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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Hand. »Darauf werden die neuen Besuchszeiten des Friedhofs erklärt, und ich möchte sie so schnell wie möglich unter die Leute gebracht wissen.«
    Tim stand neben mir und blickte auf die Zettel hinunter, die ihm der Friedhofsaufseher soeben in die Hand gedrückt hatte. Er schien verwirrt, und damit war er nicht der Einzige.
    »Die hätten Sie auch einfach im Sekretariat im Hauptgebäude abgeben können«, sagte er. »Normalerweise sind die für solche Dinge zuständig, wissen Sie, Richard.«
    »Aber ja, natürlich«, erwiderte Smith und verteilte weiterhin unbeirrt seine Flyer. »Das weiß ich. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Mitarbeiter im D-Flügel im Allgemeinen doch um einiges entgegenkommender sind.«
    Ich stand da und starrte auf den Papierstapel in meiner Hand. Das Rot an den Wänden begann wieder zu verblassen, und mein Puls und meine Atmung normalisierten sich. Doch dann sah ich, dass meine Flyer sich in einem Detail von den anderen unterschieden: Ganz oben auf meinem Stapel befand sich eine mit Füller in flüssiger Handschrift geschriebene Nachricht.
    »Setz dich mit mir in Verbindung, damit wir uns treffen können«, hatte der Friedhofsaufseher darauf geschrieben. »Wenn du keinen Ärger willst, wirst du dieser Aufforderung Folge leisten.«
    Darunter stand eine Telefonnummer.
    Ärger war wirklich das Letzte, was ich wollte.
    Das Problem war einfach, wie auch John letzte Nacht gesagt hatte: Der Ärger folgte mir für gewöhnlich auf den Fersen, ganz egal wohin ich ging.
    Ich starrte die Nachricht an und versuchte, mir einen Reim darauf zu machen. Woher wusste er es? Woher wusste Richard Smith, dass ich es gewesen war?
    Genau in diesem Moment hörte ich ein Klicken, und als ich aufsah, hatte er gerade seine Aktentasche wieder zugeklappt.
    Mit meiner Halskette darin.
    »Nun, auf Wiedersehen Ihnen allen«, sagte er, hob die Aktentasche vom Stuhl und bedachte uns alle mit einem fröhlichen Winken. »Ich wünsche noch einen angenehmen Nachmittag allerseits.«
    Ein fröhliches Liedchen pfeifend, verließ er das Büro – und sah mir direkt in die Augen, als ich ihm durch die großen Fenster neben der Tür hinterherschaute. Erst später fiel mir auf, dass es sich bei dem Lied um »Ringelringelreihe« gehandelt hatte, was aber auch nicht viel bedeuten konnte.
    Außer man war jemand, der gestorben und wieder von den Toten zurückgekehrt war und deshalb jede Menge Zeit im Internet verbracht hatte, um alles Mögliche zum Thema Tod nachzulesen. Wie zum Beispiel, dass dieses nette Kinderliedchen angeblich von der schwarzen Pest handelt, die im Mittelalter mehrere Millionen Menschen dahingerafft hat.
    »Wow«, sagte Jade, nachdem er weg war. »Das ist aber ’n seltsamer Kauz.« Sie hielt mir ihre Süßigkeitendose hin. »Lakritze?«
    Ich betrachtete die roten Kringel. »Hmm«, meinte ich, »das ist nett, aber, nein danke.« Mir war jeglicher Appetit vergangen.
    Ich schätze, Mom muss es genauso gegangen sein. Denn sie lächelte mich an, und zwar etwas zu freudig. Als wollte sie sagen, dass alles in Ordnung sei.
    Aber ich sah, wie sie sich derart an dem Trageriemen ihrer Handtasche festkrallte, dass die Knöchel an ihren Fingern weiß hervortraten. Sie wusste genauso gut wie ich, dass überhaupt nichts in Ordnung war.
    »Also!« Sie schaute von Alex zu Kayla und dann zu mir und wieder zurück. »Island Queen! Nichts wie hin mit euch, das wird sicher ein Riesenspaß.«
    »Und wie«, sagte ich. »Monumental.«

Ein Windstoß fuhr aus den bethränten Auen,
    Er blitzt ein rothes Licht, das jeden Sinn
    Bewältigte mit ungeheurem Grauen.
    Dante Alighieri, Göttliche Komödie , Dritter Gesang
    M ir wären eine Menge Dinge eingefallen, die ich lieber getan hätte, als in einer zwanzig Meter langen Schlange in der sengenden Nachmittagshitze vor dem Island-Queen-Laden zu stehen – Isla Huesos’ Arme-Leute-Version von Dairy Queen. Schlafen zum Beispiel. Die letzte Nacht war kurz gewesen, woran ich selbst schuld war; aber trotzdem.
    Oder das Treffen mit Richard Smith hinter mich bringen. Aber der war nicht rangegangen, als ich ihn von der Mädchentoilette aus angerufen hatte, bevor ich mich mit Alex und Kayla unten am Schülerparkplatz getroffen hatte. Wahrscheinlich war er einfach noch nicht zu Hause gewesen. Die Nummer auf dem Zettel sah mir nicht nach einer Handynummer aus. Und Mr. Smith selbst sah mir auch nicht danach aus, als hätte er ein Mobiltelefon. Vielleicht wusste er nicht einmal, was das

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