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Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten

Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten

Titel: Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten Kostenlos Bücher Online Lesen
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das mit einem roten Läufer ausgelegt war. An den Wänden hingen altmodische Messingleuchten. Es hätten nur noch ein paar geraffte Portieren und Gipsstatuen in Nischen gefehlt, um den Eindruck von Jahrhundertwende, Plüsch und Muffigkeit vollständig zu machen.
    Ich stieg die Treppe hinan. In einer halb geöffneten Tür stand ein Mann mit einem Lippenbärtchen. Er trug einen weißen Bademantel und war barfuß.
    »Hallo, Förster«, sagte ich.
    Er runzelte die Stirn.
    »Was soll das heißen?« grunzte er. »Wer sind Sie?«
    »Hopkins«, erwiderte ich und ließ meine Lizenz sehen. »Privatdetektiv.«
    Er wurde unsicher.
    »Na und?« fragte er schließlich. »Was wollen Sie?«
    »Mit Ihnen reden«, sagte ich. »Das können wir von mir aus im Treppenhaus machen. Oder auch vor Fernsehkameras. Wenn Sie die Öffentlichkeit nicht scheuen.«
    »Worüber wollen Sie mit mir reden?« Ich grinste provozierend. »Mir sind da ein paar Papierchen in die Hände gefallen«, sagte ich. »Die Sicherheitsbeamten im Ministerium würden sich bestimmt dafür interessieren.«
    Er zog die Tür auf.
    »Kommen Sie herein!«
    Ich blieb reglos stehen.
    »Eine kleine Information vorher, Förster: Wenn ich nicht in regelmäßigen Abständen und mit bestimmten Codewörtern eine gewisse Nummer anrufe, geht ein versiegelter Umschlag an gewisse Fahndungsbehörden. Verstehen Sie?«
    »Haben Sie Angst?«
    »Sehe ich so aus?«
    Er preßte die Lippen aufeinander. Ich ging an ihm vorbei. Es gab weder Plüsch noch Muffigkeit in seiner Wohnung. Ganz im Gegenteil. Sie war hochmodern eingerichtet, und zwar mit Importmöbeln aus Skandinavien. Wenn er das von einem kleinen Beamtengehalt bezahlt hatte, mußte er ein Finanzgenie sein.
    »Also?« fragte er.
    Wir standen in seinem Wohnzimmer. Ich suchte mir ungeniert den Sessel aus, der mir am bequemsten aussah, und zündete mir eine Zigarette an. Nachdem ich den ersten Rauch genießerisch ausgeblasen hatte, sagte ich: »Shafford. Colonel Wilson. Rommstair. Alice Farell — wie viele Namen soll ich noch auf zählen, Förster.«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Aber Förster! Sie wollen Ihre Kollegen nicht kennen?«
    Er musterte mich so wachsam wie eine Klapperschlange das Kaninchen, das sie sich als Abendessen ausgesucht hat.
    »Natürlich kenne ich die Namen. Aber was soll die Aufzählung?«
    »Sie wetteten alle so gern«, behauptete ich, obgleich wir das von Rommstair noch nicht sicher wußten. »Und Sie waren so freundlich, ihnen dabei zu helfen. Indem Sie Wetten annahmen. Lassen Sie mich aussprechen, Förster. Was ich sage, könnte ich beweisen — wenn ich es beweisen wollte.«
    »Ach, Sie wollen nicht?«
    »Vielleicht. Vielleicht nicht. Das wird von Ihrem Boß abhängen.«
    »Von wem?«
    »Sie haben mich schon verstanden. Sagen Sie Ihrem Boß — und sagen Sie es ihm schnellstens —, daß ich euch auf die Schliche gekommen bin. Ich kann euren Laden hochgehen lassen. Dann bekäme ich ein bißchen Publicity, und irgend jemand würde mir vielleicht sogar eine Belohnung in die Hand drücken. Aber schon eine Woche später würde kein Mensch sich mehr an den Privatdetektiv Hopkins erinnern. Dagegen hättet ihr natürlich den Nachteil, daß ihr im Zuchthaus dauernd an mich denken könntet.«
    »Reden Sie ruhig weiter, auch wenn ich kein Wort verstehe.«
    »Und wie Sie mich verstehen, Kumpel. Doch, das kann ich ruhig sagen. Denn wir werden ja bald Kumpel sein. Gegen eine kleine monatliche Aufmerksamkeit würde ich nämlich vergessen, daß ich in unserer hübschen Bundeshauptstadt einem illegalen Buchmacherring auf die Schliche gekommen bin.«
    Er holte sich aus einer großzügig eingerichteten Hausbar einen tüchtigen Schluck. Mich schien er nicht für durstig zu halten.
    »Also Sie wollen uns erpressen?« fragte er kühl.
    »Pfui«, meinte ich. »Wer wird denn gleich so häßliche Formulierungen verwenden? Wir machen ein Geschäft miteinander. Nicht wir beide. Dazu sind Sie mir zu kleinkariert. Ihr Boß und ich. Ich vergesse — er bezahlt. Ich wohne in der Pension Vollmer, Förster. Bis morgen erwarte ich Ihre Nachricht. Ich will mit dem Boß selber verhandeln. Ich bin sozusagen meine eigene Gewerkschaft. Bis morgen also. Und wenn Sie sich das nächstemal einen Gin mixen, lassen Sie das Glas nicht so wackeln. Man könnte ja auf den Verdacht kommen, daß Sie zittern, Förster. Das läßt auf schlechte Nerven schließen.«
    Ich nickte ihm zu und ging hinaus. Ohne mich umzusehen, und ohne eine einzige Tür hinter mir

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