Jerry Cotton - 0551 - Heisser Draht zum Kidnapper
wollte mit dem Zug zum Angeln fahren — das Wetter ist heute ideal dafür —, und er war gerade in der Penna Station, als es dort losging. Ziemlicher Auflauf, Entsetzensschreie…«
»Ist der Mann tot?«
»Ja, Jerry — der Mann ist tot. Es ist zwar nicht sicher, daß es der Mann ist, den wir suchen, aber interessant ist er auf jeden Fall. Es ist Sammy Fithmaron. Du kennst ihn — der Falschspieler, der nach unseren Vermutungen einen illegalen Spielklub betreibt und allerhand einschlägige Nebengeschäfte mitnimmt. Beziehungsweise mitnahm. Erschossen, aus allernächster Nähe. Der Telefonhörer baumelte noch neben ihm!«
»Hat niemand den Hörer — eingehängt?« fragte ich aufgeregt.
»Nein. Beamte der Railway Police haben die Umgebung der Kabine abgesperrt. Die Mordabteilung Manhattan-West ist verständigt. Lieutenant Easton selbst konnte nichts machen, weil er nicht zuständig ist.«
»Phil, wir müssen sofort…«
Er winkte ab und griente mich an wie ein kleiner Junge, der Äpfel aus Nachbars Garten gestohlen hat und dabei erwischt wurde. »Es ist zwar dein Fall, Alter, aber ich habe versucht, so zu denken, wie du es tun würdest. Erstens habe ich Easton, der Fithmaron recht gut kannte, hierhergebeten. Er soll sich das Tonband anhören. Zweitens habe ich bei der Western Union, der die Telefonkabinen gehören, angerufen. Sie sollen mal versuchen festzustellen, ob die von dieser Kabine aus gewählte Verbindung noch besteht.«
»Du bist eine Perle, Phil«, lobte ich ihn. »Dafür sage ich dir jetzt auch, wie viele Beine eine Fledermaus hat. Es sind nämlich…«
Rrrrrriiing. Telefon.
»Sorry, Phil!« entschuldigte ich mich. Am Apparat war die Western Union für Phil Decker.
»Ist es das Ergebnis der Nachprüfung hinsichtlich der Kabine in der Penna Station?« fragte ich.
»Ja«, sagte der Anrufer. »Einwandfreier Fall. Die Verbindung besteht immer noch und müßte eigentlich eine Amtslinie bei Ihnen blockieren. 535 — 7700. Geben Sie uns Bescheid, wenn die Verbindung getrennt werden soll?«
»Sie können es machen, sobald Ihnen die Mordkommission im Bahnhof dafür freie Hand gibt. Uns reicht es, was Sie amtlich festgestellt haben«, gab ich Bescheid.
»Easton hatte die richtige Nase?« fragte Phil noch.
Ich nickte.
»Also dann, schnell die Zahl der Beine und weiter mit unserem Fall!« forderte er mich auf.
»Es sind vier. Warum, erkläre ich dir später, denn jetzt…«
Jetzt klopfte es.
Harry Easton kam herein. »Das war vielleicht ein Schreck«, sagte er.
»Was?«
»Ich bin in euer Office gegangen und sah mich da plötzlich fünf Gestalten gegenüber, die allem möglichen ähnlich sahen, nur nicht euch beiden. Ehrlich gesagt, denen möchte ich nicht allein im Dunkeln begegnen!«
»Es sind Handwerker«, klärte ich ihn auf. »Wahrscheinlich sehen sie so bunt aus, weil sie unser Office neu herrichten müssen.«
»Bunt nicht einmal, aber es sind…« Dann winkte er ab. »Es ist natürlich falsch, Leute nach ihrem Äußeren zu beurteilen.«
Ich konnte nichts dazu sagen. Handwerker für Arbeiten im Distriktgebäude werden von unserer Verwaltungsabteilung unter Vertrag genommen. Der Ruf einer Firma und ihres Personals wird natürlich vorher geprüft. Erst dann, wenn die komplette Firmenauskunft vorliegt, unterschreibt der Chef den Vertrag und stellt eine entsprechende Bescheinigung aus. Über die Firma, die unser Office strahlend neu machen sollte, konnten wir uns auch jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Wir mußten zum Chef, der ja das Gespräch auf Tonband hatte.
Lieutenant Easton nickte schon nach den ersten Worten des Anrufers heftig. Doch wir ließen das Gespräch ganz durchlaufen.
»Kein Zweifel. Fithmaron war mal in eine Mordsache verwickelt. Ich habe ihn stundenlang vernommen, außerdem habe ich mehrere Male mit ihm telefoniert. Jederzeit nehme ich es auf meinen Eid, daß dies Fithmarons Stimme ist. Eindeutig. Zweifellos. Hundertprozentig!«
»Danke, Easton«, sagte ich, um seine Beteuerungen zu beenden. Wenn er sich in dieser Form so festlegte, konnte es wirklich keinen Zweifel mehr geben. Er macht nie einen Hehl daraus, wenn er sich einer Sache nicht sicher ist.
»Kann ich die Aufnahme noch einmal hören?« fragte er dann doch.
Mr. High ließ das Band zurücklaufen, und noch einmal erlebten wir die akustische Darbietung.
Easton nickte wieder. »Wenn man nicht weiß, was geschehen ist, kann man nicht ohne weiteres darauf kommen. Ich habe inzwischen Fithmaron gesehen. Ich weiß es
Weitere Kostenlose Bücher