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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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sie den Tag lieber mit Helmut verbringen. »Siehst du, Kind, darüber wollte ich auch mal mit dir sprechen«, hatte ihre Mutter vorsichtig angefangen. »Der Mann könnte doch dein Vater sein.«
    »Er ist fünfundvierzig!«
    »Trotzdem! Du wirfst deine besten Jahre weg. Das hat doch keine Zukunft. Was findest du nur an ihm?« Astrid hatte nur trotzig geschwiegen und damit ihren Vater aufgebracht, der Helmut als geilen, alten Bock bezeichnete. Daraufhin hatte sie ihm ein paar häßliche Sachen über seine dreckige Phantasie um die Ohren geknallt und war gegangen. Aber die Frage geisterte ihr immer noch im Kopf herum: was findest du nur an ihm?
    Er sah absolut durchschnittlich aus; er war fast sechzehn Jahre älter als sie, und das konnte man auch sehen. Er war ein aufregender, zärtlicher Liebhaber, ja, aber er ließ sie nie vollkommen an sich heran, und sie sehnte sich nach mehr Nähe. Trotzdem war er der empfindsamste Mann, den sie kannte. Sie seufzte, verkroch sich tiefer in ihren Parka und versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, das sie noch vor sich hatte.
    Die kleine Kate war aus altem, dunklen Backstein. An der rechten Hauswand duckten sich Kaninchenställe, vor dem Eingang, zur Straße hin ein Blumenrondell, eingerahmt von feuchtem Kies.
    Astrid ging auf die buntverglaste Tür zu, die man dem Haus offensichtlich in den fünfziger Jahren ins Gesicht gezwungen hatte. Sie hatte den Finger noch nicht von der Klingel genommen, als schon geöffnet wurde.
    Frau Koppers war um die Siebzig und sah ein wenig schräg aus mit der dicken, schwarzen Perücke über dem faltigen Gesicht. Ihr Mann saß am Tisch, aß Schwarzbrot mit Rübenkraut und trank Kaffee. Als Frau Koppers Astrid in die Küche schob, erhob er sich halb und lächelte ungelenk.
    »Wollen Sie nicht ablegen?«
    Astrid hängte ihren Anorak über die Stuhllehne und setzte sich. Eine dritte Kaffeetasse stand schon bereit; die beiden schienen sich über den Besuch zu freuen. Vieles, was sie über die Heuvelmanns erzählten, wußte Astrid bereits von den anderen Nachbarn, aber sie ließ sie erst einmal ein bißchen reden.
    Heuvelmanns waren erst seit knapp neun Monaten verheiratet.
    »Der Jakob hat wirklich dat große Los gezogen«, sagte Frau Koppers. »Eine tüchtige Frau, die Johanna. Is' ja wohl gut un' gerne zehn Jahre jünger wie er, aber patent, dat muß man sagen. Un' immer freundlich, immer 'n nettes Wort für einen. Un' is' ja auch schön, dat se jetzt in Hoffnung is'. Nee, da hat der Jakob wirklich 'ne gute Partie gemacht. Wat meinst du, Jan?«
    »Hatter!«
    »Die Eltern vom Jakob, also, die sind ja schon früh gestorben. Saßen ja alle beide von Kopf bis Fuß voll Krebs - auch kein schöner Tod, wa? Anständige Leute, immer fleißig. Wär' ja bloß schön gewesen, die hätten noch erlebt, wie der Jakob dat Gestüt aufgebaut hat.«
    »Jetzt isset aber gut, Mia! Dat interessiert die Frau Kommissar doch gar nich'.«
    »Doch, doch«, meinte Astrid, »sonst hätte ich schon was gesagt. Können Sie sich denn noch an die Tage erinnern, als die Anschläge auf die Hengste verübt worden sind?«
    Beide nickten, aber das Sprechen übernahm wieder die Frau: »Weiß ich noch ganz genau, weil auch der Detektiv hat da nämlich nach gefragt. Dem hab' ich dat alles erzählt, auf dat elvendortichste.«
    »Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen?«
    Die beiden guckten sich hilflos an, und Astrid suchte nach einer konkreteren Frage, aber Frau Koppers redete schon los:
    »Ich hab' da schon viel drüber prackesiert. Ich sach noch gegen meinen Mann, Jan, sach ich, wir hätten dat doch sehen müssen, wenn da einer auf dat Gehöft gefahren wär'. Aber da war keiner an den Tagen, bloß der Manfred Schöningh, aber dat sacht ja nix.«
    »Wer ist Manfred Schöningh?«
    »Ach, dat is' doch der Jugendfreund vom Jakob. Der geht da ein und aus, schon von klein auf. Man munkelt ja, dat der früher ma' ein Techtelmechtel mit der Johanna gehabt hat.« Sie kicherte leise. »Man kann die Menschen bloß vor den Kopp gucken, sach ich immer, aber nicht herein.« »Und dieser Schöningh war beide Male auf dem Hof?«
    »Ja, sicher. Der is' doch da fast jeden Tach, abends wen'stens. Is' doch Junggeselle. Un' hilft dem Jakob auch immer mal. Hatte ja früher selbs' Pferde.«
    »Der hat Pleite gemacht mit seinem Reiterhof in Uedem«, mischte sich der Mann ein. »Is' schon ein paar Jahre her.«
    »Und was macht der jetzt?«
    »Hausmeister ist der, glaub ich, in dem Altersheim da, wo auch

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