Jerry Cotton - 0537 - Ich koederte die Mord-Agenten 1 of 3
Selbstmord aussehen. Also gehen Sie nahe ran! Wischen Sie die Kanone anschließend ab und sorgen Sie dafür, daß Haigs Fingerabdrücke an der richtigen Stelle sind. Aber achten Sie darauf: Er ist Linkshänder.«
»Haig?« sagte ich. »Nie gehört.«
»Spielt auch keine Rolle.«
»Ist er… gefährlich?«
»Nicht im geringsten.«
»Hm.«
»Also, Cain, ist noch was?«
»Ihr Grinsen gefällt mir nicht«, sagte ich. »Sind Sie ganz sicher, daß der Mann nicht gefährlich ist? Oder soll er vielleicht dgs Liquidieren übernehmen, wozu Sie keine Lust haben.«
»Unsinn. Ich geb’ Ihnen mein Wort, Cain, daß für Sie keine Gefahr besteht, wenn Sie nicht wie ein Dummkopf vor-, gehen.«
Ich sagte ihm nicht, was ich von seinem Wort hielt.
»Die Kanone ist geladen, Cain. Sie haben jetzt noch 55 Minuten Zeit. Ich warte hier. Geben Sie sich Mühe! Es könnte sein, daß eine Menge Augen auf sie gerichtet sind, obwohl Sie davon nichts merken werden.«
Sein Grinsen war so kalt, daß die automatische Klimaanlage mit sanftem Schnurren eine Stufe höher schaltete.
***
Gelbauge war dämlich. Oder er hielt mich für dämlich. Oder es war inzwischen etwas geschehen, wovon ich keine Ahnung hatte. Jedenfalls gab es da einen Widerspruch, der sich nicht übersehen ließ. Gestern abend hatte mir der Bursche erklärt, daß es seipe Aufgabe sei, mich zu liquidieren. Daß er aber nicht wolle und daß ich ihm tausend Dollar zahlen solle und dann für die anderen nicht mehr existent sei. Und jetzt?
Diese anderen interessierten sich plötzlich für mich, wollten mich in ihre Reihen aufnehmen und riefen auf zur Feuerprobe. Entweder war alles gelogen, oder man hatte es sich inzwischen anders überlegt: Cain wird nicht umgebracht, sondern nach Kräften gefördert, denn der Nachwuchs ist knapp.
Während ich mich, den Karton unter dem Arm, mit dem Lift abwärts bewegte, sah ich schon in allen Ecken Gespenster. Es roch wieder mal nach einer Falle. Gelbauges zarte Andeutung, daß ich beschattet werde, machte meine Aufgabe nicht leichter.
Karton, Lappen und Verschnürung warf ich in einen Papierkorb - nachdem ich den Magnum im Hosenbund untergebracht hatte. Während ich den Triumph im zweiten Gang nach Norden rollen ließ, achtete ich ständig auf die Wagen hinter und vor mir. Aber um die Mittagszeit gleicht der New Yorker Verkehr einem Ameisengewimmel.
Also mußte ich weiterspielen. Aber wie? Ich sollte einen Mann umbringen und war dafür ausgerüstet. Ob ich eine Chance hatte, den Mord nur vorzutäuschen? Mit vorfahrender Mordkommission und Abtransport des Toten in geschlossener Zinkwanne. Es ging nur, wenn das Opfer mitspielte. Haig ist kein seltener Name. Ohne Phil ließ sich nichts machen. Also mußte ich telefonieren. Wenn man mich dabei beobachtete, mußte eine Ausrede herhalten.
Ich grinste. Mir war was eingefallen.
In der Nähe des Theaterbezirks am Broadway erwischte ich eine Parklücke.
In der Nähe war ein Postamt. Mehrere Telefonzellen waren frei. Mit dem Rücken zur Tür, wählte ich hastig Phils Nummer.
»Hallo, Phil«, sagte ich schnell, als er sich meldete. »Ich soll einen gewissen Haig umbringen. Ecke St. Nicholas Ave und Dyckman Street. Ein rotes Backsteinhaus. Stell fest, wer er ist, rufe ihn an und sorg dafür, daß er mitspielt! Es ist dringend. Ich soll ihm bis zwölf Uhr eine Kugel verpassen. Es soll wie Selbstmord aussehen.«
»Okay.«
Es klickte. Rasch wählte ich eine neue Nummer - die meiner eigenen Wohnung. Gelbauge wollte warten. Würde er ans Telefon gehen? Wahrscheinlich, denn meine Anrufer waren aufschlußreich für ihn.
Es war ein Irrtum. Er ließ den Apparat bimmeln und rührte sich nicht. Ich wartete eine Minute. Dann legte ich auf. Nachdenklich ging ich zum Wagen zurück. War der Kerl noch in meiner Behausung? Oder war er unterwegs zu Haigs Adresse, um mich dort zu empfangen? In dem Fall würde durch Phils Anruf alles platzen. Aber mehr konnte ich im Augenblick nicht tun.
Ich schaltete das Radio ein. Dumpfes Grollen drang vom Himmel herab. Besorgten Blickes oder mißtrauisch die Wolken musternd, schritten die Passanten eiliger aus. Sie flüchteten. Die Straßen verödeten. Der Himmel drehte seine Schleusen auf. Eine Sturzflut, wie man sie nur in New York erleben kann, prasselte herab. Meine Scheibenwischer schafften es kaum noch. Minuten nur, und der obere Broadway stand knöcheltief unter Wasser. Sämtliche Autos fuhren Schrittempo. Verkehrspolizisten in leichter Sommeruniform sahen aus wie
Weitere Kostenlose Bücher