Jerry Cotton - 0540 - Terror im Highway-Hotel
ihm nicht, daß er den Kopf so weit senken mußte. Ein Schwindelanfall flutete durch, sein Hirn, und seine Knie wurden auf einmal weich. Mit der Rechten drehte er den Wasserhahn auf und bückte sich noch tiefer. Er ließ das kalte Wasser über Kopf und Genick laufen. Danach fühlte er sich ein wenig besser, wenn auch die bohrenden Kopfschmerzen noch nicht nachließen. Er richtete sich auf und atmete in tiefen Zügen.
Das war noch einmal gutgegangen. Ein härterer Schlag — und er läge jetzt als Leiche in dem Tankstellenhäuschen. Brewer knirschte mit den Zähnen, als er an die Männer dachte, die den Überfall ausgeführt hatten. Das waren keine Anfänger gewesen. Die hatten Routine in solchen Dingen. Brewer versuchte, sich das Geschehene ins Gedächtnis zurückzurufen. Aber es war alles so schnell gegangen. Er hatte nicht einen der Gangster richtig betrachten können. Aber vielleicht hatte Mr. Morton mehr gesehen als er. —Brewer ging schleppenden Schrittes um das Tankstellenhäuschen herum und betrat die Kabine. Morton hing noch immer reglos in seinem Sessel. Hank Brewer trat näher. Er konnte nur eine kleine Beule an Mortons Kopf finden, aber vielleicht hatte Morton nicht so eine zähe Konstitution wie er selbst. Der Tankwart griff zum Telefon und wählte die Drei. Der Hotelempfang war besetzt. Brewer drückte die Gabel nieder, ließ sie wieder hochschnellen und wählte 34. Nach ein paar Summzeichen sagte eine Männerstimme im Hörer: »Tankstelle Südseite. Ja?«
»Brewer hier. Wer spricht?«
»Hallo, Brewer. Hier ist McPherson. Was war denn bei euch los? Ich habe versucht, den Empfang anzurufen, damit die sich mal um euch kümmern, aber die Drei war dauernd besetzt. Warum habt ihr das Licht ausgeschaltet?«
»Was für Licht?«
»Was für Licht! Eure ganze Beleuchtung!«
»Aber sie brennt doch!«
»Jetzt wieder. Aber sie war für drei oder vier Minuten aus. Warum?«
»Ich wei…«
Ein gewaltiger Krach unterbrach Hank Brewer. Irgendwo blitzte es. In seiner Kabine spürte Brewer die Druckwelle der Explosion nicht, die bei den tiefgelegenen Tankstellen ohnehin nur schwach ankam. Brewer starrte durch die Glaswände hinaus in die Nacht, aber der Hotelbau versperrte ihm die Sicht zu den Weizenfeldern.
»Was war denn das?« fragte er.
»Keine Ahnung, Brewer. Bei uns'war es nicht. Es muß auf eurer Seite gewesen sein.«
»Hier bei mir war es auch nicht, McPherson. Es muß auf der anderen Seite des Hotels geknallt haben. Hörte sich verdammt nach einer Explosion an. Hör zu, McPherson. Wir sind hier überfallen worden. Die Kasse mit den Tageseinnahmen ist fort.«
Aus dem Hörer drang nichts als ein schriller Pfiff. Brewer fuhr fort: »Es war ein schwarzer Mercury Cougar. Das Kennzeichen hatte ich noch nicht abgelesen, da mußte ich mich schon umdrehen. Fünf oder sechs Männer müssen es gewesen sein. Sie trugen, soweit ich es sehen konnte, allesamt graue Anzüge. Der erste, der ausstieg, kann nicht viel älter als .etwa dreißig Jahre gewesen sein. Ich habe ein ziemlich alltägliches Gesicht mit hellblauen Augen und einer kurzen, blonden Bürstenfrisur in Erinnerung. Mehr kann ich nicht sagen, denn die Kerle hatten ein beachtliches Tempo drauf. Ich mußte mich umdrehen, bevor ich wußte, was mir geschah. Im Häuschen haben sie mir dann eins auf den Kopf gegeben und Morton auch. Er ist jetzt noch nicht wieder bei Bewußtsein. Wenn er auf wacht und erfährt, daß die Kasse weg ist, wird er wohl gleich wieder in Ohnmacht fallen.«
»Das ist ja eine sehr interessante Geschichte«, meinte McPherson.
»Es kommt noch etwas Interessantes«, fuhr Brewer fort. »Drei oder vier Minuten vor dem Überfall tankte eine Blonde bei mir. Ein rassiges Mädchen in einem engen roten Rock und einer halb durchsichtigen weißen Nylonbluse. Sie kam mit einem roten Ford Galaxie.«
»Und?«
»Das Mädchen hat heute an ihrem Wagen einen Ölwechsel vornehmen lassen. Der Kontrollzettel mit dem Datum von heute' hing am Kühlerverschluß.«
»Was stört dich daran?«
Brewer angelte nach seinen Zigaretten. Er kramte eine aus der Schachte], während er weitererzählte:
»Der Ölwechsel wurde an einer Tankstelle vorgenommen, die vierzig Meilen östlich von hier liegt. Aber bei mir war der Tank fast leer. Warum hat sie nicht auch Benzin getankt, wo sie schon einen Ölwechsel machen ließ?«
»Warum wohl?«
»Vielleicht brauchte sie auf alle Fälle einen Vorwand, um bei mir Vorfahren zu können.«
»Du meinst, sie könnte gekommen
Weitere Kostenlose Bücher