Jerry Cotton - 0561 - Die vertauschte Moerderin
spräche. — Entschuldigen Sie, Sir, aber so drückte er sich wörtlich aus.«
»Vielen Dank, Sarah!«
Ich fuhr auf dem kürzesten Weg nach New York zurück. Um ungefähr sechs Uhr saß ich David Nichols in seinem Büro in dem Hochhaus an der 16. Straße gegenüber. Er war überrascht, mich noch einmal zu sehen.
»Ich brauche ein paar Informationen, die mir Florine Greco nicht geben konnte. Erste Frage: Eleonor Flinter war kurzsichtig und trug trotzdem keine Brille?« fragte ich schnell.
»Nur selten, und zwar aus Eitelkeit. Sie hat es mit Haftschalen versucht, konnte die Dinger aber nicht vertragen.«
»Danke! Haben Sie Miß Greco heute noch einmal angerufen?«
»Nein!«
Ich sah Suzanne Wyll, die an ihrem Schreibtisch saß, fragend an. In ihren Augen flackerte Empörung auf. »Erwarten Sie eine Bestätigung von mir?« fragte sie scharf. »Mr. Nichols hat nicht mit Miß Greco telefoniert.«
»Danke! Bestanden jemals Geschäftsbeziehungen zwischen Eleonor Flinter und einer Diamond-Getränkevertriebsgesellschaft?«
»Nein«, antwortete der Anwalt. »Glauben Sie das vielleicht, weil Sie mich in der vergangenen Nacht im Diamond-Nachtklub getroffen haben? Ich sagte Ihnen doch, daß ich hinging, weil…«
»…weil Sie sich immer noch für das Flinter-Vermögen verantwortlich fühlen«, ergänzte ich. »Haben Sie Florine Greco von dem Anruf unterrichtet?«
»Ich kam gar nicht mehr dazu. Wir gerieten sofort in Streit über die weitere Verwaltung des Vermögens.«
Wieder sah ich die Sekretärin an. »Haben Sie den Anruf der geheimnisvollen Lady entgegengenommen?«
Miß Wyll zog die Augenbrauen hoch. »Der Anruf erreichte mich in meiner Privatwohnung«, sagte Nichols.
Ich stand auf. »Kerne weiteren Fragen, Mr. Nichols.«
Er brachte mich bis zur Tür. »Sieht so aus, als glaubten Sie nicht mehr an die Täterschaft der Privatdetektivin?« fragte er leichthin.
»Ich habe ‘nie wirklich daran geglaubt, Mr. Nichols, denn ich kenne Diane Jagg nicht erst seit gestern, aber auch ich hätte wenig für sie tun können, wenn sie in einem Indizienprozeß verurteilt worden wäre. Am Anfang sprachen die Tatsachen gegen sie.«
»Und jetzt sprechen sie für sie?«
»Einige.«
»Darf ich fragen, um welche Tatsachen es sich dabei handelt?«
Ich lächelte ihn an. »Ich glaube, es schadet nichts, wenn ich Ihnen die Frage beantworte. Schließlich waren Sie in einem gewissen Sinne dabei, als in der vergangenen Nacht zwei Mitspieler des Dramas ermordet wurden.«
Er prallte zurück.
»Damit will ich nicht sagen, daß Sie diese Morde begangen haben, Mr. Nichols.«
Er brach in schallendes Gelächter aus. »Ich bat Sie um Tatsachen, G-man, und Sie erzählen Phantastereien.«
»Sorry, Mr. Nichois. Eine Beschreibung, die Diane Jagg mir von zwei Männern gab, die sie in der Blockhütte im Wald von Englewood gefangen hielten, paßt so haargenau auf die ermordeten Gangster, daß es überhaupt keinen Zweifel geben kann, daß es sich um dieselben Männer handelt.«
»Genügt das gegenüber den Tatsachen, die Miß Jagg belasten? Kann sie nicht die Gangster als Mitwisser aus dem Wege geräumt haben?«
»Möglich ist immer alles, Mr. Nichols, aber als Diane mir die Umstände der Entführung schilderte, sprach sie von zwei Personen, die ebenfalls in der Hütte waren und von denen sie an einem einsamen Platz abgesetzt wurde. Diese beiden Personen waren maskiert. Da Diane Jagg die beiden Gangster so genau beschrieb, muß ich annehmen, daß auch ihre Schilderung der Maskierten korrekt war und den Tatsachen entsprach. Sie sind Anwalt, Mr. Nichols. Ihr Beruf hat Sie gelehrt, folgerichtig zu denken. Warum waren die beiden Gangster unmaskiert? Warum trugen die beiden anderen Masken?«
»Verlangen Sie nicht zuviel von mir?«
»Diane Jagg sollte als Mörderin vor ein Gericht gestellt , und verurteilt werden. Mercolano und Souhup brauchten sich nicht zu maskieren, weil sie nicht vor Gericht als Zeugen in Erscheinung getreten wären. Sie waren Helfer aus der Unterwelt, die auch wieder in der Unterwelt verschwinden sollten. Vielleicht war ihre Ermordung von Anfang an beschlossen. Warum aber waren die beiden anderen Leute in der Hütte maskiert?«
»Tut mir leid, Cotton, aber Sie überfordern mein einfaches Anwaltsgehirn.« Ich schlug ihm auf die Schulter. »Meine alte Tante Henny würde darauf kommen, Mr. Nichols. Die beiden Maskierten mußten befürchten, beim Prozeß gegen Diane Jagg wegen Mordes an Eleonor Flinter von Diane erkannt zu
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