Jerry Cotton - 0518 - Hochsaison fuer Killer Joe
hielt sie dazu für berechtigt.«
»Zum Teufel, du willst in meiner Abwesenheit hier herumschnüffeln!« brüllte er.
»Deine Nerven waren schon besser in Ordnung.«
Er fuhr zu Edna herum. »Welche Fragen hast du dem Kerl beantwortet?«
»Nichts, Chess«, antwortete sie. Sein Gebrüll hatte sie eingeschüchtert.
»Ich fragte sie nach Ettore Catano«, sagte ich, »aber sie wollte nicht zugeben, daß Catano dir gestern einen Tip zu verkaufen versuchte, der Elzon betraf.«
Seine Wut schlug in breites Grinsen um. »Wie willst du herausfinden, was Catano mir erzählte, da er nicht mehr reden kann, und ich nicht reden werde?«
»Ich sehe, du weißt schon, daß er umgebracht wurde«, stellte ich fest.
Dibbin lachte häßlich auf. »Hoffentlich glaubst du nicht, ich hätte es dem armen Burschen besorgt. Joe muß verdammt tief gesunken sein, daß er seine ohnmächtige Wut an einem erbärmlichen kleinen Gauner ausläßt.« Während er diese Sätze heraustrompetete, ging mit Edna Graford eine Veränderung vor. Ihre Augen öffneten sich weit. Das Gesicht verfärbte sich unter dem Makeup. Für eine halbe Minute sah sie aus wie ein Kind, das dem Weinen nahe ist.
***
Dave Bryan begann am Donnerstag damit, eine neue Joe-Elzon-Fährte zu ziehen. Gegen fünf Uhr nachmittags verließ er das kahle Zimmer in der Caroll Street. An der Ecke der Hoyt Street baute er sich auf und stoppte ein Taxi. Er erwischte das Cab 77 der Dibbin-Corporation. Als Ziel nannte er Sunset Park. Der Fahrer beachtete ihn nicht mehr als jeden anderen Gast. Am Ziel verlangte der Driver zwei Dollar von ihm. Bryan zog ein paar Geldscheine aus der Tasche. »Ich bin knapp mit Dollars«, sagte er und hielt dem Fahrer einen bunten Geldschein hin. »Nimm mexikanische Pesos in Zahlung. Fünfzig Pesos sind ungefähr vier Dollar.«
Der Fahrer, ein Mann von fast sechzig Jahren, hob abwehrend beide Hände.
»Geben Sie mir zwei amerikanische Dollar. Mit den ausländischen Papierlappen kenne ich mich nicht aus.«
»Sei kein Idiot, alter Junge! Du verdienst das Doppelte. Zwei Dollar, die du nicht in Dibbins Corporation-Kasse abliefern mußt.«
Noch wehrte sich der Driver. »Wir sind in New York, nicht in Mexiko oder in irgendeinem anderen Südstaat. Zwei Dollar, oder ich rufe den nächsten Cop.« Bryan lehnte die Unterarme auf den Türrand. »Wirklich?« fragte er und grinste. »Dein Chef reißt dir den Kopf ab, wenn du ausgerechnet mich an die Polizei auslieferst.« Er warf den Fünfzig-Pesos-Schein in den Wagen. »Dibbin wechselt dir den Lappen.« Er drehte sich um, überquerte den Bürgersteig und verschwand zwischen den Büschen des Sunset Parkes aus dem Blickfeld des Taxichauffeurs. Der Mann drückte die Ruftaste seines Sprechgerätes. Das Mädchen in der Funkzentrale meldete sich. »Ich muß unbedingt sofort Mr. Dibbin sprechen.«
»Einen Augenblick! Ich frage nach, ob der Chef zu erreichen ist.«
Als eine Männerstimme aus dem Lautsprecher kam, gehörte sie nicht Dibbin, sondern Shigg. »Schieß los! Das Girl hört nicht mit!«
»Ich glaube, ich habe den Mann gefahren, den wir suchen sollen. Er versuchte, mit ausländischem Geld zu zahlen. Ich wollte es nicht annehmen. Er lachte mich aus, als ich einen Cop rufen wollte, und sagte, es würde Mr. Dibbin wenig gefallen. Schließlich warf er mir das Geld mit einem schönen Gruß an den Chef ins Gesicht.«
»Wo bist du?«
»Sunset Park. Er ging in den Park.«
»In Ordnung! Ich kümmere mich um ihn. Nimm deinen Dienst auf.«
Dave Bryan saß zu dieser Zeit bereits am Fenster des Drugstores an der Südseite des Parkes. Der Laden besaß einen zweiten Ausgang zur 6. Avenue. Mit diesem Ausgang im Rücken glaubte er, es wagen zu können, den Erfolg seiner Show abzuwarten. Von seinem Platz aus überblickte er einen großen Teil des Parkes. Er , rechnete, daß der Dibbin-Verein nach der Alarmierung durch den Taxifahrer eine Art Razzia starten und den Park durchkämmen würde. Nichts geschah. Bryan wartete länger als eine halbe Stunde. Dann entdeckte er Irving Shigg, der langsam die Hauptpromenade entlangschlenderte. Shigg kam offensichtlich allein.
Bryan wußte, daß Dibbins Vertrauter auch versucht hatte, den blauen Buick auf eigenen Faust zu stoppen. Shigg schien mächtig daran interessiert zu sein, Joe Elzon allein zu treffen. Er pfiff leise durch die Zähne bei dem Gedanken, daß er vielleicht per Telefon Irving Shigg seine Rolle so Vorspielen konnte, daß Shigg seine Karten aufdeckte.
Er verließ den
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