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Jerry Cotton - 0521 - Ich bluffte John den Racheboss

Jerry Cotton - 0521 - Ich bluffte John den Racheboss

Titel: Jerry Cotton - 0521 - Ich bluffte John den Racheboss Kostenlos Bücher Online Lesen
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merken sollte, daß Sie mich belauschen wollen…«
    Er vollendete den Satz nicht. Die Drohung war auch so spürbar. Jeannie Hall freilich tat, als hätte sie nichts davon bemerkt. Lächelnd erwiderte sie: »Vielleicht lauschen Stubenmädchen an Schlüssellöchern oder Türritzen, Mr. Morella. Ich gehöre ganz bestimmt nicht dazu. Würde es Ihnen etwas ausmachen, jetzt die Tür bitte zu schließen, damit ich mich fürs Bett umziehen kann?«
    Morella öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen. Er besann sich aber und nickte nur stumm. Er schloß die Tür, schenkte sich einen Whisky ein und griff nach einer Zigarre.
    Unterdessen zog sich Jeannie Hall aus. Sie schlüpfte in einen Schlafanzug aus warmem Wollstoff, der sie kindlicher aussehen ließ, als sie war, dann nahm sie ihr Schmuckkästchen und setzte sich damit aufs Bett. Sie legte ihre beiden Armbänder ab und den Rubinring, ließ sie achtlos in die Schatulle fallen und stellte das Schmuckkästchen einfach neben das Bett, so daß es aussah, als sei sie zu müde gewesen, es noch hinüber zu der Frisiertoilette zu bringen. Auf diese Weise stand das Schmuckkästchen allerdings nur einen halben Yard von der ' Verbindungstür zu dem Salon entfernt.
    Morella hatte sein bißchen Reisewäsche, die beiden frischen Oberhemden und den zweiten Anzug, im Kleiderschrank des Schlafzimmers verstaut, als es an der Tür klopfte.
    »Herein!« rief er und trat in die offenstehende Verbindungstür zwischen seinem Zimmer und dem Salon.
    Reff Warton mit seinem dicken Spazierstock erschien auf der Schwelle, lächelte geschäftsmäßig und kündigte an: »Ich habe fünf alte Freunde mitgebracht, Mr. Morella.«
    »Augenblick!« sagte der Angesprochene.
    Er ging leise quer durch den Salon und öffnete fast unhörbar die Tür zum Schlafzimmer des Mädchens. Der blonde Wuschelkopf von Jeannie Hall lag weich eingebettet in dem Kopfkissen des großen Luxusbettes. Sie schien tief und regelmäßig zu atmen. Vor ihrem Bett lagen halb übereinander zwei zierliche bestickte Pantöffelchen, ein einzelner Strumpf und ein winziges, mit Spitzen verziertes Taschentuch. Das Schmuckkästchen stand geöffnet daneben. Morella grinste. Weibliche Schlafzimmerordnung, dachte er und zog die Tür unhörbar zu.
    »Bringen Sie die Burschen herein!« sagte er zu Warton.
    Der winkte hinaus in den Flur.
    Als erster kam Dean Henderson herein, der in gewissen Kreisen wegen seines schwarzen Haarschopfes »Black Dean« genannt wurde. Er war gut sechs Fuß groß und wog an die zweihundert Pfund. Aber seinen gleitenden, weichen Bewegungen sah man an, daß von diesen zweihundert Pfund nicht ein Gramm überflüssiges Fett war und daß seine Muskeln trainiert waren. In seinem schmalen Gesicht mit dem etwas zu breit geratenen Mund stand ein lauernder Zug. Er nickte Morella kurz zu, sah sich rasch im Zimmer um und lehnte sich dann an die Wand.
    Der zweite hörte auf den Namen Emilie Ofaire. Er stammte von Französisch-Kanadiern ab, weswegen er in der Unterwelt kurz der »Franzose« genannt wurde. Mit seinem dünnen Bärtchen auf der Oberlippe und seiner kleinen drahtigen Gestalt paßte er auch ungefähr zu dem Bild, das man sich gemeinhin von einem Romanen macht.
    Der dritte war Hank Burlester, viermal wegen Körperverletzung vorbestraft, dem seine brutalen Abenteuer deutlich Spuren ins Gesicht gezeichnet hatten. Die Nase mußte mehrfach gebrochen gewesen sein. Ihre breitgeschlagene Spitze hatte deutlich Schlagseite. Vom rechten Ohr gab es nur ein verknorpeltes Fleischgebilde, das keine Ähnlichkeit mehr mit einer normalen Ohrmuschel hatte.
    Nummer vier hieß Allan Payne, war noch keine dreiundzwanzig Jahre alt und hatte doch schon einen Namen wegen seiner Fähigkeit, mit Messern umzugehen. Vor zwei Jahren noch hatte er als Messerwerfer und Jongleur bei einer Artistengruppe arbeiten wollen. Aber es hatte sich herausgestellt, daß der Artistenberuf nichts für ihn war. Man mußte zu hart arbeiten, durfte nicht ausschweifend leben und verdiente als Anfänger ohne großen Namen kaum die Butter aufs Brot. Wie viele arbeitsscheue Elemente war Payne auf die schiefe Bahn gekommen und sie langsam abwärts geglitten, bis er tatsächlich zu einem bezahlten Berufsverbrecher geworden war.
    Als letzter endlich kam Mac Proctor über die Schwelle. Er tat es mit dem ihm eigenen Gang. Proctor tat alles langsam. Selbst wenn er nur eine Briefmarke auf einen Umschlag kleben sollte, dauerte es bei ihm doppelt so lange wie bei jedem anderen. Dafür

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