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Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Titel: Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam Kostenlos Bücher Online Lesen
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entwischen zu lassen, und diese Notwendigkeit hatte Vorrang vor dem Gebot defensiven Fahrens.
    Ich beobachtete, daß sich nur vier Autos zwischen dem grasgrünen Plymouth und mir befanden, nahm den Hörer des Wagentelefons ab und gab der Zentrale eine Positionsmeldung durch. Dann beschrieb ich den Plymouth, dessen Nummer ich noch nicht erkannt hatte, und seinen etwa vierzigjährigen Fahrer. »Stoppen Sie ihn erst dann, wenn ich darum bitte!« schloß ich den für alle Patrol Cars bestimmten Rundspruch. »Der Fahrer hält sich wahrscheinlich nicht für beobachtet. Ich möchte feststellen, welches Ziel er hat. Ende!«
    Die Fahrt ging in nördlicher Richtung den Broadway aufwärts. In Höhe der 87. Straße bog der Plymouth nach rechts ab. Ich folgte ihm. Jetzt war nur noch ein Wagen zwischen uns. Kurz darauf stoppte der Plymouth in der schmalen engen Archwood Street, einer Einbahnstraße. Ich glitt mit meinem Jaguar an dem grasgrünen Wagen vorbei, fand aber keine Parklücke. Ich wagte es nicht, mein Tempo zu verlangsamen, da ich den Burschen nicht warnen wollte. Ich bremste, nachdem ich etwa fünfzig Yard zurückgelegt hatte.
    Im Rückspiegel sah ich, wie der Mann ausstieg und ein hohes dunkles Bürogebäude betrat. Ich prägte mir das Haus genau ein und fuhr einmal um den Block. Ohne Erfolg. Doch da ich nicht die ganze Nacht mit der Suche nach einem Parkplatz verbringen konnte, stellte ich meinen Wagen schließlich in eine Halteverbotszone. Ich klemmte eine Karte unter den Scheibenwischer, aus der hervorging, daß es sich bei dem Wagenhalter um einen G-man handelte, der in dienstlicher Eigenschaft unterwegs war. Dann marschierte ich zurück in die Archwood Street.
    Ich warf zunächst einen Blick in den am Straßenrand geparkten grasgrünen Plymouth. Auf dem Rücksitz lagen ein paar alte Ausgaben des Magazins »New Yorker«, eine leere Schachtel Kleenex-Tücher und eine Taschenlampe. Der Wagen war nicht verschlossen. Das Etui war nicht darin. Ich notierte mir die Wagennummer und wandte meine Aufmerksamkeit dem Bürogebäude zu.
    Es war ein schmutziggrauer, unfreundlicher Kasten, der zur Zeit seiner Erbauung — so um 1920 herum — einmal seriös und imposant gewirkt haben mochte. Jetzt konnte er den Firmen, die er beherbergte, kaum noch als Aushängeschild dienen. Er war ungefähr so repräsentativ wie ein Schrottwagen.
    Es überraschte mich nicht, als ich beim Studium der neben dem Eingang angebrachten Firmenschilder fast ausschließlich phantasievolle, aber unbekannte Namen entdeckte, wie IMPEX LIMITED, NEW FASHIONS, INTERTRANSPORT, THE MILLS COMPANY. Vermutlich waren es Firmen, die ihren auswärtigen Kunden mit einem Citybüro imponieren wollten.
    Nirgendwo brannte Licht. Durch eine hohe torlose Einfahrt gelangte ich auf den Hof. Ich blickte an der Hausfassade hoch und stellte fest, daß auch in den zum Hof weisenden Büros nirgendwo Licht brannte.
    Wohin hatte sich der Mann mit dem schwarzen Etui gewandt? Ich machte kehrt und betrat kurz darauf das Haus durch den Vordereingang. Ich drückte auf den Lichtschalter und versuchte festzustellen, ob es einen Hausmeister gab und in welcher Etage er wohnte.
    In diesem Moment fiel der Schuß.
    Ich verstand genug von Handfeuerwaffen, um aus dem Knall einige Schlußfolgerungen ziehen zu können. Es handelte sich offenbar um eine ziemlich großkalibrige Pistole ohne Schalldämpfer. Sie war etwa drei oder vier Etagen über mir abgefeuert worden. Ich jagte hinauf. In der dritten Etage stoppte ich zum erstenmal, weil ich nicht so recht wußte, wohin ich mich wenden sollte.
    Vom Treppenhaus zweigte in jedem Stockwerk nach links und nach rechts ein schmaler Korridor ab. An diesen Korridoren lagen die einzelnen Büros. Sie hatten einheitliche braungebeizte Türen. Auf den Mattglasscheiben im oberen Türendrittel standen jeweils die meist mit Goldlettern angebrachten Firmennamen.
    Plötzlich ging das Licht aus. Ich suchte den Schalter und fand ihn. Ich drückte auf den Knopf, doch es blieb dunkel. Hatte ich mich in eine Falle begeben? Ich blieb stehen und lauschte.
    Totenstille. Irgendwo tickten ein paar Uhren. Im Dunkeln schlich ich die Treppen zur vierten Etage hinauf. Auch hier hörte ich keinen Laut.
    Plötzlich ging hinter einer der Officetüren das Licht an. Es war fast wie ein Signal. Die Buchstaben NEW FASHIONS hoben sich klar von der Mattglasscheibe ab. Ich ging darauf zu, zögerte jedoch, die Tür zu öffnen.
    »Worauf warten Sie noch?« fragte in diesem Moment eine

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