Jerry Cotton - 0551 - Heisser Draht zum Kidnapper
also. Und deshalb kann ich mir auch dieses seltsame Geräusch erklären. Schuß aus einer Waffe mit aufgesetztem Schalldämpfer. Ich meine damit, daß der Schalldämpfer direkt auf den Körper des Opfers aufgesetzt war. Daher war selbst unmittelbar vor der Kabine nichts von dem Mord zu hören. Facharbeit. Nicht der erste Fall dieser Art.«
»Ach?« sagte Mr. High und hob interessiert die rechte Augenbraue.
»Ja«, bestätigte der Lieutenant, »wir sammeln gerade noch Material, um Ihnen die ganze Sache demnächst einmal vorzulegen. In Unterweltkreisen spricht man von einem neuen Killerverein, der sich installiert haben soll. Irgendein geheimnisvoller Boß hat einige Berufskiller um sich versammelt, die seit schätzungsweise einem Jahr entsprechende Aufträge besonders innerhalb der Unterwelt prompt erledigen. In der letzten Zeit ist dieser Verein offensichtlich recht aktiv gewesen.«
»Anhaltspunkte?« fragte ich.
»Keine«, gab Easton mit entwaffnender Offenheit zu. »Ich weiß nur, daß die Unterwelt in internen Auseinandersetzungen in der letzten Zeit ziemliche Verluste hatte. Außerdem haben wir drei Gangster gefunden. Tot. Erschossen, zwei von ihnen zweifellos durch aufgesetzte Schalldämpferwaffen mitten in der City.«
Interessant, wollte ich sagen.
Aber es wurde noch interessanter. Helen, Mr. Highs Sekretärin, kam ins Zimmer. »Gespräch für Jerry von Les Bedell!«
Les war einer unserer Kollegen, die auf Brigg Coleman angesetzt waren.
»Jerry«, sagte er mit rauher Stimme, »wir können wirklich nichts dafür. Es ist alles genau nach Plan gelaufen. Wir haben ihn mit dem vorgeschriebenen Abstand verfolgt. Er ging in ein Selbstbedienungsrestaurant an der 57. Straße. Wir wissen, daß das Lokal einen leicht erreichbaren zweiten Ausgang hat. Ich schickte Jack über Sprechfunk dorthin. Coleman hatte höchstens 30 Sekunden Zeit, aber…«
»Er ist euch entkommen«, murmelte ich erschlagen.
»Nein, Jerry. Jemand war mindestens 15 Sekunden näher an ihm als wir. Er hat ihn offenbar im zweiten Ausgang erwartet. Coleman ist tot. Erschossen. Vermutlich Schalldämpferwaffe. Als Jack den zweiten Ausgang erreichte, roch er noch den Pulverdampf!«
»Bleibt noch dort«, sagte ich, »ich schicke eine Mordkommission hin.«
»Schon wieder?« fragte Lieutenant Easton.
»Diesmal in Ihrem Zuständigkeitsbereich«, nickte ich. »Langsam wird mir dieser Vormittag unheimlich. Eine Erpressung wurde mir angedroht, ein Kind wurde entführt. Wir wurden erpreßt, einen Verhafteten freizulassen. Der Verhaftete ist frei, und jetzt ist er tot. Der Erpresser ist auch tot. Und das Kind? Der Junge?«
Niemand konnte mir eine Antwort geben.
***
»Guten Morgen, Mrs. Worm«, sagte Corporal Bill Howster.
»Morgen, Coporal!«
»Ist Mr. Worm noch zu Hause? Ich meine — ehem…«
»Liegt etwas gegen ihn vor?« fragte die Frau mißtrauisch. »War diese Geschichte heute nacht etwa doch eine faule Sache? Ich habe es ihm gleich gesagt. Abraham, habe ich gesagt, wenn du auf eine vernünftige Weise gutes Geld verdienen kannst, dann ist es selbstverständlich, daß…«
»Entschuldigen Sie, Mrs. Worm«, unterbrach der Corporal den Redefluß.
Ein Detektiv hätte die Frau wahrscheinlich weitersprechen lassen, weil ihre Andeutungen immerhin Grund zu der Annahme geben mußten, daß etwas nicht stimmte. Bill Howster aber war kein Detektiv, sondern ein braver Revierschutzmann ohne besonderen beruflichen Ehrgeiz. Das einzige, was ihn hin und wieder anspornte, war die Sehnsucht nach dem dritten Rangstreifen. Er wollte Sergeant werden. Deshalb kümmerte er sich um Ordnung in seinem Revier. Auch außerdienstlich. Wie jetzt.
»Mrs. Worm«, sagte er zuvorkommend, »eigentlich bin ich gar nicht mehr im Dienst. Ich hatte die Mitternachtsschicht. Bis um acht Uhr morgens. Nun wissen Sie, Mr. Worms Wagen steht im Parkverbot. Wir haben strenge Anweisung, alle verbotswidrig parkenden Fahrzeuge abschleppen zu lassen. Vielleicht kann Mr. Worm… oder nein, nein, wenn er heute nacht gearbeitet hat, wird er sehr müde sein — vielleicht können Sie ihn wegfahren.«
Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Howster, es ist nett von Ihnen, daß Sie uns das Abschleppen ersparen wollen, aber ich habe weder einen Führerschein, noch habe ich die Autoschlüssel.«
»Ach, dann muß also Mr. Worm…«
»No«, sagte sie, »er kann auch nicht, denn er ist nicht hier. Heute nacht um halb eins kam Harry — so heißt sein Chef, Harry Kumble, er hat ein Malergeschäft
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