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Jerry Cotton - 0521 - Ich bluffte John den Racheboss

Jerry Cotton - 0521 - Ich bluffte John den Racheboss

Titel: Jerry Cotton - 0521 - Ich bluffte John den Racheboss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mordabteilung Manhattan West gehörte er noch immer zu den besten Leuten.
    »Von schwerer Körperverletzung kann hier keine Rede sein«, knurrte er. »Wer so auf ein Mädchen einsticht, hat die Absicht, es umzubringen. Dieser Fall wird von uns als Mordversuch deklariert werden.«
    Entsprechend hatte er die Arbeit seiner Leute ausgerichtet. Er war mit einer kompletten Mordkommission gekommen und hatte sie arbeiten lassen, als ob ein vollendeter Mord vorläge. Mit dem einzigen Unterschied, daß das Opfer unverzüglich ins nächste Krankenhaus gebracht worden war, noch bevor man es auch nur hatte fotografieren können.
    Noch anderthalb Stunden waren Wolters, Phil und ich mit der gründlichen Durchsuchung des Einzimmerapartments beschäftigt. Es war Wolters, der etwas fand, was unser Interesse erregte.
    »Da«, sagte er und brachte aus dem Kleiderschrank des Mädchens ein Kästchen zum Vorschein. »Was ist das wohl, hm?«
    Er klappte es auf und hielt es uns hin. Ein Laie hätte gesagt, daß es sich um selbstgedrehte Zigaretten handelte. Wir sahen auf Anhieb, was es war: Marihuana. Mein Freund sprach es aus.
    »Richtig«, brummte Wolters. »Und damit dürften wir eine Erklärung dafür haben, warum das Mädchen mit einem G-man sprechen wollte. Entweder war sie selber süchtig und hatte — ein Fall unter zehntausend — noch so viel Energie, daß sie sich losreißen wollte, oder aber sie ist durch irgendeinen Zufall auf die Spur von Rauschgiftverteilern gekommen und wollte euch Burschen informieren.«
    »Ein Versuch, der sie beinahe das Leben gekostet hätte.«
    »Was ja vielleicht noch eintreten wird.«
    »Das bringt mich auf einen Gedanken«, sagte ich und rief das Krankenhaus an. Nach einigem Hin und Her hatte ich den richtigen Doc an der Strippe. »Cotton, FBI!« sagte ich. »Es geht um das Mädchen, das ungefähr vor anderthalb Stunden bei Ihnen eingeliefert wurde, Sir. Können Sie schon etwas darüber sagen, wie ihre Chancen sind?«
    »Chancen? Wir haben vierunddreißig Messerstiche gezählt. Gut, einige sind relativ harmlose Fleischwunden, zum Beispiel die Stiche in Arme und Schenkel. Aber alle zusammen haben einen sehr großen Blutverlust bewirkt. Wir müßten an sechs Stellen ’gleichzeitig operieren, können aber wegen des Blutverlustes gar nicht daran denken. Wir haben erst einmal eine Blutübertragung gemacht. Jetzt müssen wir sie beobachten und sehen, wann die nötigen Eingriffe zu verantworten sind.«
    »Mit anderen Worten, Doc«, sagte ich hart, »ihre Chancen sind gering.«
    »So kann man es weiß Gott nennen«, sagte der Arzt und legte auf.
    Ich ließ langsam den Hörer sinken. Auf dem Teppich sah man deutlich genug, was dem Mädchen angetan worden war. Ich griff nach meinen Zigaretten. Etwas stimmte hier nicht. Wenn das Mädchen, wer weiß wie, auf die Fährte eines Rauschgift-Verteilerringes geraten war und man sie aus dem Wege hatte räumen wollen, bevor sie ihre Kenntnisse weitergeben konnte, dann hätte es nicht dieses viehischen Anschlages bedurft. Ein einziger Messerstich, eine Kugel, selbst ein Strick hätten auch ihren Tod herbeigeführt. Wozu dieses Austoben brutalster Instinkte?
    An der Tür klingelte es plötzlich. Ich legte meine Zigarette aus der Hand. Wolters und Phil drehten sich überrascht um.
    »Aufpassen!« sagte ich leise und ging zur Tür. Ich hatte meinen Mantel aufgeknöpft und war sicher, daß ich im Bruchteil einer Sekunde meine Waffe hätte in der Hand haben können, wenn es nötig hätte werden sollen. Ich zog die Tür auf.
    Draußen stand ein Pärchen. Der Junge mochte ungefähr zweiundzwanzig Jahre alt sein. Er trug einen dicken Winterpullover aus weißer Wolle mit dem eingewebten Emblem einer bekannten Hochschule. Er hatte den linken Arm lässig auf der Schulter eines neunzehn- oder zwanzigjährigen Mädchens liegen, das einen knallroten Mantel mit einer Kapuze trug, die mit Pelz gefüttert war.
    »Nanu?« sagte der Junge. »Ist Ann nicht da?«
    Ich trat zur Seite.
    »Kommen Sie ’rein«, forderte ich die beiden auf. »Ich bin G-man Jerry Cotton. Wer sind Sie?«
    »G-man?« wiederholte der Junge erstaunt. »Mann, Ann geht aber ’ran, was? Legt sich einen Freund zu, der…« Er hatte Wolters und Phil entdeckt und brach mitten im Satz ab.
    »Wer sind Sie?« wiederholte ich.
    »Ich heiße Less Miller. Mathematik, fünftes Semester. Das ist Lorry Baker, Anns Freundin. Was ist denn hier los?«
    »Wie gut kennen Sie Ann Logan?«
    »Na, ziemlich gut. Wir stecken oft zusammen.

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