauslotbaren Tiefen das Grauen in unbekannter Gestalt schwamm. Vielleicht sogar zu ihm herüberstarrte, ihn belauerte und taxierte!
    Zeigte es sich ihm nicht, weil es so schwach .
    ... oder so klug war?
    Nicht weit von Landru lag das diesseitige Tor. Es sah so wirklich, so echt aus, wie er es »drüben«, auf der anderen Seite, nie empfunden hatte - vielleicht, weil er sich dort zu wenige Gedanken über seine Beschaffenheit gemacht hatte. Das größte Mysterium bestand jedoch zweifellos darin, daß es verschlossen schien, obwohl Landrus Empfindungen genau das Gegenteil geschworen hätten.
    Er richtete sich auf, ohne daran gehindert zu werden. Von wem auch? Er war allein. Über ihm spannte sich etwas, das kein Himmel sein konnte (so wenig wie die Wolken Wolken waren), und unter seinen Füßen federte ein Boden, der weder Erde noch Stein war ... (Aber was dann?)
    Das Tor! Konzentriere dich auf das Tor!
    Wie ein Monolith, das Gewicht kaum geringer als das eines Mondes, ragte es vor ihm auf. Finster und von einer Präsenz, daß die Realität der übrigen Umgebung davon regelrecht abgesaugt wurde.
    Landru hatte keinerlei Vorstellung, wo er gelandet war. Die Rachsucht hatte ihn dazu getrieben, sich an Gabriels Fersen zu heften. Der Fährte jenes Kindes zu folgen, von dem eine unermeßliche Gefahr ausging und von dem immer noch nicht ausgeschlossen werden konnte, daß es der ersehnte Messias der Vampire war!
    Dieser gefährliche Junge hatte in den Tiefen des Klosters an etwas gerührt, was er womöglich selbst nicht hatte einschätzen können und das auch Landru erst als Tor begriffen hatte, als ihn die zerrende Kraft bereits unwiderstehlich in ihren Fängen gehalten und davongetragen hatte.
    Hinter das Tor! Hierher ... wo immer das liegen mochte.
    Landru kannte sich in den dunklen Künsten aus, und im ersten Moment war es naheliegend gewesen, daran zu glauben, in eine magische Falle getappt zu sein.
    Inzwischen sah er es jedoch anders, denn wenn er etwas vermißte, dann war es seine Magie!
    Ein paar Herzschläge lang wurde er an seinen Aufenthalt in Gottes Reich, am Anfang der Zeit, erinnert. Dort war das Gefühl eigener Ohnmacht ähnlich zermürbend über ihn gekommen .
    Nein! Aufhören! Sofort! Das Tor! Geh und kümmere dich um das TOR ...!
    Das Tor . Es wirkte wie aus einem äonenalten, erloschenen Stern gehauen.
    Die düsteren Nebel legten sich allmählich. Sie hingen bereits merklich tiefer, umschmeichelten nur noch die Knöchel.
    Landru blickte an sich herab.
    Nicht seine Blöße an sich störte ihn - nur das, was sie bedeutete: Wenn ein Vampir zur Fledermaus oder - wie es Landrus spezieller Vorliebe entsprach - zum Wolf transformierte, löste er seine Kleidung mittels der zauberischen Kräfte auf und beförderte sie, unsichtbar verpackt in finstere Magie, mit sich, um bei Bedarf jederzeit auf sie zurückgreifen zu können.
    Doch Landru hatte weder diesseits noch jenseits des Tores bewußt auf die Metamorphose zurückgegriffen.
    Warum war er dann trotzdem nackt? Und warum gelang es ihm nicht, seine verlorene Kleidung magisch neu zu erschaffen?
    So simpel die Antwort war, so sehr weigerte sich Landru zunächst, sie zu akzeptieren. Weil sie ihn zum Krüppel machte - ihm die mächtigste Waffe nahm!
    Man hatte ihm seine Magie gestohlen!
    Aber wer? Und warum?
    Wohin hat es mich verschlagen?
    Tief im Herzen fürchtete Landru die Antwort, und eigentlich wollte er nur eines: So schnell wie möglich wieder nach dort zurück, wo er sich auskannte!
    Eine Erschütterung ließ ihn zusammenfahren. Sie entstand unter der Nebelschicht und war nicht einzuordnen. Aber sie war haarsträubend, und das begleitende vage Geräusch klang nicht eine Se-kunde harmlos.
    Abermals senkte der Nebel sich ein Stück tiefer. Hie und da schimmerte bereits ein Abglanz des Bodens durch .
    Landrus Blicke zuckten zurück wie Finger, die die Glut eines Feuers berührt hatten.
    Vor ihm ragte das Tor auf. Es besaß eine geschätzte Höhe von vier Metern, war knapp drei Meter breit und einen Meter dick . ja, man konnte die Dicke sehen, denn dieses Tor fügte sich nahtlos in die surreale

Weitere Kostenlose Bücher