Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor
und bohrte sich in seinen Baumstamm.
***
»Verdammt, du hast recht!« knurrte Shimmy.
»Wieso denn?« meuterte Bunny. »Wir haben vier Häuser besetzt, und von drei Häusern haben wir auch die Dachböden. Wenn die Bullen so nahe an uns heran wären, wie Teddy das sagt, hätten sie längst etwas unternommen. Ich sage euch, die Feiglinge trauen sich nicht an uns heran!«
»Quatsch!« schüttelte Teddy Thorn den Kopf. »Sie riskieren einfach nichts. Du siehst doch, daß sie noch nicht einmal auf uns schießen. Sie stehen in sicherer Deckung und warten ab.«
»Auf was warten sie?« wollte Mich Bunny wissen.
»Weiß ich doch nicht!« sagte Shimmy unwirsch.
»Du bist doch der Boß!« erinnerte Bunny. »Du hast doch den verdammt guten Plan gehabt, daß wir uns hier auf die Dächer zurückziehen, wenn es heiß wird!«
»Sie warten ganz einfach ab, bis es uns hier oben zu langweilig wird. Dann bereiten sie uns einen verdammt heißen Empfang.«
Shimmy lachte spöttisch. »Sie können lange warten! Den Gefallen werden wir ihnen nicht tun!«
»So?« fragte Teddy Thorn ebenso spöttisch. »Vielleicht kannst du uns schon einmal erzählen, wie du dich hier oben häuslich einrichten willst. Wo bekommen wir etwas Eßbares her? Und wer serviert uns hier einen anständigen Whisky? Vielleicht kommt sogar eine Stewardeß mit einem Bauchladen voller Zigaretten vorbei, damit wir was zum Rauchen haben, wie?«
»Verdammt, ihr werdet es doch ein paar Stunden ohne Glimmstengel und ohne Whisky aushalten können!« fuchste sich Shimmy.
»Paar Stunden schon«, sagte Thorn ruhig.
»Und was ist dann?« rührte sich auch der finster dreinblickende Mich Bunny wieder. »Meinst du, die Bullen gehen einfach nach Hause?«
»Wir werden gemeinsam einen Ausbruch wagen!« sagte Shimmy entschlossen.
»Wir drei?« stieß Thorn sofort nach. »Nein, verdammt, alle! Wir müssen einen Plan ausarbeiten und dann alle zur gleichen Zeit…«
Thorn winkte ab. »Blödsinn! Willst du deinen Plan etwa hier von Dach zu Dach brüllen lassen? Meinst du, die Bullen sind taub?«
»Meckere nicht dauernd dazwischen!« Shimmy schäumte vor Wut, denn er wußte, daß Thorn recht hatte.
Der Gangsterboß war mit seinem Latein am Ende. Er wollte es lediglich noch nicht zugeben. Er hatte die auf den ersten Blick verlockende Idee gehabt, sich vor der Polizei auf die Dächer zurückzuziehen. Oben konnte nichts passieren. Zwischen den Kaminen waren sie unangreifbar. Und mit ihren Gewehren konnten sie sich alle Polizisten von der Straße oder von Nachbardächern aus weit genug vom Leibe halten.
Weiter hatte Shimmy nicht gedacht.
»Wir sind am Ende, Shimmy!« sagte Thorn ungerührt. »Du hast uns in eine verdammte Falle geführt und weißt jetzt nicht mehr, wie wir herauskommen sollen!«
»Du mußt es ja wissen!« höhnte der Gangsterboß. »Ich habe dir gesagt, wir brechen aus!«
»Nach drei Schritten machen sie uns fertig!«
»Schon seit Stunden sage ich euch, daß wir Geiseln brauchen!« tobte Shimmy.
»Du weißt nur nicht, wo wir sie holen sollen!« hielt ihm der skeptische Thorn entgegen.
»Hier im Haus!« knautschte Mich Bunny.
Eine ganze Weile starrten die drei Gangster nachdenklich die Luke an, die auf den Dachboden führte. Unter der Luke stand eine Leiter, das wußten sie. Und auf dem Dachboden patroullierte stumpfsinnig ein vierter Gangster, Lee Havard. Er bewachte die von innen abgeschlossene eiserne Tür, die in das Treppenhaus führte.
Havard hatte bis jetzt noch nicht Alarm geschlagen, also war im Haus noch alles still.
Daran erinnerte sich Shimmy jetzt. »Verdammt«, krächzte er, »wenn die Bullen im Haus wären, hätte Lee sich doch gemeldet. Der ist doch nicht taub.«
»Wir können ja nachsehen!« schlug Thorn in gemütlichem Plauderton vor.
»Wer soll das machen?« fragte der Boß.
»Ich«, sagte Thorn bescheiden.
Shimmy überlegte kurz. »Okay«, sagte er dann. »Du gehst, und Lee Havard gibt dir Feuerschutz, falls etwas schiefgeht!«
»Gut!« nickte Teddy Thorn.
Zwei Minuten später stieg er über die steile Leiter in den Dachboden ein. Der Gangsterboß Shimmy lag bäuchlings auf dem Dach und gab Lee Havard die notwendigen Anweisungen.
Thorn hielt einen großkalibrigen Revolver in der Hand, als Havard lautlos den Schlüssel in der schweren Eisentür zum Treppenhaus herumdrehte. Die Tür quietschte leise, als Havard sie einen Spalt weit öffnete.
Thorn und Havard lauschten in das Haus. Alles war still.
»Mach auf!« flüsterte Thorn.
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