Jerry Cotton - 0537 - Ich koederte die Mord-Agenten 1 of 3
begossene Pudel.
Mühsam kämpfte ich mich den Broadway hinauf. Es war sieben Minuten vor zwölf.
***
Das Haus war eine häßliche Bude. Ein dreistöckiger, ungefüger Kasten. Was man als grüne Fensterläden bezeichnet hatte, waren morsche Bretter, nur noch mit Spuren von Farbe behaftet. Etwas zurückgesetzt, durch einen Vorgarten von der Straßenecke getrennt, sah das Haus bei diesem Regen verlassen aus, als stünde es im finstersten Winkel der Welt.
Langsam fuhr ich daran vorbei. Hinter den alten Gardinen war kein Gesicht zu sehen. Ich bemerkte auch kein Zeichen, daß das Spiel beginnen konnte und daß Phil alles vorbereitet hatte.
Ich hielt an und verließ meinen Wagen. Augenblicklich war ich durchnäßt bis auf die Haut. Die Straße war leer bis auf zwei halbnackte braunhäutige Kinder, die jauchzend am Bordstein spielten.
Auf einem steinigen Weg ging ich am Haus vorbei. Auf dem schmalen gepflegten Hof standen große Wasserpfützen. Vier Stufen führten zur Hintertür hinab.
Es war eine verteufelte Situation. Entweder hatte mit Phils Anruf alles geklappt - dann wurde es Zeit, daß mir Haig ein Zeichen gab. Oder ich stand vor einer Falle und war im Begriff, hineinzutappen. Oder Haig hatte kein Telefon oder den Hörer nicht abgenommen, saß jetzt ahnungslos in seinem Bau und würde über mein Auftauchen mächtig erschrecken. Überhaupt - einfach so eindringen war nicht möglich. Auch in meiner Rolle als Agenten-Killer hätte ich mich damit ungesetzlich verhalten.
Der Regen lief mir in Bächen Ubers Gesicht. Ich stand an die Rückwand des Hauses gepreßt. Wurde ich beobachtet? Entdecken konnte ich nichts.
Ich zuckte zusammen, als ein Telefon klingelte. Irgendwo im Haus. Es bimmelte leise und anhaltend. Mindestens ein dutzendmal. Niemand nahm den Hörer ab. Das Telefon verstummte von allein.
Ich blickte zur Kellertür. Sie hing ein bißchen schief in den Angeln. Durch breite Ritzen oben und unten und sogar rechts und links zwischen Tür und Rahmen konnte der Wind pfeifen. Jetzt sah ich erst, daß die Tür nicht geschlossen war, sondern nur halb zugedrückt mit nicht eingeschnappter Metallzunge.
Ich stieg die Stufen hinab, legte eine Hand gegen das Holz und schob. Ich wollte nur einen Blick in den Keller werfen. Zwei oder drei Zentimeter gab die Tür nach. Dann leistete etwas Schweres Widerstand.
Ich blieb reglos stehen und verhielt den Atem. Ich witterte akute Gefahr.
Nur die dünne Holzschicht der Tür trennte mich von einem Menschen. Er mußte durch den Spalt geäugt haben und war nicht rechtzeitig zurückgewichen. Also doch eine Falle?
Wie von allein flog die Colt-Automatic in meine Hand. Den Magnum ließ ich, wo er war. Ruckartig drückte ich die Tür auf.
Der Mann saß auf dem Boden, mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt. Ob er Haig hieß, wußte ich nicht. Aber die Erinnerung an ihn war noch frisch. Das Bild seines Totenschädels und der riesigen Gestalt saß fest in meinem Gehirn.
Es war der Killer, der mich im Zoo von Bronx fertiggemacht hatte.
Sie hatten ihn auf sehr kurze Entfernung zwischen die Augen geschossen. Er konnte noch nicht lange hier sein.
Ich beugte mich vor, betrachtete die gräßliche Wunde und brauchte keinen Spezialisten, um festzustellen, daß man einen Magnum benutzt hatte. Einen 357er. Wahrscheinlich das Ding, das ich unterm Jackett im Gürtel trug.
Wieder klingelte das Telefon.
Ich schob die Kellertür zu, knipste das Licht an und stieg über eine Treppe hinauf in einen engen Flur. Der Apparat stand auf einem an der Wand hängenden Brettchen. Mitten in ein Läuten hinein nahm ich den Hörer ab.
»Hallo?« sagte eine durch irgendwelche atmosphärischen Störungen verzerrt klingende Männerstimme.
»Ja?«
»Jerry?«
Jetzt drang die Stimme deutlich an mein Ohr. Es war Phil.
»Ja.«
»Ich habe alles versucht, aber niemand hat sich gemeldet.«
»Er ist tot - mit der Waffe erschossen, die man mir gegeben hat. Es ist der Mann, der mich gestern abend in der Mache hatte. Sause sofort in meine Wohnung! Vielleicht ist Gelbauge noch dort.«
»Das ist unwahrscheinlich.«
»Sicher, aber wir dürfen nichts unversucht lassen.«
»Okay.«
Ich legte auf und wollte mich gerade umsehen, als mit kreischenden Reifen vor dem Haus ein Wagen stoppte. Sekunden danach wurde dumpf gegen die Eingangstür gehämmert, und eine derbe Stimme befahl: »Polizei - machen Sie auf!«
Die Haustür lag am Ende des Flurs. Ein Schlüssel steckte nicht, aber die Tür war nicht verschlossen.
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