Jenseits von Uedem
Kleidung trug er sonst noch, als er die Pferde tötete?«
»Das weiß ich nicht mehr so genau.«
»Versuchen Sie sich zu erinnern!«
»Auf alle Fälle blaue Jeans und die braunen hohen Schuhe. Aber ich weiß nicht mehr, welchen Pullover.«
»Warum haben Sie geschwiegen?«
»Wenn ich es Jakob gesagt hätte, wär' doch alles aus gewesen. Manfred hätte doch alles erzählt.«
»Hat Schöningh Sie unter Druck gesetzt?«
»Nein, wir haben nie darüber geredet.«
»Das gibt's doch nicht!«
»Doch .«
»Hat Schöningh mit te Laak gesprochen?«
»Ja.«
»Hat te Laak ihm gesagt, daß er über Sie beide Bescheid wußte?«
»Weiß ich nicht.«
»Warum hat Schöningh die Pferde getötet?«
»Es waren doch seine Tiere . ich war seine Freundin. Er hat alles verloren, das wissen Sie doch.«
»Schöningh haßt also Ihren Mann.«
»Nein!« »Warum hat er ihm dann einen solchen Schaden zugefügt?«
»Er ist so.«
»Haben Sie Angst vor Manfred Schöningh?«
»Nein.«
»Die Pferde sind brutal niedergemetzelt worden.«
»Ja.«
»Ist Schöningh ein brutaler Mensch?«
»Nein ... ich weiß nicht.«
»Hat er sie schon mal geschlagen oder anders mißhandelt?«
Sie schwieg; blutrot im Gesicht sah sie auf ihre Handtasche im Schoß.
»Nein«, flüsterte sie schließlich.
»Frau Heuvelmann«, drängte Astrid.
»Nicht so, wie Sie meinen .«
»Was bedeutet das?«
»Im Bett wohl .«
»Ach ja?« fragte Astrid.
»Weil ich es wollte«, druckste Johanna.
»Das heißt im Klartext?«
Johanna Heuvelmann zog die Augen zu Schlitzen men und sah Astrid ins Gesicht. »Das bedeutet, ich bin eine kleine Schlampe, die gerne ein bißchen gezüchtigt wird. Ist das klar genug?«
»Durchaus. Und Manfred Schöningh züchtigt gern kleine Schlampen?«
»Ja.«
»Liebt Ihr Mann diese Spiele auch?«
»Nein.« »Machen wir's auf die fiese Tour?« fragte van Appeldorn.
»Was?« Toppe sah von seinem Bericht auf.
Van Appeldorn grinste schräg über das ganze Gesicht. »Ich meine, überfallen wir Grootens gleich morgen früh um acht, du und ich, unangekündigt?«
Toppe sah ihn lange an, seufzte dann, griff zum Telefon und wählte seine alte Nummer. Es war ihm klar, was jetzt kam. Die Litanei konnte er singen ohne Vorlage, das ewig alte Thema: der Beruf ist dir wichtiger als wir.
»Du, Gabi, Helmut hier. Ich . es hat sich da was ergeben, also, ich muß morgen schon um acht eine Vernehmung machen.«
Sie lachte. »Das kriegen wir schon irgendwie hin, oder? Ich meine, die Jungs können ja ausschlafen und sich dann bei mir melden. Komm doch zum Mittagessen zu uns. Schaffst du es bis um eins?«
»Bestimmt.« Toppe verabschiedete sich und saß eine Weile grübelnd da.
»Eigentlich ist das schwachsinnig, Norbert, den Grootens morgen aus dem Bett zu klingeln«, meinte er schließlich. »Wir haben doch überhaupt nichts gegen den in der Hand. Te Laaks Aufzeichnungen, das ist alles. Wenn er gescheit ist, läßt er uns gar nicht erst ins Haus.«
»Na ja, vielleicht hast du recht«, sagte van Appeldorn.
»Braun hat den sicher längst gewarnt. Wir sollten sofort die Drogenjungs einschalten.«
»Ja, und statt zu Grootens zu fahren, besuchen wir lieber diese Jansens in Weeze. Schließlich waren die ja auch te Laaks Auftraggeber.«
20
Astrid brachte die völlig verheulte, aufgescheuchte Johanna Heuvelmann zur Tür und sah ihr nach, wie sie zögerlich den Flur entlangging.
»Tja.«
»Tja«, echote Heinrichs und spulte das Band zurück. »Der Tag ist wohl noch nicht zu Ende.«
Astrid reckte sich. »Sieht nicht so aus. Kommen Sie mit zu Schöningh?«
»Eigentlich wollte ich ja sowieso noch mal ins Altenheim, aber ich müßte erst meine Frau anrufen und gucken, wie zu Hause die Aktien stehen.«
Während er telefonierte, ging Astrid in Siegelkötters Büro, um zu sehen, wer vom Erkennungsdienst heute Rufbereitschaft hatte.
Van Appeldorn saß an der Schreibmaschine.
»Ist Helmut schon gegangen?«
»Hm«, nickte er, ohne den Blick von seinem Bericht zu nehmen. »Mußte sich um seine Kinder kümmern.«
»Ihr habt euch doch heute morgen auch einen Durchsuchungsbeschluß besorgt. Welcher Richter hat denn Dienst?«
»Knickrehm.«
»Fein«, meinte Astrid und hängte sich ans Telefon.
Als zweiten rief sie Berns an. Sie nahm ihren ganzen Charme zusammen, aber es war gar nicht nötig; Berns war aufgeräumt und ausgesprochen hilfsbereit.
»Blutspuren in Kleidung? Keine große Sache. Die Benzidinprobe krieg' ich auch im mobilen Labor in ein paar
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