Jerry Cotton - 0561 - Die vertauschte Moerderin
legen Sie auf!«
»Ich muß Schluß machen, Smith!« Aufatmend lehnte der Anwalt sich zurück. »Vergessen Sie unsere kleinen Tricks, G-man! Der dicke Smith würde noch ’ne Stunde mit mir reden, wenn wir ihm nicht auf irgendeine Weise die Luft abdrehten. Suzy, ich glaube, ich brauche einen Whisky.«
Während das Mädchen einen eingebauten Barschrank öffnete und den Drink mit Soda und Eiswürfeln herrichtete, bat ich den Anwalt, mir alles über Eleonor Flinter zu erzählen.
»Gibt nicht viel zu berichten! ,Brillanten-Elly‘ war eine dieser typischen Gesellschaftshyänen, deren Lebensinhalt sich darin erschöpfte, auf Partys zu glänzen und ihre Konkurrentinnen auszustechen. Mit der Menge Schmuck, die sie besaß, fiel ihr das nicht schwer.«
»Viele Leute wußten über den Wert ihres Schmuckes Bescheid?«
»Alle, die sie kannten. Sie erzählte jedem davon. Es war ihr einziges Thema.«
»Und wer wußte über den Tresor Bescheid?«
»Auch jeder, oder doch wenigstens einige Hundert Leute.« Er sah mich aus seinen dunklen, ein wenig stechenden Augen an. »Sie glauben, irgendwer müßte der Mörderin einen Tip gegeben haben? Ich meinerseits glaube, Sie können ruhig annehmen, daß Eleonor Flinter den Tip selbst lieferte, weil sie ständig und überall bereit war, über ihre Juwelen zu reden.«
»Auch Florine Greco kannte also den Millionenwert der Juwelen?«
Der Anwalt verzog das Gesicht. »Der Name genügt, um mir Magenschmerzen zu machen. Mrs. Flinter haßte ihre Nichte. Wann immer Florine versuchte, sich an sie heranzumachen, ließ sie sie abblitzen.«
»Begegneten sich Tante und Nichte oft?«
»Oft? Sie haben sich seit mindestens sechs oder sieben Jahren überhaupt nicht gesehen. Ich sagte Ihnen doch, daß Eleonor Flinter die Verwandtschaft haßte, und Florine Greco haßte sie besonders, weil sie rund vierzig Jahre jünger war als sie.«
»Wo und wann lernten Sie Miß Greco kennen?«
»Sie kreuzte einige Male in meinem Büro auf und wünschte, daß ich zwischen ihr und ihrer Tante vermittelte, aber Eleonor bekam einen Wutanfall, als ich ihre Nichte erwähnte. Auf der anderen Seite erwies sich Florine Greco als so aufdringlich, daß ich sie nach dem vierten oder fünften Besuch ’rauswerfen mußte.« Er seufzte. »Mrs. Flinter hätte mir sofort die Verwaltung ihres Vermögens entzogen, wenn sie ihre Nichte in meinem Büro gesehen hätte. Nun, jetzt werde ich die Verwaltung verlieren, weil Florine Greco nicht vergessen hat, daß ich sie hinausgeworfen habe.«
»Wird Miß Greco das Flinter-Vermögen erben?«
»Es sieht ganz so aus. Anscheinend hat Eleonor kein Testament hinterlassen. Sie schauderte davor zurück, an den eigenen Tod zu denken, und Menschen, die den Tod fürchten, schieben die Abfassung des Testamentes immer wieder hinaus. Ohne Zweifel ist Florine Greco die nächste Verwandte von Mrs. Flinter.«
Das Telefon auf Suzanne Wylls Schreibtisch läutete. Sie meldete sich, blickte zu mir herüber und sagte: »Für Sie, Mr. Cotton. Ich lege das Gespräch auf den Tischapparat.« Ich nahm den Hörer ab und meldete mich.
»Hallo, Cotton«, hörte ich Inspektor Sadleys tiefe Stimme. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie zu den Englewood Cliffs hinauskämen. Wir sind gerade dabei, das Auto des Butlers James aus dem Hudson zu ziehen; und ich fürchte, daß James sich noch darin befindet.«
***
Sadley hatte sich nicht getäuscht. Der Butler lag in verkrampfter Haltung auf den durchgeweichten Polstern. Er trug einen schwarzen, streng geschnittenen Mantel und graue Wildlederhandschuhe an den Händen. Sein Gesicht sah erschreckend aus.
Sadley hatte eine Menge Leute in Gang setzen müssen, um den Wagen aus dem Hudson zu fischen. Als das Bergungskommando das Auto endlich am Haken hatte, mußten sie es zweihundert Yard flußab schleppen, bevor sie es an Land ziehen konnten.
»Ein paar Leute in einem Boot sahen, wie der Schlitten von oben herunterkam«, erklärte Sadley. »Ich habe die Stelle untersucht, an der er die Absperrung auf dem Parkplatz auf den Klippen durchbrach. Nichts deutet auf die Beteiligung Dritter hin, obwohl einer der Augenzeugen glaubt, vom Fluß her einen zweiten Wagen gesehen zu haben, aber seine Aussagen sind ungenau. Sie haben die Wahl zwischen Selbstmord und Unglücksfall, Cotton; vorausgesetzt, unser Doc stellt nicht fest, daß James schon tot war, bevor er und sein Wagen in den Fluß stürzten.« Er wandte sich an den Arzt, der den Toten bereits flüchtig untersucht hatte. »Was
Weitere Kostenlose Bücher