Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke
Es war ein Dienstabzeichen, wie es die Cops der Stadtpolizei an ihren Uniformjacken tragen.
»Ein Stück von einer Uniformjacke. Mit dem Dienstabzeichen des dritten Cops, der bei dem Banküberfall beteiligt war. Darauf möchte ich wetten.«
»Aber warum verbrennt er die Uniform?«
»Weil er sich natürlich längst ausgerechnet hat, daß wir inzwischen wissen müssen, daß bei dem Überfall drei Täter in den Uniformen von Stadtpolizisten in Erscheinung traten, und daß wir folglich jetzt jeden Cop in Uniform genau unter die Lupe nehmen.«
»Gut«, sagte Phil zustimmend. »Aber er kann nicht halbnackt herumlaufen. Da fällt er noch eher auf als in der Uniform.«
»Sicherlich«, gab ich zu. »Aber sieh dir mal den Waschraumwärter an. Wo ist dessen Jacke?«
Phil stieß einen knappen Pfiff aus. »Dann müßten wir einen Mann suchen, der jetzt eine weiße Jacke trägt«, murmelte er.
»Ja, Phil. Aber wir sollten nichts überstürzen. Ich meine, wir sollten nicht gleich jeden festnehmen, der im Bahnhofsgelände mit einer weißen Jacke herumläuft. Etwas gefällt mir nämlich nicht an der Sache.«
»Und zwar?«
»Warum ist der Bursche nicht längst über alle Berge. Am Anfang hätte er in seiner Uniform eine reelle Chance gehabt davonzukommen. Warum ist er hiergeblieben?«
»Ja, warum?« wiederholte Phil. »Es ist doch mehr als riskant für ihn.«
»Also muß er einen triftigen Grund haben«, sagte ich. »Und den möchte ich herausfinden. Warte mal, mein Alter. Es waren drei Uniformierte und ein Zivilist. Der Zivilist verschwand durch die Hintertür, während die anderen noch vorn warteten, das wissen wir mit Sicherheit. Und während die noch dastanden, ging beim FBI der Anruf ein, daß die Bank überfallen würde.«
»Du meinst, der rothaarige Zivilist hat selbst das FBI alarmiert, um seine Komplicen ans Messer zu liefern?«
»Allmählich kommt es mir sehr wahrscheinlich vor, Phil. Er hatte das Geld, und wenn er seine Komplicen loswerden wollte, gab es gar keine bessere Möglichkeit, als sie der Polizei in die Hände zu spielen. Jetzt versetz dich in die Lage des dritten, der hier seine Uniformjacke verbrannt hat! Der ist wütend, weil er ’reingelegt werden sollte. Trotzdem bleibt er hier im Bahnhof. Und warum?«
»Weil er den Rothaarigen mit dem Geld aus irgendeinem uns unbekannten Grund auch noch hier vermutet.«
»Mitsamt der Beute! Los, Phil! Du rufst eine Ambulanz, kümmerst dich um den Wärter und läßt die Uniformreste sicherstellen. Die brauchen wir als Beweismaterial. Inzwischen organisiere ich eine unauffällige Suche im ganzen Bahnhofsgelände. Wir brauchen den Mann mit der weißen Jacke — aber nicht, um ihn zu verhaften, sondern um ihn so lange beobachten zu können, bis er uns zu seinem Komplicen geführt hat.«
Sergeant Ed Winters wollte gerade die kleine Wache der U-Bahn-Polizei verlassen, als der grauhaarige Sergeant, der die Telefonbereitschaft versah, ihn anrief: »He, Ed! Da ist Mr. Calloway an der Strippe. Er ist anscheinend verdammt wütend. Willst du dich mit ihm auseinandersetzen?«
»Gib her«, knurrte Winters und ging zum Pult, um den Hörer zu nehmen. »Sergeant Winters«, sagte er schroff.
»Calloway!« dröhnte eine laute, knurrige Stimme an sein Ohr. »Sie wissen, wer ich bin, ja?«
»Irgendwas in der Verwaltung der U-Bahn…« Winters konnte nicht einmal seinen Satz zu Ende sprechen.
»Irgendwas ist gut!« bellte der andere. »Ich bin der Technische Direktor! Und jetzt hören Sie mal zu, Sie Neunmalkluger! Irgendeiner bei euch muß restlos den Verstand verloren haben! Seit wann dirigiert denn unsere eigene U-Bahn-Polizei die Züge, he? Warum stellt ihr dann nicht auch gleich die Fahrpläne auf? Und warum sitzen wir hier überhaupt noch ’rum! Warum macht ihr nicht gleich alles selber! Warum…«
Jetzt war es der Sergeant, der ihm ins Wort fiel. Ruhig, aber mit Festigkeit fragte er: »Warum halten Sie nicht mal den Mund? Kurz und präzise, Sir: Hier hat ein Banküberfall stattgefunden, bei dem Lieutenant Alster mit einem Bauchschuß verrecken mußte wie eine getretene Ratte. Ich war bei ihm, als er starb. Wir greifen nicht in die Fahrpläne ein. Wir stoppen nur die Züge, die wir stoppen müssen. Und jetzt habe ich zu tun, Sir. Während Sie hinter Ihrem Schreibtisch sitzen, müssen Wir einem tollwütigen Kerl nachjagen, der unseren Lieutenant ermordete. Bis später, Sir!«
Winters reichte dem Kollegen den Hörer. Der ergraute Sergeant starrte Winters erschrocken
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