Jerry Cotton - 0554 - Das Geheimnis der Millionenbande
gezahlt wird. Sechshundert Dollar für die Spritze und rund achtzig Dollar für jedes gefüllte Magazin. Mehr als das Fünffache des offiziellen Kurses. Verlockend genug, ein oder zwei Kisten aus einem offiziellen Export abzuzweigen und auf dem einheimischen Markt an den Mann zu bringen.«
»Solche Behauptungen müssen Sie vor einem Gericht erst beweisen, G-man!« bellte er wütend.
»Brigg, Sie wissen nicht, wo wir diese Maschinenpistole gefunden haben. Sie lag in dem als Streifenwagen aufgezäumten Chevrolet, der beim Überfall auf die Fazioand-Stairing-Bank benutzt wurde. Die Täter waren die Gangster, die auch die anderen Überfälle durchführten. Dabei benutzten sie in zwei Fällen Nebelbomben aus Ihren Beständen. Jetzt hantierten sie mit einer MP herum, die ebenfalls durch Ihre Hände gegangen ist, Brigg. Wundern Sie sich wirklich, daß wir annehmen, Sie lieferten den Burschen die notwendige Ausrüstung?«
»Sie können glauben, was Sie wollen«, antwortete er giftig. »Vor einem Gericht genügen nicht Behauptungen, sondern nur Beweise.«
Ich gab Phil ein Zeichen. Er nahm die Maschinenpistole vom Schreibtisch und packte sie in den mitgebrachten Koffer.
»Ich gebe Ihnen eine Chance, mit einem blauen Auge davonzukommen, Brigg.« Ich zog eine Zeitung aus der Tasche, die so zusammengefaltet war, daß das Bild des Kunstschützen mit dem Texanerhut zu sehen war. Die Überschrift lautete: FBI sucht diesen Mann.
»Mit einer Wahrscheinlichkeit von neunundneunzig zu eins war dieser Mann an allen Überfällen beteiligt. Alle Zeitungen bringen sein Bild. Die Fernsehstationen strahlten es in jeder Nachrichtensendung aus. Wir werden diesen Mann fassen. Wenn wir erst einmal ein Mitglied der Gang festgenommen haben, fliegt der ganze Verein in kürzester Frist auf. Sie wissen, daß diese Leute mehrere Morde begangen haben?«
Brigg fuhr sich mit den Fingern zwischen Hals und Kragen. »Machen Sie mich mit Ihren überflüssigen Fragen nicht verrückt, G-man. Selbstverständlich weiß ich es.«
»Da Sie es wissen, Brigg, wird aus einem Fall illegalen Waffenhandels Beihilfe zum Mord, und ich bin sicher, daß die Gangster uns, sobald wir sie festgenommen haben, verraten werden, wer ihnen die Ausrüstung lieferte.«
Ich beobachtete Brigg scharf. Er blinzelte, und in seinen Augen flackerte Unsicherheit und Furcht, aber das dauerte nur wenige Sekunden. Dann zuckte er die runden Schultern. »Ich handele mit Waffen nur im Rahmen der bestehenden Gesetze.«
»Hoffentlich müssen Sie diese Antwort eines Tages nicht bereuen, Brigg.« Phil und ich verließen das Büro des Waffenhändlers. Phil warf den Koffer mit der MP auf den Notsitz. Wir fuhren zum Hauptquartier zurück. Auf dem Korridor vor unserem Büro stand ein großgewachsenes Mädchen, das uns den Rücken zuwandte. Phil stieß mir den Ellbogen in die Rippen und zog anerkennend die Augenbrauen hoch. Das Mädchen hörte unsere Schritte und wandte sich um. Wir blickten in Diane Jaggs klares, kühnes Gesicht.
Sie lachte und zeigte ihr makelloses Gebiß. »Hallo, Jerry!« rief sie. »Hallo, Mr. Decker!«
Wir schüttelten uns die Hände. Dianes Lächeln dauerte nicht lange. »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte sie. »Ich habe einen Job in New York übernommen, der mit einem Verbrechen endete. Der Mann, den ich suchen sollte, wurde ermordet, nachdem ich ihn gefunden hatte.«
»Kommen Sie ins Büro, Diane! Ich nehme an, es handelt sich um Edward Forest.«
»Sie sind schon informiert?«
»Wir gerieten von einer anderen Seite her an diesen Mordfall. Bei Forest wurden einige Dollarnoten gefunden, die vermutlich aus einem Bankraub stammen. Außerdem steht fest, daß Forest die Gangster kannte, die in wenigen Wochen mehrere Menschen bei Banküberfällen getötet haben.«
»Irgend etwas stimmt nicht, Jerry! Ich wurde von Forests Chefin mit der Begründung losgeschickt, der Kassierer habe ihr vierzigtausend Dollar gestohlen.«
»Das eine schließt das andere nicht aus. Wenn Forest ohnedies entschlossen war, mit Gangstern zusammenzuarbeiten, lag für ihn der Gedanke nahe, die Kasse zu bestehlen, bevor er verschwand.«
»Wurden die vierzigtausend Dollar bei ihm gefunden?«
»Nein. Er besaß kein Geld, ausgenommen die wenigen neuen Dollarnoten aus dem Crosbeen-Raub.«
»Ich bin überzeugt, daß er niemals vierzigtausend Dollar gestohlen hat«, sagte Diane energisch.
»Warum?«
»Ein Mann, der vierzigtausend Dollar besitzt, verweigert einem Mädchen nicht hundert Dollar für ein
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