Jerry Cotton - 0523 - Ich war das As der Unterwelt
fleischige Hand entgegen.
Ich begrüßte ihn widerwillig und reichte notgedrungen den anderen beiden Kerlen ebenfalls die Hand.
»Kommen wir zur Sache«, sagte ich dann kurz. Sie dienerten wieder und spritzten voraus in eine Konferenzhalle.
Etwa vierzig Mann waren hier versammelt. Vierzig Gangster, die mich erwartungsvoll anblickten.
Für sie war ich Paladinos Stellvertreter, das As der Unterwelt.
Ich setzte mich mit einem kurzen Kopfnicken, das als Begrüßung gelten sollte, an die Spitze der U-förmig angeordneten Tische.
»Ich prüfe heute die einzelnen Unternehmen in umgekehrter Reihenfolge«, sagte ich dann. »Also fangen wir bei ,Z’ an. Zambrowski, legen Sie Ihren Kram vor…«
Es dauerte mehr als fünf Stunden. Ich prüfte die einzelnen Abrechnungen, notierte die neuen Umsätze, die durchweg alle entweder gestiegen oder in der gleichen Höhe geblieben waren. Eins mußte man Paladino nachsagen: Sein Laden war blendend organisiert!
Dann war es endlich soweit, daß die Abrechnungen okay waren. »Das wäre es, meine Herren«, sagte ich laut. »Was mir an der ganzen Sache nicht gefällt, ist, daß alles ziemlich ruhig dahinplätschert. Wir wollen jetzt deshalb einmal die Unternehmen der Zukunft unter die Lupe nehmen. Es wird doch wohl irgendeiner unter Ihnen sein, der einen halbwegs großen Coup startet.«
Wie aus der Pistole geschossen, sprang ein Bursche auf, den ich bei der Abrechnung als Hicky Droogan kennengelernt hatte.
»Wir knacken in dieser Nacht den Tresor der Fleetwood-Company«, sagte er stolz. »Da sind mindestens dreihunderttausend Bucks drin!«
»Okay«, nickte ich nur. »Dann kann ich wenigstens etwas Positives berichten. Die Sitzung ist geschlossen!«
Ich packte meine Geschäftsunterlagen ein und marschierte zur Tür. Ben und Smoky folgten mir wieder. Schweigend fuhren wir nach Massany zurück.
Ich war kaum in meinem Zimmer, als ich schon am Telefon hing und mich mit meiner Dienststelle verbinden ließ.
Schnell veranlaßte ich alles, um den Tresorknackern das Handwerk zu legen. Damit meine Rolle in diesem Spiel nicht auffiel, ordnete Mr. High an, daß lediglich der Tresor ausgeräumt wurde. Die Gangster konnten also nicht den blanken Cent bei ihrem Coup erbeuten. Damit niemand zu Schaden kam, wurde in dieser Nacht auch noch der Wärter aus den Gebäuden der Fleetwood-Company abgezogen.
Nach dem Gespräch legte ich mich erst mal aufs Bett. Ich mußte mir die ganze Sache sorgfältig durch den Kopf gehen lassen.
Vier Stunden vergingen. Dann schrillte das Telefon. Holden war am anderen Ende der Leitung.
»Mr. Paladino erwartet Sie in einer Stunde in seiner Jagdhütte am Cross Peak«, sagte er. Bevor ich überhaupt antworten konnte, hatte er schon aufgelegt.
Ich schaute zur Uhr. Da hatte ich ja gerade noch Zeit, mich vorher mit Phil zu treffen und ihm den Film zu übergeben.
***
»Einen doppelten Scotch«, sagte ich zum Ober und lehnte mich in meinem Sessel zurück. Hinter mir stand ein riesiger Philodendron, und dahinter raschelte eine Zeitung. Die Zeitung verbarg meinen Freund Phil Decker. Den Mikrofilm hatte ich ihm schon unauffällig zustecken können.
»Holden ist seit zehn Jahren ausschließlich für Paladino tätig«, berichtete,' Phil leise. »Er war früher ein bekannter Strafverteidiger, kam aber mehrmals mit der Ehrenordnung in Konflikt und wurde schließlich aus dem Anwaltsverein ausgeschlossen. Ma'n hat ihm Zeugenbeeinflussung und den Versuch der Geschworenenbestechung vorgeworfen. Das Verfahren wurde aber nie abgeschlossen.«
»Arbeitet er nur für Paladino?«
»Ja«, sagte Phil. »Er hält sich ständig in seiner Nähe auf und sichert seine Transaktionen juristisch ab.«
»Was weiß man sonst über ihn?«
»Nicht viel — nur daß er höllisch gerissen und völlig skrupellos ist. Er hält sich im Hintergrund. Aber Mr. High vermutet, daß er der dritte Mann in dem Triumvirat ist. Paladino ist der Boß, Ariba-Joe ist zuständig für alle Sorten von Brutalitäten, und Holden liefert die Ideen dazu.«
»Wahrhaftig ein Triumvirat des Teufels.«
»Das kann man wohl sagen.«
Der Ober brachte den Whisky, und Phil ging hinter seiner Zeitung in Deckung. Als der Ober weg war, fragte er: »Willst du wirklich zum Cross Peak hinausfahren?«
Ich blickte nachdenklich auf die Eiswürfel in me'inern Glas.
»Wenn wir die Spielregeln einhalten wollen, muß ich es tun.«
»Du bist verrückt«, sagte Phil. »Du kannst da nicht allein hingehen. Paladino braucht nur schon etwas
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