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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Landschaft ein. Es war losgelöst von der Umgebung, die Landru »drüben« wahrgenommen hatte. Den Fels gab es hier nicht, und niemand hielt den Vampir davon ab, um dieses Tor herumzugehen - es argwöhnisch von allen Seiten zu betrachten!
    Welches war die richtige Seite, durch die er hindurchgehen mußte, um zurückzukehren?
    Vielleicht gibt es gar kein Zurück, dachte Landru nach einer Weile. Diese verdammte Falle kann ebensogut eine Einbahnstraße sein!
    Aber wer hatte sie gestellt? Gabriel?
    Wer war Gabriel? Wer bediente sich der Maske eines Kindes?
    Landru fror jetzt stärker. Die Kälte hatte sich langsam durch sein Fleisch gefressen und die Knochen erreicht. Nun sickerte sie in sein Mark.
    Er straffte sich und ballte die Hände zu Fäusten. Drei Schritte trennten ihn von dem mattglänzenden, in seiner Kompaktheit mehr als unheimlichen Gebilde, in dem nicht der geringste Spalt, nicht der haarfeinste Riß auszumachen war.
    Es gelang Landru, die Füße aus dem wabernden Gespinst wie aus sumpfigem Morast zu heben und das Steinfeld zu erreichen, auf dem das Tor, leicht erhöht und unangetastet vom Nebel, ruhte.
    Im Gegensatz zur Umgebung wirkten das Geröll wie auch das Tor beunruhigend echt. Das Tor, die Steine und er schienen die einzigen Objekte zu sein, die wirklich existierten .
    Aber noch während Landru sich bemühte, sich mit diesem Gedan-ken anzufreunden, lähmte ihn der Aberwitz, der daraus sprach.
    Viel wahrscheinlicher war, daß er sich immer noch im Berg unter dem Kloster aufhielt, irgendwo, und irgend etwas seine sinnliche Wahrnehmung manipulierte! Wer spielte mit ihm? »Gabriel?« »Glbblwrg?«
    Der Boden warf ein dumpfes Echo zurück, und an der Stelle, von wo der Schall widerhallte, wich der Nebel, so daß Landru gewahr wurde, worauf er schon die ganze Zeit ging und stand .
    *
    Es konnte eigentlich nur eine Halluzination, ein perverses Trugbild sein! Trotzdem hätte es erklärt, warum sich der Boden unter Landrus Sohlen derart schwammig anfühlte .
    Gebannt starrte der Vampir auf den Strang, unter dessen Transparenz etwas dahinfloß, etwas strömte, was allem Anschein nach Blut war - so wie dieser Strang eine Ader war. Eine von unzähligen, die das umliegende weißgraue, von zarter Haut umschlossene Gewebe mit dem versorgten, was es . benötigte?
    Lebte dieser »Boden«, auf den Landrus ganzes Gewicht drückte?
    Der Kelchhüter erzitterte, und zum erstenmal kam ihm überhaupt in den Sinn, sich zu fragen, ob er in den Gewölben des Monte Carga-no nicht auch gestorben sein könnte.
    Lag dieser Ort, dieser Alptraum einer Landschaft nicht nur jenseits eines Klostertors, sondern schon im Jenseits? War dies der Hort, in den die Seelen Verstorbener wechselten?
    Wieder bebte es unter Landrus Füßen, und nun ahnte er, daß er den Pulsschlag eines verborgenen Herzens spürte, das Nährstoffe durch fremde Arterien trieb, um die fremde Intelligenz darin gedeihen zu lassen .
    Bin ich zur Mikrobe geschrumpft, dachte er benommen. Oder ist dieses »Gehirn« einfach nur gewaltig wie ein ganzer Kontinent?
    Plötzlich entstand ein Geräusch, das nichts mit den vorausgegangenen Beben, nichts mit dem vermeintlichen Pulsschlag zu tun hatte.
    Es kam aus der Ferne.
    Und es rückte näher!
    Landru duckte sich. Er fühlte die darin enthaltene Drohung. Und er fühlte seine davon wachgerufene Angst .
    Mit einem Satz beförderte er sich auf den schmalen Geröllstreifen, der das Tor umgab und hämmerte mit beiden Fäusten gegen die monolithische Barriere. Auch die so realen Steine, auf denen er stand, versprachen keinen Schutz, boten keinen Trost und verliehen keine neuen Kräfte.
    Der Lärm rückte näher. Manchmal erinnerte er an Stimmen: wild, aggressiv und völlig unverständlich. Einen Moment später klang es dann wieder, als bildete der Boden Klüfte oder als zerreiße Metall ...
    Landrus Fingernägel schabten ein letztes Mal über die kalte Oberfläche des Klotzes, durch den es einen Fluchtweg geben mußte, auch wenn er für den Kelchhüter nicht erkennbar war.
    Was ist aus mir geworden? Er gab sich die Antwort selbst: Etwas Erbärmliches. Die pure Ohnmacht...
    Als er sich wieder umdrehte, erhob sich die Schwärze hinter ihm wie ein Gebirge. Sie war überall, nicht mehr nur Nebel, sondern ... Rauch! Rauch, den es aus unsichtbaren Schründen nach oben zog wie den Odem eines feuerspeienden Drachens!
    Es roch nach Schwefel und nach Fäulnis.
    Landru hatte viele Leichenkammern besucht, aber in keiner war er dem Ersticken so

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