Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer
traf mit dem Gangster drüben in Jersey zusammen. Der Gangster forderte einen überhöhten Preis, und Ihr Bruder zögerte nicht, diesen unbequemen Mitarbeiter aus dem Weg zu räumen.«
»Sie haben eine fabelhafte Kombinationsgabe«, lobte mich das Mädchen. Es sollte spöttisch klingen, aber auch diesmal fehlte ihren Worten der richtige Ton.
»Wenn man erst einmal den Anfang gefunden hat, ist der Rest ein Kinderspiel«, machte ich ihr klar. »Im übrigen half mir Ihr Parfüm, dite richtige Spur zu finden. Ihr Bruder hat es für Sie gekauft, nicht wahr?«
»Er schenkte es mir zu meinem Geburtstag«, erwiderte Loretta Ambush.
»Sie begingen einen gravierenden Fehler, als Sie einen Gangster zur Durchsuchung von May Fabers Apartment anheuerten. Die Unterwelt hörte mit. Die Folge davon war, daß man Ihren Bruder heute zu erpressen versuchte.«
»Ich gebe zu, daß es einige Pannen gab«, sagte Loretta Ambush, die trotz allem erstaunlich ruhig blieb. »Damit werden wir schon fertig. Wir müssen uns nur den gefährlichsten Gegner vom Hals schaffen — und das sind Sie, Mr. Cotton.«
Ich stemmte mich hoch. Der Schaukelstuhl pendelte hinter mir aus. »Das müßten Sie«, nickte ich, »aber das wird wohl nicht so einfach sein.«
»Sie irren«, erwiderte Loretta Ambush. »Sie werden dieses Haus nicht lebend verlassen.«
Ich lächelte, spannte aber gleichzeitig die Muskeln. Ich fühlte, daß die Worte des Mädchens nicht aus der Luft gegriffen waren. Sie hatte bewiesen, daß sie großartig schauspielern und bluffen konnte, aber diesmal mußte sie einen Grund für ihre Sicherheit haben.
»Natürlich«, spottete ich. »Ich hätte um ein Haar vergessen, daß ich von Ihnen buchstäblich in eine Falle gelockt wurde.«
»So ist es, G-man«, sagte das Girl halblaut. »Sie sitzen in der Falle.«
Loretta Ambush schnippte mit den Fingern. Ich sah, wie ein triumphierendes Leuchten über ihre Züge huschte. Im nächsten Moment veranlaßte mich ein metallisch schleifendes Geräusch dazu, meinen Kopf zu heben.
Die Hängelampe wackelte, als sich plötzlich die Zimmerdecke in der Mitte teilte und nach links und rechts zurückzugleiten begann. Ich wartete nicht ab, bis das Manöver beendet war, denn ich hatte keine Lust, von oben her abgeschossen zu werden. Ich jumpte zur Tür und warf mich dagegen, aber die einzige Reaktion war ein scharfer Schmerz in meiner Schulter.
Die Tür war von außen abgeschlossen worden. Es gab noch eine zweite Tür, aber ich verzichtete darauf, sie mir vorzunehmen. Es war mir klar, daß auch sie jetzt verschlossen sein würde. Ich trat ans Fenster. Ein kurzer Blick belehrte mich, daß meine Gegner unbemerkt von mir von außen den hölzernen Laden vorgelegt hatten.
Ich riß den Kopf hoch und starrte in das Dunkel, das sich hinter der zur Seite gleitenden Decke staute. Die Hängelampe verlöschte. Jetzt brannte nur noch eine Stehlampe in der Nähe des Kamins.
Ich riß meinen Smith and Wesson Revolver aus der Schulterhalfter, obwohl ich mir des Risikos bewußt war, das sich damit verband. Sehr wahrscheinlich bildete ich für die Gangster, die von oben einen ungehinderten Blick in das Wohnzimmer hatten, ein brillantes Ziel.
Ich feuerte auf die Stehlampe und traf. Die Glühbirne zerbarst. Völlige Dunkelheit hüllte mich ein. Loretta Ambush stieß einen halblauten erschreckten Ruf aus. Sie hatte sich als Regisseurin des Geschehens empfunden und zitterte nun vor der Möglichkeit, daß ich sie eventuell anvisieren und mit einer Kugel bedenken könnte.
Ich dachte nicht daran, auf Loretta Ambush zu schießen oder sie auch nur als Schutzschild zu benutzen. Mit gespannten Sinnen hörte ich, wie die beiden Deckenteile über mir einrasteten und der Motor, der sie bewegt hatte, wieder verstummte.
Einige Sekunden lang hörte ich nur das matte Dudeln der Tanzmusik, die aus dem Radiolautsprecher drang. Irgendein Instinkt brachte mich dazu, der Trommel meines Revolvers zwei Patronen zu entnehmen. Ich bückte mich und schob je eine davon in meine Schuhe.
Ich begriff, daß meine Rechnung noch ein paar ungeklärte Posten enthielt.
Die Ambushs besaßen Geld. Es war denkbar, daß das Girl ein paar Gangster gekauft hatte, um das sinkende Schiff mit dem Namen ihrer Familie zu retten. Das war jedoch keine Erklärung für die raffinierte Mechanik, die das alte Farmhaus zu bieten hatte.
Die bewegliche Zimmerdecke war weder über Nacht installiert worden, noch gab es einen Grund für die Annahme, daß sich dahinter nur das
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