Jerry Cotton - 0571 - Ich gegen die Mafia
ungefähr vierzigjähriger Mann, der mausgraues, kurz geschnittenes Haar hatte und eine Brille mit dunklen olivbraunen Gläsern trug.
»Jimmy Calgate«, sagte Jackson. »Mein lieber Stellvertreter!«
Calgate hatte den Mund geöffnet, bekam aber keinen Ton über die zitternden Lippen. Jackson trat ein, zog die Tür hinter sich zu und stieß Calgate in das große, sehr modern eingerichtete Wohnzimmer.
»Kannst du lausige Ratte es nicht abwarten?« knurrte Jackson wütend. »Kannst du es vor Ehrgeiz nicht mehr aushalten? Mußt du Randolph und mich verpfeifen, bloß damit mein Stuhl für dich frei wird?«
Calgate trug einen zerknautschten sandfarbenen Schlafanzug. Er war barfuß, aber er fror nicht deshalb. Mit heiserer Stimme stieß er hervor: »Ich — ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie sprechen, Boß!«
Jackson lachte bitter. »Natürlich nicht, du Waschlappen. Siehst du das da? Weißt du, was es ist? Nein? Mach die Flasche auf! Na los, wird’s bald? Mach die Flasche auf, habe ich gesagt!«
Mit zitternden Händen zog Calgate den Glasstöpsel aus dem Flaschenhals. Beißender Qualm von milchig grauer Farbe kräuselte aus der Flasche ismpor. Calgate mußte husten.
»Konzentrierte Salzsäure«, sagte Jackson. »Ich war, weil du uns verpfiffen hast, genau zwei Stunden und vierzehn Minuten beim FBI. Du wirst jetzt zwei Stunden und vierzehn Minuten Zeit haben, es zu bereuen. Und dann wirst du Miststück die große Fahrt antreten. Mit drei Kugeln im Bauch.«
***
Sergeant Ed Schulz hielt den Dienstwagen an der Gehsteigkante an. »Mir kann es gleichgültig sein, Lieutenant«, meinte er. »Aber werden die Leute nicht allmählich Wut auf uns kriegen, wenn wir sie mitten in der Nacht herausklingeln?«
»Schon möglich, Ed«, erwiderte Easton und prägte sich rasch den Namen der vierten Adresse ein, bei der sie jetzt hielten. »Ich kann es nicht ändern. Mörder richten sich nicht nach Geschäftszeiten. Da kann es die Polizei auch nicht tun.«
Sie stiegen zusammen aus und betraten das altmodische Mietshaus in der Sechsten Avenue. In der Halle gab es eine Tafel mit dem Bewohnerverzeichnis. Sie suchten den Namen Henderson, fanden ihn unter der Rubrik des vierten Stockwerks und fuhren hinauf. Ed Schulz klingelte. »Es ist gleich halb zwölf, Lieutenant«, bemerkte er.
»Dann wird es in dreißig Minuten bald zwölf sein«, meinte Easton unbeeindruckt.
Die Tür ging auf. Ein rundlicher Mann von etwa fünfundfünfzig Jahren erschien in Hemdsärmeln und mit einer dicken Zigarre in der Hand.
»Ja?« fragte er.
»Entschuldigen Sie die späte Störung«, sagte Easton. »Aber unser Fall ist dringend. Wir sind Detektive von der Mordabteilung. Das ist Sergeant Schulz, ich bin Lieutenant Easton. Dürfen wir Sie ein paar Minuten belästigen?«
Der Dicke machte ein erschrockenes Gesicht.
»Mein Junge«, stieß er heiser hervor. »Oh, Gott! Was ist ihm passiert?«
»Es handelt sich nicht um Ihren Sohn, Sir. Es geht um Ihren Wagen. Sie fahren einen blauen Plymouth?«
»Ja. Warum?«
Der Ordnung halber ließ Easton sich noch das mit einem Z beginnende Kennzeichen bestätigen. Dann erkundigte er sich: »Könnten Sie mir sagen, wo Sie gestern nacht gegen zwei Uhr gewesen sind?«
»Zu Hause. Mann, ich gehe jeden Tag punkt zwölf ins Bett. Ich muß um sieben aus den Federn, und ich bin nicht mehr der Jüngste. Meine sieben Stunden Schlaf muß ich haben.«
»Haben Sie eine Brille mit dunklen Gläsern?«
»Klar habe ich eine Sonnenbrille. Sie liegt im Handschuhfach.«
»Könnte jemand bestätigen, daß Sie gestern nacht um zwei Uhr hier waren?«
»Ich bin Witwer. Also wer soll das schon bestätigen können? Aber wenn Sie meinen, daß es um den Wagen geht — also der stand gestern nacht in der Werkstatt. Ich habe ihn erst heute früh abgeholt. Es mußte ein Stoßdämpfer ausgewechselt werden.«
Er gab die Adresse der Werkstatt an, Ed Schulz notierte sie, und sie verabschiedeten sich. Als sie wieder in ihren Dienstwagen stiegen, meinte Schulz: »Ich weiß nicht, ob wir auf die Art zum Ziel kommen.«
»In dem Bericht, den der G-man telefonisch an das FBI durchgab, steht, daß der Mann mit der dunklen Brille gegen zwei Uhr nachts in der Bar bei dem Mädchen auftauchte. Und der Parkplatzwächter erinnert sich an das Auto. Blauer Plymouth und ein Kennzeichen, das mit Z anfängt. Also werden wir sie alle abklappern, die uns das Elektronenhirn ausgespuckt hat. Daran sollten Sie doch allmählich gewöhnt sein. Was ist heute los mit
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