Jerry Cotton - 0503 - Rascher Tod durch Jimmy Brown
Niemand begegnete ihm. Es war wirklich eine ruhige Gegend.
Als er an den Zaun des Grundstückes Nummer 14 kam, sah er vor der Villa eine Reihe von Fahrzeugen stehen. Es waren nicht die billigsten. Es sah so aus, als ob sich einige Aufsichtsratsmitglieder ein Stelldichein auf Spesenkonto gäben.
Phil hätte viel darum gegeben, wenn er jetzt nicht Special-Agent des FBI gewesen wäre, sondern ein harmloser Bürger, der sich einer kleinen Gesetzesübertretung schuldig machen konnte. Mit einer Flanke über den Zaun wäre das Problem gelöst.
Der Mann, der den umgekehrten Weg wählte, nämlich vom Grundstück auf die Straße, schien den gleichen Gedanken zu haben. Er sah jedenfalls sehr befriedigt aus, klopfte sich den Staub von der Hose, steckte sich eine Zigarette an und schlenderte die Schley Street entlang, als ob er die herrliche Abendluft genießen wollte.
Phil folgte ihm.
Als der andere auf eine Pullman-Limousine zuging, die so gar nicht für seine Maße zugeschnitten war, klopfte ihm Phil auf die Schulter.
Der Mann fuhr herum.
»Was wollen Sie?« fragte er, und seine Linke fuhr dabei langsam in die Tasche.
»Feuer, — oder haben Sie keins?«
Der Mann wußte nicht, was er tun sollte. Einerseits mochte er sich nicht verdächtig machen, andererseits schien ihm der seltsame Zeitgenosse wenig zu passen.
Er holte ein Feuerzeug hervor. In dem Augenblick, als er es anzünden wollte, packte Phil zu. Wie eine eiserne Klammer hielt er die Arme des Mannes fest, bog sie auf den Rücken und zwang ihn dadurch in die Knie.
Der Mann gab keinen Laut von sich.
Phil ließ ein paar Handschellen um seine Gelenke knacken und durchsuchte seine Taschen. Er förderte einen 38er Colt, ein Kappmesser, wie es Seeleute gebrauchten, und eine Fahrerlizenz auf den Namen Willy Abney zutage.
Abney redete noch immer nicht.
Phil nahm ihn mit in den Chevy. Er setzte ihn auf den Rücksitz und ehe der andere überhaupt wußte, was ihm geschah, schnappten Fußfesseln um seine Gelenke. Eine Einrichtung, die zu den kleinen Raffinessen des Chevy gehörte.
»Nun packen Sie mal aus, Mr. Abney«, sagte Phil höflich. »Sie hatten Pech bei Ihrem abendlichen Ausflug. Ich bin ebenfalls an Präsident Diunesko interessiert.«
»Sind Sie ein Privatschnüffler oder ein Polyp?«
»Die Deutung überlasse ich Ihnen«, sagte Phil diplomatisch. »Sie kommen noch rechtzeitig dahinter. Übrigens, — Sie scheinen nicht überrascht zu sein, daß ich Sie hochgenommen habe.«
»Darauf war ich vorbereitet.«
»Hm, — das dürfte übertrieben sein. Sagen wir besser, damit mußten Sie rechnen. Ein großer Raubfisch hat viele kleine im Gefolge. So ist es doch!«
»Was wollen Sie?«
»Vorläufig ein paar Auskünfte. Was wollten Sie bei Diunesko?«
Er grinste unverschämt. »Er hatte mich eingeladen. Aber seine Gäste gefielen mir nicht. Da bin ich gegangen.« Phil tat so, als ob er darauf hereinfiel. »Welche Gäste haben Ihnen nicht gefallen? Szosnaj?«
»Der auch nicht. Das ist so ein verdammter Schmierfink vom Balkan. Ich kann die Knoblauchfresser nicht riechen.«
»Wer kann das schon«, entgegnete Phil grinsend. »Aber Knoblauch soll gesund sein.«
»Nicht für mich.«
Phil musterte ihn genau. »Sie sind Seemann?«
»Bin schon einmal auf einem Kahn geschippert.«
»Ohne Heuer?«
»Habe ich das behauptet? Sie fragen zuviel, junger Mann.«
»Okay, Seemann, — wie Sie wollen.« Er drückte auf die Sprechtaste und sagte mit Nachdruck: »Hier Special-Agent des FBI Phil Decker. Ich habe soeben einen Mann festgenommen. Ich glaube, er kommt für den Mord in Frage.«
»Von welchem Mord redest du?« fragte Bob völlig verblüfft. »Bei dir ist wohl eine Schraube locker?«
Da Phil eine ähnliche Antwort erwartete, — schließlich sprach er nur von einem Mord, um den anderen weich zu machen — hatte er vorher den Lautsprecher abgeschaltet und sich des Hörers bedient. Abney konnte Bobs Antwort nicht verstehen.
»Ja, — genau so sieht es aus«, sagte er ins Mikrofon. Und endlich begriff Bob.
Phil schaltete den Lautsprecher ein. »Bring ihn ins Distriktgebäude«, sagte er. »Die Beweise sind erdrückend.«
Abney wurde grau im Gesicht, was wiederum Phil zu denken gab. So eine Wirkung hatte er nicht vorausgesehen.
»Ich war es nicht«, sagte der Seemann. »Sie müssen mir das glauben. Wir haben ihn bloß beiseitegeschafft, ermordet haben ihn die anderen.«
»Welche anderen?«
»Die Leute vom Boß, natürlich.«
»Und warum?«
Er biß sich auf die
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