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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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voller Wucht dagegen, worauf eine kleine Wunde an ihrer Ferse aufplatzte, und ein Schmerzblitz durchzuckte ihr Bein. Aber die Aktion hatte den gewünschten Effekt. Jacob erschien und herrschte sie an, sie solle endlich Ruhe geben, sonst werde etwas passieren. Mit unbeeindruckter Miene verlangte sie, Pienaar zu sprechen.
    Â»Warum?« Der Zulu bedachte sie mit einem hochmütigen Blick.
    Â»Pienaar!«, schrie Anita an ihm vorbei. »Kommen Sie her, wir haben ein Problem.«
    Statt des Einarmigen erschien abermals Riaan. »Wenn Sie nicht sofort Ruhe geben, werde ich nachhelfen«, knurrte er und schlug seine geballte Faust in die andere Handfläche, dass es klatschte. Die Geste machte ihr klar, dass es bei Riaan, und wie immer er mit Nachnamen hieß, unter der Oberfläche ständig brodelte. Ein gefährlicher Mann. Trotzdem teilte sie ihm ihre Forderung mit.
    Â»Ich brauche einen Hocker oder etwas Ähnliches, damit Kira ihr Bein hochlegen kann«, rief sie so laut, dass Pienaar es hören musste. »Außerdem müssen wir essen und trinken, sonst werden wir dürr wie Skelette sein, und Sie kriegen nicht einen Cent für uns. Kein Mann will klappernde Knochen im Arm haben!« Vielleicht brachte das den Kerl auf Trab. Geld hatte immer die lauteste Stimme. Sie wartete.
    Riaan versetzte der Tür einen so kräftigen Stoß, dass sie ins Schloss knallte, Anita konnte gerade noch zurückspringen, um nicht am Kopf getroffen zu werden. Wieder stand sie im Dunkeln. Blind tastete sie sich zu Kira und setzte sich neben sie. Ihr Herz hämmerte, aber sie nahm sich vor, so lange Krach zu machen, bis Pienaar nachgab.
    Nach mehr als einer Stunde, in der sie mehrmals geklopft und nach Pienaar gerufen hatte, war sie sich sicher, dass ihr Aufstand umsonst gewesen war. Zu ihrer Überraschung hörte sie auf einmal
einen leisen Motor und gleich darauf eine Stimme, die ihr bekannt vorkam. Maurice!
    Bevor sie sich jedoch bemerkbar machen konnte, flog die Tür auf und Zungu schleppte einen großen Topf mit Porridge und eine Kanne Milch herein.
    Â»Maurice!«, rief sie und versuchte, sich an Zungu vorbeizudrängen, aber Riaan fing sie ab und stieß sie grob zurück. Von Maurice erhaschte sie nur einen Blick auf seinen sich entfernenden Rücken. Jacob, der mit einem Stapel Erdnussbutter-Brote hereinkam, blockierte ihr die Sicht. Im Vorbeigehen sagte er auf Afrikaans etwas zu Riaan, woraufhin der sich nach draußen verzog. Zungu erschien mit blechernen Essnäpfen und Löffeln und knallte sie vor Anita auf den Boden. Die zusammengerollte Grasmatte, die er unter dem Arm hielt, warf er Kira hin.
    Â»Für Imamba emfisha«, grunzte er und zeigte auf Kira.
    Â»Sie nennen mich ›Kleine Mamba‹, wie lustig«, kicherte Jills Tochter. Sie rief Jacob etwas auf Zulu hinterher und lachte anschließend laut.
    Anita hob sie auf, setzte sie mit dem Rücken an die Wand und schob ihr behutsam die zusammengerollte Matte unter das Bein. »Was hast du zu ihm gesagt?«
    Â»Dass kleine Mambas besonders gefährlich sind, und wenn er nicht nett ist, beiße ich ihn, und dann stirbt er. Und dass die alte Lena mir starke Zauberkräfte gegeben hat, mit denen ich ihn in eine Ratte verwandeln kann. Mambas fressen Ratten.« Sie bog sich vor Lachen.
    Anita schmunzelte. »Wer ist die alte Lena?«
    Â»Eine Sangoma … das ist eine Zauberin. Die lebt auf Inqaba und erschreckt Gäste«, erklärte ihr Kira. »Hier gibt es Massen davon. Von Zauberern, meine ich. Leute gehen zu ihnen, wenn sie krank sind oder irgendwie Probleme haben. Dann opfern die Sangomas Hühner oder so, damit die Ahnen nicht mehr böse sind, und werfen Knöchelchen, um zu sehen, was in der Zukunft
passiert. Ist das nicht zum Lachen? Niemand kann in die Zukunft sehen, dann würde doch niemand mehr einen Unfall haben oder so, oder?«
    Anita war fasziniert. Sie hatte von Sangomas gelesen, aber bisher nicht wirklich glauben können, dass unter der Oberfläche dieses hochmodernen Landes, im Schatten von glasblinkenden Hochhäusern und Luxuskarossen, diese unheimliche Schattenwelt existierte.
    Â»Man darf über Sangomas nicht reden«, flüsterte Nyasha. Sonst verwandeln sie sich in wilde Tiere, die Menschen fressen.«
    Â»Mein Daddy sagt, das ist Quatsch!«, rief Kira dazwischen.
    Die anderen Mädchen hatten sich furchtsam zusammengedrängt und flüsterten

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