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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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gewöhnen, dass ich ein loses Mundwerk habe und dass es mir gelegentlich davonläuft.«
    Anita verzog keine Miene. »Oh, das schaffe ich schon. Schließlich bin ich ja keine restlos verklemmte Tussi, wie du eben festgestellt hast.«
    Andy schüttelte sich vor Lachen. Dirk grinste schief, startete wortlos den Wagen und fuhr aus der Parkbucht. Vor ihm wartete Maurice schon mit laufendem Motor. Minuten später bogen beide Autos hintereinander auf die N2 in Richtung Norden ab.
    Anita lehnte ihren Kopf gegen die Rückenlehne und schloss die Augen. Das Gewicht auf ihrer Seele erschien ihr um einen Bruchteil leichter geworden.
    Das Stadtgebiet von Durban umfuhren sie auf der Schnellstraße, die wenig schöne Anblicke bot. Heruntergekommene, ehemals bürgerliche Wohnviertel, Industrieanlagen, Abfall am Straßenrand. Nur einige in voller Blüte stehende Tibouchina-Bäume, deren rosa und lilablaue Kronen von den Hügeln herunterleuchteten, milderten den Eindruck. Ihr Vater hatte immer von diesen herrlichen Bäumen geschwärmt. In der Zwischenzeit bogen sie in Richtung Nordküste ab und fuhren durch ein ultramodernes Geschäftsviertel mit weißen Gebäuden, die praktisch alle einen Blick vom Hügelrücken herunter über den Indischen Ozean besaßen. Dirk fuhr konzentriert, Andy hatte sich die Ohrstöpsel seines MP3-Players ins Ohr gesteckt und lauschte seiner Musik mit geschlossenen Augen, Anita döste.
    Maurice fuhr über den Kreisel vor dem Natal Sharksboard, dem Hai-Forschungs-Institut, und nahm eine der vielen kleinen Straßen, die nach rechts durch das exklusive Wohngebiet des Ortes Umhlanga Rocks führten. Anita setzte sich auf und schaute hinaus. Üppige Vegetation überwucherte hohe Mauern, die Einfamilienhäuser dahinter erschienen ihr unglaublich luxuriös. Eines besaß sogar einen gläsernen Aufzug an der Außenseite. Da
alle Häuser am Hang lagen, hatten auch ihre Bewohner die gleiche herrliche Aussicht über den grünblauen Ozean.
    Noch etwas aber war praktisch allen Häusern gemeinsam. Die hohen Mauern waren mit mehreren dünnen Drähten gekrönt, wie Anita befremdet bemerkte. »Was sind das für Drähte?«, fragte sie.
    Dirk schaute kurz hinüber. »Elektrozäune.«
    Sie verrenkte sich den Hals, um besser sehen zu können. »Himmel, die leben ja wie in Fort Knox!«
    Â»Völlig normal hier. Hast du noch nicht gemerkt, dass alle Fenster schwer vergittert sind? Wie im Gefängnis.« Er drehte seinen Rückspiegel so, dass er ihr Gesicht sehen konnte. »Du siehst reichlich blass aus. Wir fahren gleich am Umhlanga Hospital vorbei. Soll ich dich hinbringen?«
    Anita kicherte. »Nein, ich habe nur Hunger.«
    Â»Dem können wir abhelfen.« Dirk blinkte Maurice an, fuhr links an den Straßenrand, stellte seinen Warnblinker an, stieg aus und lief zu Maurice, der vor ihm hielt und schon sein Fenster heruntergelassen hatte. Nach einer kurzen Unterhaltung kehrte er zurück.
    Â»Wir werden hinunter in den Ort fahren und etwas essen. Von hier aus brauchen wir noch mindestens zweieinhalb Stunden, und bis dahin bist du mir verhungert.« Er grinste. »Das kann ich nicht riskieren, das gäbe nur endlos Schwierigkeiten.«
    Anita fletschte aus Spaß die Zähne. Dirk fuhr vom Hügelrücken die abschüssige Straße hinunter, die unter dem Highway als Unterführung lief. Auf der anderen Seite wuchsen ausladende Schattenbäume an der zweispurigen Straße, links säumten teure Apartmentblocks und Hotels den Strand. In den Lücken dazwischen schimmerte das Blau des Ozeans. In der Ortsmitte allerdings blockierten drei rauchblau verglaste Wohntürme die Fernsicht aufs Meer.
    Zweiunddreißig Stockwerke zählte Anita bei dem höchsten
Gebäude. »Die machen die gleichen Fehler wie überall auf der Welt und betonieren die schönsten Küsten zu …«, bemerkte sie enttäuscht. Niemand antwortete.
    Dirk bog nach links ab. »Wir essen in der Oyster Box . Das ist das beste Hotel am Platz, und die haben ein Restaurant mit einer tollen Terrasse zum Ozean hin. Ich nehme an, dass man sich zumindest da auf die Qualität der Lebensmittel verlassen kann.«
    Anita wurde sich sofort ihres verschwitzten Äußeren bewusst. Der Geruch nach Erbrochenem schien noch immer an ihrer Kleidung zu haften. »Ich bin nicht gerade edel angezogen …«
    Â»Du

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