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Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Titel: Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kellner auf ihn zu, der ihn am Vortage bedient hatte. Er wollte ihm einen Tisch anbieten.
    Phil wehrte ab. »Erinnern Sie sich an den rothaarigen Mann, der gestern abend Madam Tu begleitete?«
    Der Chinese wußte sofort, wen Phil meinte. Mit der Fingerfertigkeit eines Taschenspielers ließ er die Zehndollarnote im Frack verschwinden, die Phil ihm hingehalten hatte.
    »Ich hatte die Ehre, den von Ihnen als rothaarig bezeichneten Herrn zur Tür zu begleiten. Er kam ziemlich eilig und aufgeregt aus der Tür neben der Bühne«, erklärte der Kellner.
    Nach Phils Berechnungen konnte das stimmen. Es mußte zu dem Zeitpunkt gewesen sein, als er selbst Simpson verfolgte und dann an dessen Stelle in die Hände der Chinesen geraten war.
    »Sie wissen nicht zufällig, wohin er sich wandte?« fragte Phil weiter.
    »Doch, Sir« antwortete der Kellner zu Phils größter Überraschung. »Er bestieg ein Taxi, das vor dem Eingang parkte. Ich hörte, wie er dem Chauffeur eine Adresse zurief.«
    Phil verstand die Anspielung. Abermals wechselte eine Banknote ihren Besitzer.
    »34 Range Street.«
    Phil blickte den Kellner fragend an. Die Straße sagte ihm wenig.
    Doch der Chinese bequemte sich zu einem weiteren Hinweis: »Zufällig kenne ich die Gegend, Sir. Wenn Sie über die Brooklyn Bridge kommen, ist es gleich rechter Hand am Hafen. Die Range Street verläuft in der Höhe von Pier 8 und 9. Das ist eine Anlegestelle der US Navy. Wir haben viele Gäste von dort.«
    Die Angaben des Kellners klangen glaubwürdig. Bootsmann Hank Simpson brauchte nach seinem Verschwinden von der »Arizona« einen Unterschlupf, und den fand er am besten in der Gegend, die ihm als Seemann bekannt war.
    Phil verließ das Chinesenlokal und nahm ein Taxi.
    Der Fahrer machte ein saures Gesicht, als Phil ihm das Ziel nannte. Es war nicht weit genug. Er brauchte nur die St. James Street hinaufzufahren und kam dann schon zur Brooklyn Bridge.
    Es war eine üble Gegend, in der Phil das Taxi verließ.
    Die Häuser waren verwahrlost, und nur die Furman Street, die zur Atlantic Avenue hinunterführte, war ausreichend beleuchtet.
    Das Haus 34 Range Street lag eingebettet zwischen alten Gebäuden mit kleinen Läden, die fast ausschließlich Schiffsausrüstungen und Seemannsartikel verkauften.
    Ein Schild neben der Haustür von Nummer 34 wies darauf hin, daß sich in diesem Haus eine private Agentur befand, die Seeleute für alle Linien anheuerte. Außerdem war notiert, daß Seeleute hier auch Unterkunft finden konnten.
    Die Fenster im ersten und zweiten Stockwerk lagen im Dunkeln, nur in dem kabinenartigen Raum neben der Tür brannte eine trübe Lampe.
    Phil stieß die Tür auf.
    Im gleichen Augenblick schoß ein grauhaariger Kopf aus dem lukenartigen Fenster im Flur.
    Phil spielte den angesäuselten Seemann. »Ein Zimmer«, sagte er mit schwerer Zunge.
    Der Grauhaarige musterte ihn von oben bis unten und knurrte dann: »Schon mal hiergewesen?«
    »Weiß ich nicht«, gab Phil zurück, um dann in der eigensinnigen Tonart Betrunkener fortzufahren: »Ich brauche ’n Bett.«
    Aber der Alte blieb mißtrauisch. Irgend etwas an Phil schien ihm nicht zu gefallen. Jedenfalls kaufte er ihm den Seemann nicht ab, sondern verlangte, was in diesem »Hotel« bestimmt nicht üblich war, seinen Ausweis.
    »Habe ich nicht«, grinste Phil einfällig. »Bin mit ’nem Freund verabredet. Vielleicht kennst du ihn, Alter. Ist so ’n großer Rothaariger. Hank ist nicht zu übersehen.«
    Der Grauhaarige gab mit keiner Miene zu erkennen, ob er den Mann kannte. Er drehte sich nur um, betrachtete das Schlüsselbrett hinter sich und murmelte: »Alles belegt, hab’ nur noch ’ne Koje im Saal frei. Macht fünf Dollar.« Auffordernd streckte er Phil seine faltige Hand entgegen, deren besonderes Merkmal der fehlende Daumen und die abgebrochenen Fingernägel waren.
    Umständlich holte Phil einen zerknitterten Zehndollarschein hervor. Der Alte ließ ihn verschwinden, ohne die Hälfte herauszugeben. Zum erstenmal grinste er. »Du wirst ja bei uns frühstücken, macht ebenfalls fünf Dollar.«
    »Ihr habt Preise wie im Waldorf Astoria«, knurrte Phil, nahm ein Handtuch und ein winziges Stück Seife entgegen und schlurfte schwankend den Flur entlang, an dessen Ende der Gemeinschaftsschlafsaal lag.
    Als Phil die Tür öffnete, schlug ihm eine Wolke von Schweiß, Tabakrauch und Alkohol entgegen. Von der Decke des viereckigen Raumes hing eine verstaubte Glühbirne herab, die vergeblich gegen die Dunkelheit

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