Jerry Cotton - 0518 - Hochsaison fuer Killer Joe
ist mißtrauisch gegen jeden.«
»Ich habe noch einen Auftrag zu erledigen, der mir zehntausend Dollar einbringt. Erst wenn ich die Scheine kassiert habe, können wir aus den Staaten verschwinden.«
Er verschwieg Edna, daß seine Pläne anders aussahen. Nicht nur der Mann, der am Freitag um zwanzig Uhr und sechs Minuten fallen sollte, stand auf der Abschußliste des Berufskillers. Joe Elzon wollte aus einem gejagten Wild zum Jäger werden. Wenn Chester Dibbin ihn zur Strecke bringen wollte, so beabsichtigte Elzon, den Gang-Führer umzulegen.
Obwohl er Edna Graford für seine Zwecke benutzte, empfand Elzon nichts für die Frau. Er hatte sich zu einem einsamen Wolf entwickelt, der niemanden liebte und viele haßte, aber er verstand es, sich zu verstellen. Er hatte, als er nach New York zurückkam, Edna angerufen. Er hatte ihr erklärt, daß er erledigt wäre, wenn sie sich nicht um ihn kümmerte, und er hatte erreicht, daß aus dem Funken Verliebtheit, den Edna seit damals in sich trug, erneut Flammen schlugen.
Jetzt wollte sie mit ihm fliehen, wollte irgendwo in der Welt ein neues Leben anfangen. Sie hielt ihn mit den wenigen Dollar, an die sie gelangen konnte, über Wasser, während Elzon in New Yorks Unterwelt geheime Fäden anknüpfte, die schließlich zu jener Begegnung mit dem Unbekannten auf dem Parkplatz und dem Zehntausend-Dollar-Auftrag für den Berufskiller führten.
Edna lehnte sich leicht an ihn. »Joe, laß uns jetzt Weggehen. Die G-men wissen, daß du in der Stadt bist, und sie jagen dich. Dibbin weiß es auch. Er hat eine Belohnung auf deinen Kopf gesetzt. Die G-men oder Dibbin werden dich zur Strecke bringen, und ich, Joe, muß mit dir bezahlen.«
»Behalte die Nerven!« antwortete er. »Nur der Mann, mit dem du gesprochen hast, ist für dich gefährlich. Es genügt, daß er ein wenig nachforscht, wer aus Chester Dibbins Umgebung ihn gewarnt haben könnte. Er wird sehr rasch auf dich stoßen, und dann benötigt er nicht sehr viel Verstand, um auf den Gedanken zu kommen, daß er sein Wissen an Dibbin verkaufen kann.« Er schnippte mit den Fingern. »Besser, ich finde den Mann vorher.«
»Aber ich weiß nichts über ihn, Joe!«
»Okay, das weiß ich. Wie heißt der Bursche, der ihn sah?«
»Ettore Catano.«
»Wie sieht er aus?«
Edna lieferte eine Beschreibung. Elzon nickte zufrieden. »Die Type läßt sich leicht finden. Mal sehen, was er über meinen Doppelgänger zu sagen weiß. Hör zu, Edna! Wir verabreden unseren nächsten Treff telefonisch. Ich rufe dich an. Falls Dibbin in der Nähe ist, werden wir so miteinander sprechen, als handele es sich um einen Anruf deines Modesalons.«
»Brauchst du Geld, Joe! Ich habe siebzig Dollar.«
»Gib mir fünfzig!« Er verschwieg, daß er tausend Dollar Anzahlung besaß. Als sie ihm die Scheine in die Hand drückte, beugte er sich vor, zog das Mädchen an sich und küßte es. Sekunden später schob er Edna zurück. »Bleibe hier, bis ich die Straßenecke erreicht habe.«
Sie sah ihn, als er aus der Dunkelheit der Toreinfahrt in das Licht der Straßenlaternen trat. Er wandte den Kopf kurz nach rechts und links. Dann ging er die Straße hinunter.
***
»Oh, verdammt!«
sagte Bryan. »Wir müssen ihn abschütteln.«
»Sein Chevrolet ist schneller als Ihr altersschwacher Buick. Ihre Joe-Elzon-Rolle platzt, wenn man uns beide nebeneinander in diesem Schlitten findet. Dibbin erkennt, daß wir bluffen.«
»Können Sie nicht aussteigen?«
»Lieber nicht! Sie werden Ihren Verfolger nicht mehr los. Sie werden gestellt, Dibbin wird auftauchen und dann… Nun, ich möchte nicht ein halbes Hundert an sich harmloser Taxifahrer der Beihilfe zum Mord anklagen müssen. Los, Dave! Steigen Sie aufs Gas. Es kommt jetzt nur auf Ihre Fahrkünste an. Ich dirigiere Sie!«
Dave trat den Gashebel durch. Der Motor des Buick begann mächtig zu dröhnen. Die Karosserie klirrte, als hätten wir Porzellan geladen.
»Nächste Straße links!« schrie ich Bryan zu. »Nicht vorher auf die Straßenmitte! Gehen Sie von rechts ’rüber!« Bryan wußte mit einem Auto umzugehen. Die Reifen des Buick kreischten wie eine Horde Teenager bei einem Beatkonzert. Der Schlitten wollte hinten ausbrechen, aber Dave hielt ihn in der Spur. Pfeilgerade wie ein wildgewordener Stier schoß das Auto in die Seitenstraße hinein.
»Das vierte Haus auf der rechten Seite hat eine Toreinfahrt! Fahren Sie ’rein! Schnell, Dave!«
Er kurbelte wie besessen am Steuer, bekam den Wagen noch herum. Der
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