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Jerry Cotton - 0523 - Ich war das As der Unterwelt

Jerry Cotton - 0523 - Ich war das As der Unterwelt

Titel: Jerry Cotton - 0523 - Ich war das As der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht vorstellen«, sagte ich. »Mein Vater ist einmal sechzig Meilen mit dem Auto zurückgefahren, weil er in einem Hotel vergessen hatte, das Mittagessen zu bezahlen.«
    »Es kann ja sein, daß sie die Erkenntnis, daß er ein Gangster ist, verdrängt hat«, sagte Phil eifrig. »Sie wollte es einfach nicht wahrhaben und glaubte seinen Beteuerungen, daß er sich gebessert habe. Die Geschichte mit der harten Jugend und den unseligen Umwelteinflüssen deutet darauf hin. Dazu kommt, daß sie als sichtbares Merkmal seiner Läuterung die Übersiedlung nach Massany vor Augen hat. Das paßt zu seiner Behauptung, sich vom Geschäft zurückgezogen zu haben. Einer, der in Massany ein zurückgezogenes Leben führt, kann nicht in New York ein großer Gangster sein. Ist ja wohl logisch.«
    »Sicher«, brummte ich.
    »Aber natürlich weiß sie im Unterbewußtsein, wie es in Wahrheit um ihn steht«, sagte Phil. »Sie will es nicht wahrhaben. Nur im Fall Marvin Steele bricht diese Erkenntnis in ihr auf. Aber auch dafür hat sie eine Erklärung. Ihr Vater liebt sie so sehr, daß er sie nicht an einen Verbrecher verheiraten möchte. Deshalb wird er selbst wieder zum Verbrecher.«
    »Aber sie hat behauptet, Marvin Steele sei kein Verbrecher gewesen.«
    »Na klar«, sagte Phil, »das hat sie eben auch verdrängt. Natürlich weiß sie in Wahrheit, daß ihr Vater recht hat. Vermutlich schwankt sie jetzt zwischen Liebe und Haß zu ihrem Vater — Liebe, weil er ihretwegen zum Verbrecher wurde, Haß, weil er es überhaupt wurde und ihr damit zugleich ihr Wunschbild, er sei ein anständiger Mensch, zerstört hat. Wie mag es jetzt nur in dem Girl aussehen? Ich nehme an, sie hat genügend Komplexe in sich, um ein Freudsches Lehrbuch zu füllen.«
    »Wir sind aber nicht da, um irgendwelche Freudsehen Komplexe aufzuspüren«, brummte ich. »Wir haben ganz andere Sorgen. Wer hat wen wann, wo und warum ermordet? Das sind viel handfestere Fragen, mein Lieber.«
    Es klopfte, und der Zimmerkellner brachte ein riesiges Tablett mit gebratenem Schinken, Eiern, duftendem Kaffee, Orangensaft und Brötchen. Es war sieben Uhr morgens, und wir hatten uns in meinem Hotelzimmer zu einer kleinen Konferenz getroffen. Beide hatten wir eine schlaflose Nacht hinter uns.
    Ich wartete, bis der Kellner gegangen war, und sagte: »Die Probleme des Mädchens müssen wir im Augenblick zurückstellen. Es ist klar, daß sie Sorgen hat. Die haben wir auch. Außerdem gibt es in ihrer Geschichte ein paar Widersprüche, auf die ich noch zurückkommen werde. Im Augenblick aber heißt der Hauptgegner immer noch Tony Paladino.«
    Ich längte mir die Kaffeekanne und schnupperte genießerisch an dem kräftigen Duft.
    »Hmm — so etwas kann ich jetzt gebrauchen. Wie steht es mit euren Ermittlungen?«
    Phil bestrich sich ein Brötchen mit Butter.
    »Am Cross Peak sitzen wir fest. Mike Hood wurde obduziert. Es steht fest, daß er mit dem Gewehr erschossen wurde, das du benutzt hast.«
    »So«, knurrte ich. »Und was sagte der Arzt über den Todeszeitpunkt?«
    »Da wollte er sich nicht festlegen. Es gibt da eine Toleranzgrenze von ein paar Stunden…« Phil sah mich an. »So ganz ohne Grund sagst du das doch nicht?«
    »Nein«, sagte ich. »Was hat die Untersuchung der Patronenhülse ergeben?«
    »Das Ergebnis ist noch nicht zurück. Wir haben die Hülsen alle nach New York geschickt.«
    »Und was habt ihr sonst noch herausgefunden?«
    »Wir haben etliche Prints sichergestellt. Die meisten stammen von Lew Callaway, dem Besitzer der Hütte. Und von dir sind auch welche da, natürlich.« Phil sah mich an. »Offiziell warten wir noch auf die Auswertung. Sonst müßten wir uns ja um den angeblichen Zeitungsreporter Johnny van Dyk kümmern.«
    »Richtig«, sagte ich, »nur keine übertriebene Hast. Wir wollen Paladino ja Zeit geben, sich etwas einfallen zu lassen.« Ich trank den Kaffee in kleinen Schlucken und setzte dann die Tasse ab. »Und was habt ihr bei dem Sprengstoffanschlag herausgefunden?«
    »Lächerlich wenig«, knurrte Phil. »Der Wagen wurde mit einer Zeitzünderbombe in die Luft gesprengt. Verwendet wurde das gängige Modell, das man in dem Stabilbaukasten ›Der kleine Sprengstoffattentäter‹ überall auf der Welt finden kann. Wir nehmen an, daß Paladino den Zeitpunkt wußte und kurz vorher nach Hause fuhr. Unterwegs kam er an dem Wagen der Attentäter vorbei. Die beiden wollten ihm unterwegs auflauern, sahen aber den Streifenwagen der Polizei und verschoben es auf

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