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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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ist.
    »Äh, ja, hallo, Mister Smith«, hatte ich gestammelt. »Hier ist Pierce Oliviera. Wir haben gerade im Neue-Wege-Büro miteinander gesprochen. Und Sie haben mir eine Nachricht gegeben, dass ich Sie anrufen soll.« Meine Hände waren immer noch feucht von der Begegnung mit ihm, und das, obwohl die Schule die Klimaanlage scheinbar auf Minustemperaturen eingestellt hatte. »Ich rufe an, damit wir einen Termin für das Treffen ausmachen können, um das Sie gebeten haben.«
    Das war wahrscheinlich die lahmste Nachricht, die in der gesamten Menschheitsgeschichte jemals auf einen Anrufbeantworter gesprochen wurde. Aber was hätte ich auch anderes sagen sollen? »Ich möchte die Halskette wieder, die ich letzte Nacht auf dem Friedhof gelassen habe, als dort eine Straftat begangen wurde«, vielleicht?
    Ich spreche doch nichts auf irgendein Band, das mich belasten könnte. So viel hatte ich aus den Ereignissen in Westport immerhin gelernt.
    »Wenn Sie mich also bitte zurückrufen würden«, sagte ich weiter, »sobald es Ihnen möglich ist, wäre ich sehr dankbar. Je früher desto besser, denn am liebsten würde ich die Sache heute noch aus der Welt schaffen.« Dann hinterließ ich noch meine Nummer, für den Fall, dass sein Telefon sie nicht anzeigte, und legte auf.
    Jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als die Zeit totzuschlagen, bis er zurückrief. Bloß hätte ich das lieber woanders gemacht, nicht gerade in einer tausend Menschen langen Schlange in der glühenden Sonne, während ich darauf wartete, etwas zu bestellen, das Heißbombe hieß.
    »Eisbombe«, korrigierte mich Kayla, als ich sie fragte, ob wir die Dinger nicht auch woanders holen könnten. »Das Zeug gibt’s nur hier. Schmeckt wie Blizzard von Dairy Queen, nur besser, weil sie hier noch mehr Sachen reintun.«
    »Was für Sachen?«, fragte ich. Ich war irgendwie gereizt, und das hatte nichts mit der Schlange zu tun. Was, wenn Mr. Smith wissen wollte, woher ich die Halskette hatte? Was, wenn er mich ganz direkt danach fragte?
    »Naja«, meinte Kayla. »So Sachen eben. Ich mag Schokolade mit Schokochips und Plätzchenteig. Alex steht auf Butterfinger mit M&Ms. Und du, Prinzesschen?«
    Aber es gab noch etwas Schlimmeres, das der Friedhofsaufseher mich fragen konnte, und davor fürchtete ich mich am meisten. Die Erinnerung daran, wie das Tor zu Bruch gegangen war – und warum –, war noch zu frisch; ich war nicht sicher, ob ich es schaffen würde, ihn in dieser Sache anzulügen, ohne mich dabei zu verraten.
    »Ich sage dir, was du tun kannst«, hatte John gesagt, nachdem ich ihn gefragt hatte, wie ich ihm helfen könnte, »du kannst mich ein für alle Mal in Ruhe lassen.« Und dann hatte er noch hinterhergeschoben, dass ich mir um ihn ohnehin keine Sorgen zu machen bräuchte, da ich ihn nie wiedersehen würde. Dann hatte er mit einem Knall wie von einem Düsenjet, der die Schallmauer durchbricht, das Tor eingetreten.
    »Prinzesschen. Prinzesschen? Pierce!«
    Ich schaute sie verdutzt an. »Sorry«, meinte ich blinzelnd. »Wie bitte?«
    Kayla rollte die Augen. »Alex, was ist eigentlich los mit deiner Cousine?«
    »Sie schluckt Medikamente«, murmelte Alex. »Und außerdem jede Menge Koffeingetränke, obwohl ihr Arzt sagt, sie soll die Finger davon lassen.«
    Ich funkelte ihn wütend an. »Toll. Da hat jemand Oma gut zugehört, wie ich sehe.«
    Er machte sich nicht mal die Mühe, zu reagieren, und starrte stattdessen die Leute vor und hinter uns in der Schlange an, als würde er jemanden suchen oder hätte sogar Angst, diesem Jemand zu begegnen …
    Aber wem?
    Es lief ganz und gar nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte, als ich einwilligte, mit den beiden nach der Schule noch ein Eis zu essen. Ich wollte einfach nur den Eindruck erwecken, ich wäre eine ganz normale Schülerin, als hätte ich Freunde und würde dazugehören. Vor allem vor meiner Mutter. Denn das schien das Einzige gewesen zu sein, das ihr bei ihrem Besuch im Neue-Wege-Büro Freude bereitet hatte, vor allem nach dem ganzen Hickhack mit dem Friedhofsaufseher über Onkel Chris.
    Worum war es dabei eigentlich gegangen? Ich war nie ganz sicher gewesen, weshalb Onkel Chris ins Gefängnis gekommen war. Es hatte irgendwas mit Drogen zu tun … Drogenbesitz mit der Absicht, sie zu verkaufen. Zumindest war keine Gewalttat im Spiel gewesen. So viel wusste ich immerhin; ich war die Einzige in der Familie mit einem derartigen Vermerk in den Akten. Oder wäre ich gewesen, wenn Dads Anwälte nicht so

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